Mühlherr, Anna: Johannes Pauli

Aus Brevitas Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zitation

Mühlherr, Anna: Johannes Pauli. In: Füssel, Stephan (Hg.): Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450–1600). Ihr Leben und Werk. Berlin 1993, S. 125–137

Beschreibung

Biographische Informationen und literaturhistorischer Überblick zu Johannes Pauli mit einer Perspektivierung seines literarischen Schaffens auf seine Predigertätigkeit hin. Der interpretatorische Schwerpunkt liegt auf Schimpf und Ernst.

Inhalt

  • Pauli als Schriftsteller ist nur vor dem Hintergrund seiner Identität als Prediger zu begreifen (125).
  • Als Prediger ist Pauli einer Position des mittleren Weges verpflichtet und grenzt das „Wir“ der Rechtgläubigen gegen extremistische Gruppierungen ab (126).
  • Als Herausgeber von Geilers Predigten behauptet er, auf Basis eigener Aufzeichnungen die authentischen Fassungen zu veröffentlichen, wobei er gerade der Aspekt der kurzweiligen Unterhaltung an den Predigten dominant setzt (128).
  • Die Schwanksammlung Schimpf und Ernst ist eine an der Geilerrezeption ansetzende und über sie hinausgehende Blütenlese von möglichen Predigteinlagen (128).
    • Im Unterschied zu früheren Sammlungstypen lässt die Schwanksammlung Paulis keine durchgängige Ordnungs- oder Gliederungsabsicht erkennen (129).
    • Auch die Differenzierung ‚Schimpf‘ und ‚Ernst‘ wird nicht systematisch verwendet, da sie nicht als Gegensatz, sondern „auch als Miteinander gemeint“ ist – Analoges gilt für die Differenzierung in klösterliches und weltliches Publikum in der Vorrede (130).
    • Die Epimythien der Schwänke weisen eine große Bandbreite auf und fehlen mitunter auch gänzlich, was den Eigenwert des Unterhaltsamen unterstreicht (131).
    • Vor dem geistesgeschichtlichen Hintergrund der Leitvorstellung einer gestörten göttlichen Ordnung und einer entsprechen scharfen Kirchenkritik propagiert Pauli in Schimpf und Ernst einen moderaten Weg: „Es finden sich eminent kritische Stücke darunter, aber die Kritik an institutionellen Mißständen wird ausbalanciert durch Kommentare und Exempel, in welchen konservativ dogmatisch korrekte Positionen der Kirche vermittelt werden“ (132).
    • Das erste Kapitel „Wahrheit“ hat Expositionscharakter, indem das ernste Aussprechen von Wahrheit durchgängig kurzweilig umspielt wird (132) und am Ende – positiv perspektiviert – völlig unterbleibt (133).