Liebesklage an die Geliebte G (B68)

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Liebesklage an die Geliebte G (B68)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung Mitte 14. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Leipzig, Universitätsbibliothek: Ms. 1614, 17r-17v und 19r-19v
Leysers Fragment 3r-3v
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 117f.

Inhalt

A Liebesklage (1–10):

Der Sprecher fragt die Geliebte, die er als vil libiz g. (7), balsmen smak (9) und myn lichter ostertag (10) anspricht, ob ihm wohl jemals wieder ihre Blicke, die heller sind als die Sonne, Freude ins Herz schicken werden.

B Erste Schönheitsbeschreibung (11–50):

Der Sprecher beschreibt die Geliebte nach dem A capite ad calcem-Schema (Wangen, Grübchen, Hals, Arme, Hände, Finger, Hüften, Kleider, Füße), verfährt dabei im Einzelnen durchaus originell: Trinke sie Wein, so sehe man das helle Licht durch ihre Kehle rinnen; ihre Ärmlein seien weicher als palmyt syde (24, ›Palmat‹ ist eine weiche Seidenart), daher würde eine Umarmung alle Trauer vertreiben, er aber bleibe leider ungetröstet; ihre Finger seien ohne Knochen (31: ane bein) und so weiß, das er sie gerne zum Tanze führen würde; ihre Kleiderfarben seien Grün, Rot, Braun und Weiß; ihre Fußspuren im Klee sähen aus wie frisch gefallener Schnee.

C Liebesklage (51–126):

Der Sprecher beklagt die Vergeblichkeit seiner Rede sowie das Leid bringende ›Meiden‹ und wünscht sich den Tod, wofür er der Geliebten (Apostrophe) die Schuld gibt. Symptome seines Liebesleids: Rizin kraczin (60), Seufzen, brechendes Herz, Tränen, erloschene Freude u.a. Sollte sich die Geliebte nicht seiner erbarmen, müsse er sich in der betrubten hercze schar (71) einreihen. Der Sprecher bittet sie um Wiedergutmachung – er sei mit dem Pfeil der Minne verwundet; eine Frau wie sie habe es auch in der Gralsgesellschaft nicht gegeben (81f.) –, sie versündige sich sonst an ihrem besten Freund. Seine Liebe über ein Jahr zu verheimlichen habe ihn krank gemacht. Nun erhoffe er Trost, oder er müsse sterben (Tod aus Liebesleid).

D Zweite Schönheitsbeschreibung (99–112):

Er redet seine Dame als Engel an und preist Wangen, Augen, Locken, Mund, Zähne, Lachen, Kinn und Hals (die durch den gelben Schleier blinken) und ihre gesamten Erscheinung.

E Schluss (113–126):

Für den Fall, dass er vor Liebe sterbe, solle auf seinem Grabstein die Inschrift stehen, Daz minne vnde ein salich wip | mir genomen habin den lip (115f.). Er ermahnt sie, an ihre Jugend und Tugend zu denken und zur Ehre aller Frauen für sein Leben und seine geistige Gesundheit zu sorgen. Er versichert sie seines exklusiven Dienstes und bittet sie um Lohn (Freude und Heil).

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 118)