Drei listige Frauen D (Hans Sachs): Unterschied zwischen den Versionen
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Zur Stofftradition vgl. [[Drei listige Frauen (Erzählstoff)]]. | |||
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|style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung a<ref>Zitiert nach [[Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs]], Nr. 109, Band 1, S. 309-311.</ref> | |style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung a<ref>Zitiert nach [[Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs]], Nr. 109, Band 1, S. 309-311.</ref> | ||
|style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung b<ref>Zitiert nach </ref> | |style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung b<ref>Zitiert nach [[Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs]], Nr. 525, Band 4, S. 422-424.</ref> | ||
|style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung c<ref>Zitiert nach </ref> | |style="border-width: 1px 1px 5px 1px"|Fassung c<ref>Zitiert nach [[Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs]], Nr. 708, Band 5, S. 166-168.</ref> | ||
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Die drey frawen mit dem porten. | Die drey frawen mit dem porten. | ||
<br /><br /> | |||
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Uf einem weg drey frawen frey<br /> | Uf einem weg drey frawen frey<br /> | ||
Fuenden ein porten alle drey.<br /> | Fuenden ein porten alle drey.<br /> | ||
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Sprachs, "in klaidern geschwellet nider?<br /> | Sprachs, "in klaidern geschwellet nider?<br /> | ||
Ste auf, ge in die kirchen wider!<br /> | Ste auf, ge in die kirchen wider!<br /> | ||
Dein nachtpawr Kuenczen wirt man | Dein nachtpawr Kuenczen wirt man pfingen."<br /> | ||
Er sprach: "Was sagstw von den dingen?<br /> | Er sprach: "Was sagstw von den dingen?<br /> | ||
Sol ich nachet int kirchen gon?"<br /> | Sol ich nachet int kirchen gon?"<br /> | ||
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Anno salutis 1548, am 7 tag Nouembris. | Anno salutis 1548, am 7 tag Nouembris. | ||
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Die drey frawen mit dem porten.<br />In dem rosen thon Hans Sachsen. | |||
1.<br /> | |||
Auf ainem weg drey frawen freye<br /> | |||
Funden ain porten alle dreye.<br /> | |||
Nuen wolt ide den porten hon,<br /> | |||
Die erst sprach: "Welche iren man<br /> | |||
Am aller sersten kan petoeren,<br /> | |||
Der selbig sol der port gehoeren."<br /> | |||
Die sach war schlecht: die erst haimlieffe,<br /> | |||
Fand, das ir man lag unde schlieffe,<br /> | |||
Rues und saffran die im anstraich<br /> | |||
Und macht in allen schwarz und plaich,<br /> | |||
Weckt in, schray: "O, ich pin vertorben;<br /> | |||
Mein lieber mon, dw pist gestorben."<br /> | |||
Sie trug im ainen spigel dar.<br /> | |||
Als er so plaich und doetlich war,<br /> | |||
Det er kain wort sagen darwider.<br /> | |||
Er het sich erst geleget nider,<br /> | |||
Die nacht war gsessen pey dem wein,<br /> | |||
Sich vol gesueffen wie ein schwein.<br /> | |||
Sie neet in ein: als es wolt tagen,<br /> | |||
Wuert er in die kirchen getragen.<br /> | |||
2.<br /> | |||
Die ander fraw ging haim zw hande,<br /> | |||
Iren man sie auch schlaffent fande,<br /> | |||
Der nachtz stued vol gewesen war.<br /> | |||
Wie pald sie im ain platen schar,<br /> | |||
Sprach: "Herr, stet auf vor allen dingen!<br /> | |||
Dem Kuenczen mueest ein selmes singen".<br /> | |||
Er sprach: "Ersichst mich fuer ain pfaffen?"<br /> | |||
Sie sprach: "Herr, thueet nit lang umbgaffen!"<br /> | |||
Er grieff die platen auf dem kopff,<br /> | |||
In sagrer ging der volle dropff,<br /> | |||
Der platen halb unkentlich gare,<br /> | |||
Legt sich an, ging uber altare.<br /> | |||
Die drite fraw auech haimhin lieff,<br /> | |||
Fand, das ir mon vol war und schlieff,<br /> | |||
Sie wegt in, speit in paide hende,<br /> | |||
Strich im die uber seine lende,<br /> | |||
Gleich sams die federn im abstrich:<br /> | |||
"Dw folle saw, wie hastw dich",<br /> | |||
Sprachs, "in klaidern geleget nider?<br /> | |||
Ste auf, ge in die kirchen wider! | |||
3.<br /> | |||
Dein nachtpauer Kuenzen wirt man pfingen."<br /> | |||
Er sprach: "Was sagstw von den dingen?<br /> | |||
Sol ich int kirchen nachat gon?"<br /> | |||
Sie sprach: "Hast doch dein klaider on,<br /> | |||
Dw folle saw, has nit abzogen."<br /> | |||
So ging der gueet man hin petrogen.<br /> | |||
Als man zw opfern ane singe,<br /> | |||
Der nackat auch gen opfer ginge.<br /> | |||
Doch ging er seines pewtels ir,<br /> | |||
