Rose, Lilie und Feigenbaum (Erzählstoff): Unterschied zwischen den Versionen

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==Deutsche Versionen==
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===[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. IV, 9 (um 1408/16, nach Druck Augsburg, 1490)===
===[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. IV, 9 (um 1408/16, nach Druck Augsburg, 1490)===
In Zofen und auch ein Gilgen dye wuochssen miteina(n)der bey einem feygenbaum· und do der selb feygenbaum ihr schönste ferbte pletter die irer farbe gar lustige warend und füssen taw miläklich außgusse mit wolriechendem schmack in die weytte  außpraitet· Nu(n) waren doch die rosen un(d) auch die gilgen die sellben zeit aufwendiklich ires scheines und irer plü genczlich un(d) gar beraubt und geuonten beide(n) halben dannocht allein zuo iren summerfrüchten als sy die frau die frey naturkund maysteren und layten· Darnach ward der feygenbaum nerdiklich erwegt und sprach in hohem muot Zofen und der gilgen zuo· Sagt mir des bit ich eüch wo feind eür Su(m)merfrüchtt/wo sihet man eüer fruchtiges gepern nach so plüenreicher zeit des freüde(n)reiche(n) maien die sich bis her v(er)lauffen hatt wz mag so eitel und so gar vernichtet sein als so sich plu(e) erzay get der doch kei(n) frucht nachuol get/ wa(n)n die natur aller weyßheit maisterin vptndt mit fleyß die frucht in d pluome(n)/ daru(m)be so wirt  die mayenreich plü vil ee gesehen und gepüret· Und darnach erst dye frücht verstuonden
So gar Schnaell das dye Straff ge- faerlich waz · Un(d) das auch dy ent- spra(n)g und wuochs aus nediger wurczen · Do sprachen dy züchti- klich/ wir wissen wol das du vo(n) deins gesperens wegen das kicz- lig an im selber ist die aller schö- nesten pluomen der maegetlichen eren williklich verloren hast un(d) seyt du der emploest bist so rede- stu aus wz du wilt nach gancz- em deym willen/ damit du sein übetmuot erzaigest · Auch wilt tu mit erkennen das uns die pluom die frucht ist · Und dasselb fleüs- set aus übertraeffelicher reinikeit- te aus suessikeit d(er) weselichen li- stikeit/ wann unser wesen steett also das an uns beyden die pluo- men die frucht un(d) die frücht der pluomer ist und seind dye beyde an in selbs ein ainigs wesen · da- rumb so ist kein andersschayde d(er) frucht unnd auch der pluomen in uns wesenlich/ wan seyd die gancz feüchtikeit d(er) hoenigsüssen reinikeit und wolriechenden sue- sikeit überflüssige in uns seynd darumb so seind die beyde dye frucht und auch die pluom ein ai- niges wesen · Und dasselb ding sage du uns ob du das wayst wie der aller reynest und laute- rest tunst der aus der erden drin- get sich in die plue verschlechte/ und verwandlet · und darjenne(d) wechst · Und der sues himeltraw das eder un(d) das scheinreich per- lin das schön in keüscheit leücht verporgenlich adelt · Daru(m)be so mügen wir wol sein die roß au- ch dte gilge(n) gar fruchtig pluome(n) und pluome(n) der frucht · Od(er) hast du nie gehoert das die tugendtt die unnerhalte(n) ju(n)ckfraeulicheitt die allzeit rayn und schmackha- fte ist die clarest frucht und pluo- me mitenand ist hie nieden auf d(er) erden und in d(er) hoechsten reich Auch wis hie · Als wenig ei fru- chte an frucht mag sein als we- nige mag d(er) saum der junckfraeu- lichen reinigkeit on samen sein/ wann junckfraeliche reinigkeyt die ist die frucht auch d(er) saume d(er) tugent und d(er) natur die niema(n)t widerwegen
mag · Si ist die ho- chgältest saum d(er) pringet fruch- te die hundertfeltige ist · Sy istt die freüdenreichest pluom und d(er) allerklaerest schein so er im himel und auf erd mage gesehen wer- den · Sy ist die allersuessest fruch- te und ein zier über all zier Sy ist der senfftes geschmache und ein riechen daz in den himel dringet · Sy ist ein krafft unnd ein vermügen daz sich den enge- len geleichet · Der ding aller las d(er) ych nymmer wundern seyd sy ist der teürest stain unnd der al- ler costlichost darzuo istt · In der
Monstra(n)cz der tugent und der Natur. Sy ist on alles verrucken gancz sy ist die hymlisch hayter, sy ist die höchst mässigkeyt/ sy ist der Syg den niemant überwindet, sie ist der geist ö de(r) fleysche herzschet, sy ist die er/ sy istt die freud, sie ist gelück, sy ist sälligkeit und würd. Darumb istt junckfräulichkeit die aller fäligeste heiligkeit, seytsie ist die pluhm mitsampt der frucht als die gilge und rosen ist die des riechens kreftige feind und des scheynes reich. Oz riechen zeühet senftiklichen mit süssen kreften an sich oz stolz und frei ainhirn wie will de das an im selber ist das seyn hochtragender mut und scharpffer zozeen gezampt und getillet wirf. O junckfräöiche reinigkeit wz mag sich dir geleychen Serd das oz wild einhyrn das mutige ist und zozns wol unnd schnall on all maß vonn deiner lautern reinikeit genot un(d) zwūgen wirt das es sich mit gaczergir in dein schoß beschleußt. Un(d) darinn navh seym luft rastet. O saphyr des teüren gelts o ayter und das so gift ist wieuil des ist zerbricht gewaltiklich. O grungeferbter schmaragd o immerwerenden reinikeit. Ein lyebhaber o unuerruckten keuscheyt o nit leiden mage der stinckenden unkeusch schwaches werck. Damit geschwaig der feigenbaum der sich der frucht der gepare gar üppiklichen gerumpt hette und ließ von seinem gloziern wider aye liebhaber der unkeusch.
Das&middot X&middot Kapitel
In Dippernatter der wutet ser in leibes lusr, und lyeff der schwachen unkeusch nach· der kaein keuscher Elephant gar sittlichen engegen· der fraget sy un(d) sprach sldo: Wo sy so gar mytt geschwindem sauß in dem wyl den staingeschirr so geytigklichen und so begirlichen hin und her mit grosser eyl umblyeffe/ Do ward ir hart ein kurcze stude mit wozten abgebeten in der sy sich enthalten that, und gab antwurt mit weemütigem herczen, und sprach dem Elepha(n)ten also zu· Mein pzuder sihestu nicht wye ich mit grosser eyle und schnallem fuß nahe czu der freuden und auch zu der wunne o ye unser schöne abgöttin o ye edel und klare Venus mittigklichen austeylet ausgibett und ausgeüsset frauen mannen und de(r) knaben und allen o ye o.


