Pearsall, Arlene Epp: Johannes Pauli and the Strasbourg dancers

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Zitation

Pearsall, Arlene Epp: Johannes Pauli and the Strasbourg dancers. In: Franciscan Studies Bd. 52 (1992), S. 203-214

Beschreibung

Aufsatz zur literarischen Kommentierung des Straßburger Veitstanzes durch Johannes Pauli in Schimpf und Ernst.

Inhalt

  • Pauli kommentiert in Schimpf und Ernst die Veitstanz-Epidemie in der Straßburger Region in einer für seine Verhältnisse reaktionären Art und Weise: Er kritisiert die Betroffenen (204).
  • Der Veitstanz ist eine Streptokokken-Infektionskrankheit, die Zuckungen und geistige Verwirrung hervorruft und über ihre Symptome auch gewissermaßen mental-autosuggestiv ansteckend ist (205).
    • Sommer 1518 erkrankten Hunderte im Elsass am Veitstanz, wobei Straßburger Ärzte und Patriziat den Veitstanz als zu heilende Krankheit einstufen (205).
    • Diese bieten öffentliche Pilgerreisen zum etwa eine Tagesreise entfernten Grab von St. Vitus an und verbieten öffentliche Tänze (206).
    • Im Gegensatz dazu begreifen kirchliche Würdenträger und auch Humanisten den Veitstanz als göttliche Strafe für individuelle und kollektive Sünden (206f.).
    • Desweiteren wird der Veitstanz mit der verbreiteten Tanzlust der Zeit identifiziert, wobei nicht Tanzen an und für sich, sondern das Tanzen an Feiertagen moralisch problematisiert wird, dessen Paarbildungspraxen zudem quer zur sozialen Ordnung stehen (207).
  • Die meisten Schwänke, die sich auf das Tanzen beziehen, hat Pauli aus der Tradition übernommen, und sie verurteilen das Tanzen grundsätzlich scharf, wobei Veitstanz nicht als körperliche Krankheit in den Blick kommt, sondern als vom Teufel indizierte Qual (208).
    • Von Ernst das 548. Ein Moß gieng nit ab: Ein unschuldiges Mädchen wird vom Tanzfieber gepackt und auch ein Junge, der das Mädchen heilen wollte, beide werden durch Weihwasser geheilt. In der Moralisatio impliziert Pauli, dass es beiden schlechter ergangen wäre, wenn sie nicht unschuldig gewesen wären (210).
    • Von Ernst das 385. Der Stier zerreiß ein Tentzerin: Die Tänzerin, die am Sonntag in Konkurrenz zu einem Bogenschießwettbewerb tanzt, wird von einem Pfeil tödlich getroffen und wird vom Teufel geholt – jegliche Form der Erlösung unterbleibt (210).
    • Von Ernst das 383. Der Tüfel machet zů Tantz: Der Teufel beschwert sich, dass er einen mittlerweile bekehrten Musiker nicht beizeiten geholt habe (210f.).
    • Von Ernst das 384. Der Predicant zerstach die Böcken: Pauli stuft die Gewalt gegen den Priester als teuflisch ein, problematisiert aber nicht die unrechtmäßige Gewalt, die der Priester an den Musikern ausübt (211).
    • Von dem bittern Ernst das 388. Die in Saxen tantzten ein Iar: Ein Priester verflucht eine Gruppe renitenter Tanzender, ein Jahr lang zu tanzen. Viele sterben, die Überlebenden haben weiterhin Symptome des Veitstanzes, die medizinisch korrekt beschrieben werden (212).
    • Von Schimpff das 386. Einer begert ein Pferd: Tanzen wird nur peripher berührt. Pauli klagt in der Moralisatio darüber, dass das Predigen gegen den Tanz sinnlos sei, weil es die Frauen nur wütend macht (213).
    • Von Ernst das 54. Von Ratzherrn, die dantzten: Der Schwank ist vermutlich von Pauli selbst und allegorisiert, dass ein angehender Politiker die alten Zustände ändern will, sie aber schließlich einfach reproduziert. Ggf. bezieht sich Pauli hier auf eigene Erfahrungen als Führungspersönlichkeit in seinem Orden (213).
  • Paulis Schwänke sind grundsätzlich von einer versöhnlichen, verständnisvollen Einstellung gegenüber menschlicher Schwäche geprägt; gegenüber dem Tanzen aber nimmt Pauli eine scharf kritische Stellung ein, die wenig aufgeklärt wirkt (214).