Liebesklage (B70)
Liebesklage (B70); Liebesklage III | |
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AutorIn | Anon. |
Entstehungszeit | |
Entstehungsort | |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Temlers Pergamenthandschrift |
Ausgaben | |
Übersetzungen | |
Forschung | Klingner, Jacob: Liebesklage III; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 122-125 |
Inhalt
Str. 1:
Der Sprecher warnt, seine Worte in Zweifel zu ziehen. Gott würde diese Beleidigung rächen.
Str. 2:
Der Sprecher versichert der Geliebten seine Liebe. Das angeführte Exempel (die Zerstückelung seines rechten Arms käme ihm angenehm vor) bleibt aufgrund von Textausfall dunkel.
Str. 3:
Der Sprecher kritisiert die olden wiben, die Zauberei und Traumdeutung betrieben, deren Voraussagen aber hinsichtlich seiner Liebeserfüllung nicht eingetroffen seien.
Str. 4:
Der Sprecher wendet sich an Uenus vrowe godynne, wegen der er schreibe und die jeden zur Minne antreibe. Sie solle ihm helfen, den Abschied zu beweinen (?), wer aber darüber lache solle ihr Feind werden.
Str. 5:
Die Geliebte (oder Venus?) antwortet dem Vrunt, dass ihr seine Klage arg sei. Es folgt eine Lehre: discordia könne auch zwischen zwei Menschen, die sich von Herzen liebten, treten und dafür sorgen, dass sie rasch getrennt würden.
Str. 6:
Der Sprecher verflucht die Fee, die seinen Kummer erzeugt habe. Mit Interjektionen (Ach vvaphen io vnde heye) und in direkter Apostrophe macht er die rechte morderynne verantwortlich dafür, dass er von der Geliebten getrennt sei.
Str. 7:
Der Sprecher richtet eine Dienstversicherung an die Geliebte, bittet um ein Gebot und bekräftigt, es um ihretwillen auszuführen.
Str. 8:
Unklar ist, ob hier der Mann spricht, oder eine weibliche Sprecherin anzunehmen wäre: Sentenzenhaft wird dem, der zu wenig wage, aber auch dem, der nicht Lohn gewähre, das Verderben vorausgesagt. Er (oder sie?) wolle daher bis an sein Ende Lohn gewähren.
Str. 9:
Als Antwort auf die vorhergehende Strophe wird verneint, dass aus der Gewährung Schaden erwachsen könne, dieser sei aber schon durch anderes falsches Verhalten des Gegenübers entstanden.
Str. 10:
Auch sein Feind könne ihm nicht schaden (danach Textverlust).
Str. 11:
(Textverlust) Der Sprecher klagt sich vor der Geliebten selbst an: Er wisse nicht, wie er ihr seine Bitte vortragen solle. Er bekräftigt, zum loyalen hofgesynne zählen zu wollen.
Str. 12:
Der Sprecher versichert der Geliebten, dass er ihr – so wie die treue Dienerin der reinen Blankeflos ein Sorgen vertreibendes Blümlein gebracht habe – helfen wolle, ihren Zweifel an seiner Treue auszuräumen.
Str. 13:
Der Sprecher bittet die Geliebte, ihm ihre Treue, Beständigkeit, ihren Gruß und ihr Lachen nicht zu entziehen, da es ihn – wenn es ehrlich gemeint sei – für sein Leid entschädigen könne.
Str. 14:
Der Sprecher versichert der Geliebten, dass er bei Ausbleiben ihres Trostes in Leid und Freudlosigkeit gestürzt werde. Er halte es nicht aus, auf sie zu verzichten und von ihr getrennt zu werden.
Str. 15:
Der Sprecher preist die mynne (ggf. ist hier auch die Geliebte gemeint?) in direkter Apostrophe, die Quelle allen Glücks zu sein. Er strebe nach ihr, Leid halte er nicht aus. Jedoch könne ein Gruß seine Freude erneuern.
Str. 16:
Der Sprecher bekennt, wissen zu wollen, wie er der Geliebten zuliebe leben solle. Er versichert der Geliebten ('reyne werte), aber alles dafür tun zu wollen, da er nichts Lieberes besitze.
Str. 17:
Der Sprecher klagt sein Leid. Er bittet die Geliebte, ihn bald zu erlösen und ihm zu helfen, da er ihr in vollständigem, ewigem und exklusivem Dienst ergeben sei.
Str. 18:
Der Sprecher preist das Ansehen und die Vollkommenheit der Geliebten, an deren Dienst er festhalte. Er bitte Gott, ihre Sittsamkeit und ihr Ansehen makellos zu erhalten.