==Miniaturen und gedruckte Bilder==
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Version vom 9. Januar 2022, 10:09 Uhr

Rose, Lilie und Feigenbaum

(Erzählstoff)

Regest Der Feigenbaum fragt Rose und Lilie, warum sie Blüten aber keine Früchte tragen; sie verweisen auf ihre Jungfräulichkeit, in der es keinen Unterschied zwischen Blüte und Frucht gäbe. (Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 576)
Fassungen Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. IV, 9
Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. IV, 9, Bl. 81v-82r
Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 93, Bl. 295v-298r
Forschung
(s.a. unter Fassungen)
Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 576; Günthart, Romy (Hg.): Sebastian Münster, Spiegel der wyßheit, Band 2, S. 134-137


Lateinische Version (Cyrillus, Nr. IV, 9), 1. Hälfte 14. Jhd.

Die deutsche Tradition baut auf einer lateinischen Quelle auf (Cyrillus, Nr. IV, 9 (Grässe, Johann Georg Theodor (Hg.): Die beiden ältesten lateinischen Fabelbücher des Mittelalters. Tübingen 1880, S. 115f.)).

Cyrillus: Speculum Sapientiae[1] Übersetzung[2]

Proverbium ad laudem virginitatis.

Rosa et lilium iuxta ficulneam sunt exortae. Quae cum expandissent floribunda folia nitore splendentia ac rorem suavitatis manantia aromaticique odoris fragrantiam effudissent, et illa floris orbata luce acerbum in fructum pariter pullulasset, lacte quidem invidentiae pruriens, commota mox invectivam proposuit dicens: "Post tam amoenissimam rutilantiam floridam ubi fructus vestri intenta genitura finaliter? Sanum est quippe florere sine fructu. Ligat enim natura sagax fructum in flore et ob ipsum tam vernantissimum germinat in florem." At illae mox radicem eloquii sentientes pacifica ratione dixerunt: "Bene scimus, quod propter pruritum generationis perdidisti gloriam floris et idcirco iam exspoliata es sie loquens; nempe fructum paris dulcissimum, sed tamen pateris in radice pruritum, quo florem amisisti, nobis autem ex plena puritate et suavitate substantiae flos ipse fructus est. Unde in nobis flos et fructus minime distinguitur, quoniam abundante nimis mellitae puritatis et odoriferae sublimitatis humore id ipsum factum est in nobis flos et fructus. Nonne vapor terrae purissimus totum floridum in aurum concrescit et ros dulcissimus caeli virginitate vernante margaritam congemmascit? Igitur rosa et lilium et flores fruetiferi et fructus floridi sunt. An nescivisti, quod virginitatis manantis puritate, aromate et suavitate virtus ipsa clarissimus flos est et fructus? Mirabile igitur germen virginitatis sine germine non est. Nunquam est fructus sine fructu, immo totus et ipse fructus est. Sic et sancta virginitas ipsum naturae et virtutis est germen pretiosissimum, flos amoenissimus et splendor clarissimus, fructus dulcissimus, decor praestantissimus, odor suavissimus, valor totus. Nimirum ipsa est naturae ac virtutis clarissima gemma, inviolata integritas, caelestina serenitas, summa temperantia, perfecta victoria spiritus super germen, gloria tota. Ut rosa igitur fragrans et lilium rutilans est sancta virginitas, flos et fructus, ad cuius quidem fragrantiam unicornis tractus suaviter currit, cuius dulcedine ferocitas mansuescit, cuius puritate eius tam valida delectata potestas quasi victa in nitido gremio virginali reverentialiter prostrata recumbit. O nimirum magnes nimiae validitatis virginitatis ad se trahens naturam! O saphirus mirabilis castitatis omnem fugans et destruens famam veneuosam! O smaragdus rutilans viriditatis, perpetua puritas, inviolatae integritatis amatrix, foetidam Veneris nullatenus patiens corruptelam!" Ad haec ficulnea stupefacta conticuit.

