Das Herz (Egen von Bamberg) (B49)

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Das Herz (B49)

AutorIn Egen von Bamberg
Entstehungszeit 1320-1340
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung München, Bayerische Staatsbibliothek: Cgm 714, 167r-170r
Ausgaben Dorobantu, Julia/Klingner, Jacob/Lieb, Ludger (Hg.): Minnereden, S. 253-258
Übersetzungen
Forschung Dahm-Kruse, Margit/Felber, Timo: Lektüreangebote in der mittelalterlichen Manuskriptkultur; Klingner, Jacob: Egen von Bamberg; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 87f.

Inhalt

Die Rede beginnt mit einer kurzen Darstellung des Leids, das das Herz des Sprechers ertragen müsse: Der Vogel des Leids werde in ihm gebrütet (und erst nach dem Ausbrüten würde das Herz froh und munter); es sei durchhitzt, durchglüht, durchflammt, ein Unwetter. Grund des Liebesleids: das Meiden. – Ab V. 10 beginnt der Dialog: Der Sprecher (10–27) spricht das Herz direkt an und beklagt dessen häufiges Zittern, das vom großen Leid komme. Die Fackel der Begierde habe seinen (des Herzen) Tabernakel durchflammt, sodass dort das Feuer prassle (17: brastelt) und die Brust des Sprechers knistere (18: erkrastelt) und geschüttelt werde. Er wünsche sich, dass das Herz ablasse von seiner Sehnsucht, und fragt das Herz konkret, auf welche Weise ihm ein solcher Lanzenstich wie Anfortas zugefügt wurde. Das Herz antwortet (28–108) zunächst mit einer Kampfallegorie: Kürzlich sei in vollem Galopp eine Tjost gegen sie geritten worden, habe auf die Brust des Sprechers gezielt und das Herz gespalten. Der Rock seiner Freuden sei durchtrennt worden. Zwar habe es den Schild seiner inneren Kräfte (40: mines muotes schilt) dagegen gehalten, doch die Lanze des Blickes habe es mit einem vergifteten Eisen verwundet. Die Wunde könne nur geheilt werden, wenn die Dame, sein Saphirglanz, ihm ›Theriaks Trost‹ (49: triakers trost) sende und seine Wunde mit Piment (51: pigment) heile. – Es folgen weitere Umschreibungen des Liebesleids: Auf seiner Heide seien alle Blätter welk und die Feuchtigkeit auf seinem Feld verschwunden. Das Herz müsse sterben (60: min sele wil mir entslüpfen), wenn es nicht den Tau des Trostes erhalte. Seine Dame wiege tausend andere Frauen auf. Das Herz brenne auf dem Minnerost. Ihr Bild bringe seine Lust zum Sieden und schieße mit der Eile des Donners Pfeile der Begierde ab, sodass das Herz nur sie sehen wolle. Das Herz sei unnormal geworden: In der Kälte sei ihm warm, in der Einfalt sei es klug, in Armut reich, im Frieden streitbar, in der Gemeinschaft isoliert, in der Eile träge, in Gesundheit zitternd usw.: So sei das Bild der Dame in das Herz gehämmert. Das Herz sei durch den Strick der Fantasie innerlich völlig gebunden und abgelenkt (102–104: da spinnet fantasie den stranc | […] | der bindet) und könne daher das geliebte Mündlein gar nicht mehr wahrnehmen. So könne es weder sterben noch überleben. Der Sprecher fragt sein Herz (109–113), wer diese Dame sei (!), die ihm grundlos Leid zufüge, die es dem irdischen Paradies vorziehe. Das Herz antwortet (114–136), es würde ihm das gerne sagen, wenn es nur so geschickt wäre, dass kein Aufpasser (116: prüever) es aus dem Gesagten herauslesen könnte: Sie sei eine Krone aller Frauen, von Gott aus allen guten Eigenschaften erschaffen; das Gesicht sei rot wie Rubin und wie Feuerglanz von Agremontin und weiß wie Perlen, mitten drin ein silberweiß glänzender Ast in Triangelform (Nase) mit drei Blüten (Augen und Mund?), die Liebesleid verursachen. Gott möge sich seiner erbarmen, wenn die Dame ihm nicht helfen würde. Der vorletzte Vers (137: Davon min herze selten laht) ist noch einmal dem Sprecher zuzuordnen. Dieser abrupte Schluss wird nur noch von der Autorsignatur gefolgt: Die rede hat meister Egen gemaht (138).

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 87f.)