Klage über Trennung von der Geliebten G (B31)

Aus Brevitas Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Klage über Trennung von der Geliebten G (B31)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung Mitte 14. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Leysers Fragment (Privatbesitz Hermann Leyser, Leipzig, verschollen), 3v-5v
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 55f.

Inhalt

Exordialsentenz (1–4): Wer rote Münder anlachen möchte, es aber nicht kann, sei wahrlich erfolglos – das wisse der Sprecher aus eigener Erfahrung. Er wendet sich an seine Geliebte (angesprochen als 28: herczelibiz ge): Ein sorgenloses Leben mit ihr zöge er allen anderen Gütern vor (Der Sinn der folgenden, nur gestört überlieferten Passage 10–26 ist nicht mehr sicher zu erschließen: Treueversicherung?). Er bittet um eyn gutlich ende (24), fürchtet, sie nie mehr zu sehen und ruft sie um Hilfe an. Er beklagt die Trennung von ihr. Er sagt aller Freude ab, u.a. dem Reyen tanczin (43), es sei denn der Tanz (?) heiße ›Der Ehren Vogt‹ (44: der eren voyt): Sein ›Hoher Mut‹ solle weichen wie der Dieb, der vor dem Licht flieht. – In der Mitte des Textes (?) wendet der Sprecher sich gebetsartig an Gott und Maria, sie mögen seine Geliebte segnen, die er ›Rose ohne Dornen‹ (49; Mariensymbol) nennt. Der Gedanke, nie mehr vom roten Mündlein der Geliebten angelacht zu werden, bringe ihn in jammervollste Not, auch weil Gott wisse, dass kein Engel schöner sei als sie. (In der Textlücke nach 60 folgt wohl eine weitere Anrufung der Geliebten) Drohung mit Tod aus Liebesleid. Er befiehlt die Geliebte Gott und Maria. Ebenso bittet er die Engel, für sie in ihrem Kreis einen Platz zu schaffen. Der Sprecher schließt mit einem Gruß an die Geliebte zur guten Nacht: Erst wenn das Meer vertrocknet sei und kein Vogel mehr fliege, würde er sie vergessen (Adynaton); das gleiche erbittet er von ihr. – Ein kurzer Epilog (88–91) beschließt die Rede: poetische Schlussformel (88: Hy mit si dizir rede geleyn), Segensbitte an die Geliebte und geistliche Schlussformel (90: amen). Der letzte Vers erinnert in der Diktion an einen Schreiberspruch: Wer vns hazze den ha man amen (91: ›Wer uns hasst, den hänge [?] man. Amen.‹; evtl. Anspielung auf die biblische Exempelfigur des Haman).

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 55f.)