Ein Beispiel zum Lob der Jungfräulichkeit.

Eine Rose und eine Lilie wuchsen neben einem Feigenbaum. Diese hatten ihre Blütenblätter entfaltet, die glänzten und strahlten, über sie rann süßer Tau und sie hatten den Wohlgeruch eines aromatischen Duftes verströmt. Jener aber hatte ohne Blütenglanz zugleich eine unreife Frucht hervortreiben lassen und hielt aufgebracht bald darauf folgende Scheltrede, da er durch den Saft des Neides brannte: "Wo ist schließlich nach solche einem anmutigen Blütenglanz die erstrebte Nachkommenschaft eurer Frucht? Es ist freilich gescheit, ohne Frucht zu blühen. Es bindet nämlich die weise Natur die Frucht an die Blüte, und deswegen treibt sie eine so glänzende Blüte hervor." Aber da jene die Quelle der Rede bemerkten, sprachen sie in friedlicher Absicht: "Wir wissen gut, daß du wegen der Begierde nach Nachkommenschaft die Zierde deiner Blüte verloren hast und deshalb so sprichst, weil du von jetzt an ihrer beraubt bist; du bringst freilich eine sehr süße Frucht hervor, aber dennoch duldest du an der Wurzel die Begierde, wodurch du die Blüte verloren hast; aber aufgrund der vollen Reinheit und Süße unseres Wesens ist die Blüte selbst die Frucht. Daher unterscheidet man bei uns keineswegs Blüte und Frucht, weil bei uns durch den überreich vorhandenen Pflanzensaft von überaus süßer Reinheit und wohlriechender Vorzüglichkeit gerade das zu Blüte und Frucht geworden ist. Verdichtet nicht die reinste Wärme der Erde alles Glänzende zu Gold und läßt nicht der süßeste Tau des Himmels eine Perle in Jugendlichkeit und Jungfräulichkeit entstehen? Daher sind Rose und Lilie sowohl fruchttragende Blüten als auch blühende Früchte. Wußtest du nicht, daß gerade die Tugend der Jungfräulichkeit, die sich mit Reinheit, Wohlgeruch und Süße verbreitet, die edelste Blüte und zugleich Frucht ist? Daher gibt es keinen wunderbaren Sproß der Jungfräulichkeit ohne einen Keim. Niemals gibt es eine Frucht ohne Frucht, sondern im Gegenteil ist die Frucht selbst alles. So ist auch die heilige Jungfräulichkeit selbst der kostbarste Sproß, die anmutigste Blume, der hellste Glanz, die süßeste Frucht, die vorzüglichste Zierde, der lieblichste Duft und der ganze Wert der Natur und der Tugend. Zweifellos ist sie selbst der hellste Edelstein der Natur und der Tugend, unverletzbare Unschuld, himmlische Reinheit, höchste Selbstbeherrschung, vollkommener Sieg des Geistes über den Trieb, vollkommener Ruhm. Wie die duftende Rose und die rötlich schimmernde Lilie ist die heilige Jungfräulichkeit Blüte und Frucht, von deren Duft angezogen das Einhorn sanft herbeiläuft. Durch ihre Süße wird seine Wildheit bezähmt und durch ihre Reinheit legt sich ehrerbietig seine so starke Kraft voll Freude gleichsam besiegt in den glänzenden Schoß der Jungfrau. Oh Magnet von zweifellos außerordentlicher Stärke der Jungfräulichkeit, der du die Natur anziehst! Oh Saphir von wunderbarer Reinheit, der du das ganze giftige Gerede vertreibst und vernichtest! Oh Smaragd, der du von Jugendkraft glänzest, immerwährende Reinheit, Freundin unverletzbarer Unschuld, die du in keiner Weise die schädliche Verführung der Venus duldest!" Auf diese Worte hin verstummte betrübt der Feigenbaum.

