Klage über die Trennung von der Geliebten G (B62)

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Klage über die Trennung von der Geliebten G (B62)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung ab 1425
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Landesbibliothek: Hs. Donaueschingen 104, 49ra-49vb
Trier, Stadtbibliothek: 1120/128a 4°, 11r-11v
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Klage über die Trennung von der Geliebten G; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 109f.

Inhalt

Der Sprecher klagt dem ›süßen Anfang‹ (1), dass sein Fortgang (2: grimer ab gang) sein Herz verwundet habe, und der ›beständigen Treue‹, dass ihre Kraft den Schmerz noch verstärke. Seit seine Dame von ihm gegangen sei, sei er in endloses Leid gestürzt. Es folgen Anreden an sein ›beständiges Herz‹ (es solle brechen), ›Hoffnung‹  (sie solle von ihm fahren und ihm Zweifel schicken) und ›Freude‹ (sie solle weichen und ihn seinem Liebesleid überlassen, bis er erfahre, wann sich seine Wünsche erfüllen werden; Reihe anaphorischer Aufforderungen 17–24: La lait mit lait vermuren | […] | La suefzen nacht vnd tag | La gan vnd stan in sender clag etc.). Der Sprecher schildert kurz die Abschiedsszene (ihre Blicke durch heiße Tränen hindurch; seine letzte Bitte, sein Segenswunsch) und offenbart den ersten Buchstaben der Geliebten: Disz klag tun ich vmb ain G | Nach dem ich trag liebliches we (35f.). Er klagt das ›Scheiden‹  an, das aber erfolglos bleiben müsse, da immerhin seine Gedanken die körperliche Distanz zur Geliebten überwinden könnten: Diese Gedanken klagen ihr sein Leid, allerdings ohne dass sie eine Antwort an ihn übermitteln könnten. Nach einer weiteren Schilderung seines Liebesleids (zerspringendes Herz, Seele hat einen Ruck getan) und der Frage, wo ›Trost‹ und ›Hoffnung‹ seien, klagt der Sprecher die ›Welt‹ an: Den Lohn, den sie ihm als treuem dienst man (57) nun gegeben habe, bliebe manch anderem bis zum Tod erspart. Da ein Streitschlichter ausgeblieben sei, gehe seine Freude nun sieglos davon. Dies klagt er auch ›Frau Minne‹, als deren Gefangener er sich bekennt: Sein Herz sei verwaist und verbellet (72; beschädigt ?) von Leid, das bis zum jüngsten Tag währen müsse, da Frau Minne ihn nicht besser behüte. Der Sprecher befiehlt die Geliebte Gott und versichert, ihr treu zu sein, solange er lebe, auch für den Fall, dass sie sich untreu erweisen werde. Er schließt mit einer geistlichen Bittformel: Got wise mich ze ewikait | In sinem himel tron | den er besitzet schon (93–95).

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 109f.)