Str. 19:
Der Sprecher versichert der Geliebten, sie immer tugendhaft und mildtätig erlebt zu haben. Er bekennt, dass er zu großer Klage verdammt wäre, sollte sich die Frau von ihm abwenden.
Str. 20:
Der Sprecher fragt sich, wie er zur Freude finden könne, wenn es ihm nicht gelänge, die Gunst der Geliebten zu erlangen. In einer Apostrophe der Geliebten bittet er sie, zu verhindern, dass ihm aus seiner Liebe Schmerz erwächst.
Str. 21:
Der Sprecher preist den erlösenden Trost, der ihm durch die Geliebte zukommen könnte. Er fürchtet aber, zu niedrigen Standes zu sein (ich vruchte ich musz vntgelden | daz ich ir bin zu zvvach). In einer Apostrophe (du utzerwelter somer tach) bittet er den Sommer, dafür zu sorgen, dass sie beide glücklich alt würden.
Str. 22:
Der Sprecher versichert, beständig seiner vollkommenen Geliebten dienen zu wollen. Seine Herrin solle ihm helfen, nicht in Zweifel zu geraten und zu verzagen.
Str. 23:
Der Sprecher bittet die Geliebte um Erhörung und versichert, sein Leben lang nach nichts anderem zu streben. Signifikant ist die fünfmalige Nennung des Schlüsselworts gnate.
Str. 24:
Der Sprecher preist den Mai, seine Blüten und Knospen, seinen sutzen himmels tovv. Die gesamte Natur würde davon erfreut.
Str. 25:
Der Sprecher berichtet, dass sein Kummer angesichts der blühenden Natur vergangen sei.
Str. 26:
Der Sprecher bekennt, dass es etwas gäbe, dass ihn noch mehr erfreuen würde als der nüvve mey und die in ihm enthaltene Freude, nämlich der Quell, aus dem lustvolle Freude dringe.
Str. 27:
Der Sprecher bekennt, einen roten Mund gesehen zu haben, nach dem er nun verlange. Dieser Mund glänze heller als Mai und Sommer. Er schließt mit einer Bitte an die Geliebte (helph lieber trost) und einer Dienstversicherung.
Str. 28:
Der Sprecher preist den Mund (Textverlust).
Str. 29:
(Textverlust) Adel, Reichtum oder Stärke würden nicht helfen.
Str. 30:
Der Sprecher will diejenigen, die ihm nicht glaubten, in seinem Herzen den Schmerz konkret ertasten lassen. Seine Klage sei auch nicht für die bestimmt, die nie gelitten hätten.
Str. 31:
Der Sprecher bekennt der Geliebten, nur ihr allein seinen Kummer zu klagen: Rosen, Blumen, Sommer und Maienblüte könnten ihn nicht erfreuen, all sein Glück sei ihm genommen. Wer darüber lachen könne, solle es tun.
Str. 32:
Der Sprecher stellt sich die Frage, wie es einem Mann ohne Sorgen gehen mag. Er selbst sei noch nie froh gewesen. ===Str. 33:=== Der Sprecher habe nie glauben wollen, dass ein Mann über sein Unglück weinen könne, bis er nun selbst in Trauer und Unglück gestürzt worden sei.
Str. 34:
Zeitlich begrenztes Leid könne man ertragen und sollte auch nicht darüber klagen. Leid, das von Tag zu Tag wächst, könne selbst einen beleibten Mönch aufzehren.
Str. 35:
Der Sprecher äußert als seine einzige Sorge, dass er, wenn er so viel Freude erführe, wie er jetzt Sorgen habe, diese nicht mehr angemessen tragen könnte. Er spreche dies aus seinem Unglück, niemand könne wissen, wie sein Leben dann beschaffen sei.
Str. 36:
Der Sprecher bringt eine Sentenz: Wer törichte Fragen stelle, bleibe ohne Antwort. Er hätte gerne berichtet, was ihm alles Gutes widerfahren sei, jedoch könne er – egal ob öffentlich oder heimlich – nur in Hochstimmung (in hoen muthe) leben.
Str. 37:
Der Sprecher bekennt, dass all sein Glück vom Verhalten der Geliebten abhänge (ob sie daz ende honnighet etter gellet).
Str. 38:
Der Sprecher beklagt, aufgrund des Kummers, den ihm die Geliebte bereite, dahinzuschwinden wie die Tage nach der Sonnwende. In einer Apostrophe der Geliebten bekennt er, beständig an sie zu denken (du kummest mir stunden guthe | number stunde eyns vingers lang ute meinem muthe).
(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 123-125)