Deutsche Versionen

Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. IV, 9 (um 1408/16, nach Druck Augsburg, 1490)

In Zofen und auch ein Gilgen dye wuochssen miteina(n)der bey einem feygenbaum· und do der selb feygenbaum ihr schönste ferbte pletter die irer farbe gar lustige warend und füssen taw miläklich außgusse mit wolriechendem schmack in die weytte außpraitet· Nu(n) waren doch die rosen un(d) auch die gilgen die sellben zeit aufwendiklich ires scheines und irer plü genczlich un(d) gar beraubt und geuonten beide(n) halben dannocht allein zuo iren summerfrüchten als sy die frau die frey naturkund maysteren und layten· Darnach ward der feygenbaum nerdiklich erwegt und sprach in hohem muot Zofen und der gilgen zuo· Sagt mir des bit ich eüch wo feind eür Su(m)merfrüchtt/wo sihet man eüer fruchtiges gepern nach so plüenreicher zeit des freüde(n)reiche(n) maien die sich bis her v(er)lauffen hatt wz mag so eitel und so gar vernichtet sein als so sich plu(e) erzay get der doch kei(n) frucht nachuol get/ wa(n)n die natur aller weyßheit maisterin vptndt mit fleyß die frucht in d pluome(n)/ daru(m)be so wirt die mayenreich plü vil ee gesehen und gepüret· Und darnach erst dye frücht verstuonden