Er sucht und grieff an sein geschirr.<br /> | |||
Der pfaff sach das und sprach: "Dw narre,<br /> | |||
Gestw den nackat in die pfarre?"<br /> | |||
Der nackat sprach: "Was machtw hie?<br /> | |||
Dw lernst doch kain puchstaben nie".<br /> | |||
Der dot dieser nerrischen sachen<br /> | |||
Fing auf der par lawt an zw lachen.<br /> | |||
All drey gingens wider zuemb wein.<br /> | |||
Welcher fraw nuen der port sol sein,<br /> | |||
Gieb ich euch, maister und geselen,<br /> | |||
Ein urtail in der sach zw felen. | |||
Anno salutis 1548, am 17 tag Septembris. | |||
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Die drey genarrten pauren.<br />In dem spiegel thon Erenpoten. | |||
1.<br /> | |||
Drey pewerin peschlosen pey dem weine,<br /> | |||
Die am groesten narrt iren man,<br /> | |||
Solt untr in maister seine.<br /> | |||
Nuen waren ir weder aldrey<br /> | |||
Die nacht stueedfol haim kuemen.<br /> | |||
Die erst fand iren man da haim im pete,<br /> | |||
Rues und saffran sie im anstraich<br /> | |||
Und ser vast wainen dete,<br /> | |||
Sprach: "Mein man, dw gestorben pist,<br /> | |||
Der dot hat dich genuemen."<br /> | |||
Sie langt im ainen spiegel dar.<br /> | |||
Als er sich sach so doetlich dar,<br /> | |||
Glaubt ers und lag erschrocken.<br /> | |||
Sie net in ein, lies in gen kirchen tragen.<br /> | |||
Die ander fraw ain platten schueer<br /> | |||
Irm man; als es wolt tagen,<br /> | |||
Sprach: "Stet auf, herr, singt die selmes,<br /> | |||
Man lewt schon alle glocken.<br /><br /><br /> | |||
2.<br /> | |||
Wan unser nachpar Doetsch der ist verschieden."<br /> | |||
Er sprach: "Sichst vuer ain pfaffen mich?<br /> | |||
Khey weck! las mich zw frieden!"<br /> | |||
Doch grieff er im selb auf den kopff,<br /> | |||
Fünd die platen geschoren.<br /> | |||
So voll und doll in die sacristey rennet,<br /> | |||
Pruempt, samp er pet, der platen halb<br /> | |||
Kein pawer in nit kennet,<br /> | |||
Gschirrt sich an, stuend ueeber altar,<br /> | |||
Sangs requeiem da foren.<br /> | |||
Iren man weckt die drite frwa,<br /> | |||
Sprach: "Wie hast dich, dw folle saw,<br /> | |||
In klaidern gelegt nider?!<br /> | |||
Ste auf, ge gen opfer mit andern paueren!"<br /> | |||
Er sprach: "Nackat mag ich nit gen."<br /> | |||
Sie sprach: "Secht zw dem lawren!<br /> | |||
Dw hast doch all dein klaider an."<br /> | |||
Er ging, ret nicht mer wider,<br /><br /><br /> | |||
3.<br /> | |||
Kam also noch halb fol, nackat int pfarre;<br /> | |||
Iderman auf in dewten was.<br /> | |||
Als opfern wil der narre,<br /> | |||
Grieff er lang nach dem pewtel uemb,<br /> | |||
Er grieff zw leczt sein gschirre.<br /> | |||
Der pfaff sprach: "Thueest nackat int kirchen traben?"<br /> | |||
Der nackat sprach: "Was machsten dw?<br /> | |||
Lernst doch nie kain puchstaben."<br /> | |||
Der auf der par hueeb an und lacht,<br /> | |||
Das sie paid waren irre.<br /> | |||
Der pfaff und nackat gingen dar,<br /> | |||
Namen den doten auf der par,<br /> | |||
Gingen wider zuemb weine. -<br /> | |||
Welch pewrin die maisterschaft hab gewuenen,<br /> | |||
Das gib ich zw urtailen euech.<br /> | |||
Wo noch so unpesuenen<br /> | |||
Sich die man fueellen wie die sey,<br /> | |||
Narrens die weiber feine. | |||
Anno salutis 1551, am 11 tag Marcii. | |||
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Aktuelle Version vom 3. Februar 2023, 23:19 Uhr
Drei listige Frauen D | |
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AutorIn | Hans Sachs |
Entstehungszeit | 07.11.1548 (Fassung a) 17.09.1548 (Fassung b) 11.03.1551 (Fassung c) |
Entstehungsort | |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | |
Ausgaben | Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 109, Band 1, S. 309-311 (Fassung a) Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 525, Band 4, S. 422-424 (Fassung b) Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 708, Band 5, S. 166-168 (Fassung c) |
Übersetzungen | |
Forschung | Raas, Francis: Die Wette der drei Frauen |
Zur Stofftradition vgl. Drei listige Frauen (Erzählstoff).
Synopse der drei Fassungen
Fassung a[1] | Fassung b[2] | Fassung c[3] |
Die drey frawen mit dem porten.
Anno salutis 1548, am 7 tag Nouembris. |
Die drey frawen mit dem porten. 1. 2. 3. Anno salutis 1548, am 17 tag Septembris. |
Die drey genarrten pauren. 1. 2. 3. Anno salutis 1551, am 11 tag Marcii. |
- ↑ Zitiert nach Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 109, Band 1, S. 309-311.
- ↑ Zitiert nach Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 525, Band 4, S. 422-424.
- ↑ Zitiert nach Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 708, Band 5, S. 166-168.