So gar Schnaell das dye Straff ge- faerlich waz · Un(d) das auch dy ent- spra(n)g und wuochs aus nediger wurczen · Do sprachen dy züchti- klich/ wir wissen wol das du vo(n) deins gesperens wegen das kicz- lig an im selber ist die aller schö- nesten pluomen der maegetlichen eren williklich verloren hast un(d) seyt du der emploest bist so rede- stu aus wz du wilt nach gancz- em deym willen/ damit du sein übetmuot erzaigest · Auch wilt tu mit erkennen das uns die pluom die frucht ist · Und dasselb fleüs- set aus übertraeffelicher reinikeit- te aus suessikeit d(er) weselichen li- stikeit/ wann unser wesen steett also das an uns beyden die pluo- men die frucht un(d) die frücht der pluomer ist und seind dye beyde an in selbs ein ainigs wesen · da- rumb so ist kein andersschayde d(er) frucht unnd auch der pluomen in uns wesenlich/ wan seyd die gancz feüchtikeit d(er) hoenigsüssen reinikeit und wolriechenden sue- sikeit überflüssige in uns seynd darumb so seind die beyde dye frucht und auch die pluom ein ai- niges wesen · Und dasselb ding sage du uns ob du das wayst wie der aller reynest und laute- rest tunst der aus der erden drin- get sich in die plue verschlechte/ und verwandlet · und darjenne(d) wechst · Und der sues himeltraw das eder un(d) das scheinreich per- lin das schön in keüscheit leücht verporgenlich adelt · Daru(m)be so mügen wir wol sein die roß au- ch dte gilge(n) gar fruchtig pluome(n) und pluome(n) der frucht · Od(er) hast du nie gehoert das die tugendtt die unnerhalte(n) ju(n)ckfraeulicheitt die allzeit rayn und schmackha- fte ist die clarest frucht und pluo- me mitenand ist hie nieden auf d(er) erden und in d(er) hoechsten reich Auch wis hie · Als wenig ei fru- chte an frucht mag sein als we- nige mag d(er) saum der junckfraeu- lichen reinigkeit on samen sein/ wann junckfraeliche reinigkeyt die ist die frucht auch d(er) saume d(er) tugent und d(er) natur die niema(n)t widerwegen

mag · Si ist die ho- chgältest saum d(er) pringet fruch- te die hundertfeltige ist · Sy istt die freüdenreichest pluom und d(er) allerklaerest schein so er im himel und auf erd mage gesehen wer- den · Sy ist die allersuessest fruch- te und ein zier über all zier Sy ist der senfftes geschmache und ein riechen daz in den himel dringet · Sy ist ein krafft unnd ein vermügen daz sich den enge- len geleichet · Der ding aller las d(er) ych nymmer wundern seyd sy ist der teürest stain unnd der al- ler costlichost darzuo istt · In der

Monstra(n)cz der tugent und der Natur. Sy ist on alles verrucken gancz sy ist die hymlisch hayter, sy ist die höchst mässigkeyt/ sy ist der Syg den niemant überwindet, sie ist der geist ö de(r) fleysche herzschet, sy ist die er/ sy istt die freud, sie ist gelück, sy ist sälligkeit und würd. Darumb istt junckfräulichkeit die aller fäligeste heiligkeit, seytsie ist die pluhm mitsampt der frucht als die gilge und rosen ist die des riechens kreftige feind und des scheynes reich. Oz riechen zeühet senftiklichen mit süssen kreften an sich oz stolz und frei ainhirn wie will de das an im selber ist das seyn hochtragender mut und scharpffer zozeen gezampt und getillet wirf. O junckfräöiche reinigkeit wz mag sich dir geleychen Serd das oz wild einhyrn das mutige ist und zozns wol unnd schnall on all maß vonn deiner lautern reinikeit genot un(d) zwūgen wirt das es sich mit gaczergir in dein schoß beschleußt. Un(d) darinn navh seym luft rastet. O saphyr des teüren gelts o ayter und das so gift ist wieuil des ist zerbricht gewaltiklich. O grungeferbter schmaragd o immerwerenden reinikeit. Ein lyebhaber o unuerruckten keuscheyt o nit leiden mage der stinckenden unkeusch schwaches werck. Damit geschwaig der feigenbaum der sich der frucht der gepare gar üppiklichen gerumpt hette und ließ von seinem gloziern wider aye liebhaber der unkeusch. Das&middot X&middot Kapitel In Dippernatter der wutet ser in leibes lusr, und lyeff der schwachen unkeusch nach· der kaein keuscher Elephant gar sittlichen engegen· der fraget sy un(d) sprach sldo: Wo sy so gar mytt geschwindem sauß in dem wyl den staingeschirr so geytigklichen und so begirlichen hin und her mit grosser eyl umblyeffe/ Do ward ir hart ein kurcze stude mit wozten abgebeten in der sy sich enthalten that, und gab antwurt mit weemütigem herczen, und sprach dem Elepha(n)ten also zu· Mein pzuder sihestu nicht wye ich mit grosser eyle und schnallem fuß nahe czu der freuden und auch zu der wunne o ye unser schöne abgöttin o ye edel und klare Venus mittigklichen austeylet ausgibett und ausgeüsset frauen mannen und de(r) knaben und allen o ye o.

Miniaturen und gedruckte Bilder

Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)

Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann)

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Anmerkungen