Schmitz, Silvia: Weltentwurf als Realitätsbewältigung in Johannes Paulis ‚Schimpf und Ernst‘

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Zitation

Schmitz, Silvia: Weltentwurf als Realitätsbewältigung in Johannes Paulis ‚Schimpf und Ernst‘. Vorgeführt am Beispiel der lasterhaften Frau. Göppingen 1982

Beschreibung

Dissertation zum impliziten Moralsystem und zu den Bewältigungsstrategien in Schimpf und Ernst (Johannes Pauli).

Inhalt

  • Signifikant für die in der Vorrede formulierte Besserungsabsicht der Schwänke sind ihre binäre Struktur (Geschichte – Auslegung) und Ubiquität. (13f.)
  • Pauli entwirft eine Welt, in der Intaktes nur bruchstückhaft auftritt, deren Unzulänglichkeiten aber aufgearbeitet werden können. (14)
  • Exemplarisch soll Fehlerhaftes und Korrekturmöglichkeiten anhand der lasterhaften Frau dargestellt werden. (15)
  • Das positive Frauenbild Paulis orientiert sich an den Aspekten Keuschheit nach dem Vorbild Marias (16-27), Demut, die sich in Mildtätigkeit, Bescheidenheit und Geduld ausdrückt (27-33), Gehorsam in der Ehe (33-36).
  • Das Bild der lasterhaften Frau orientiert sich an den Aspekten Lustorientierung in Bezug auf Sex, Essen, Trinken, Tanzen (37-47), Hoffart v.A. in Form von Eitelkeit (48-52), Widerspruchsgeist in der Ehe und als Häresie (52-58).
  • List als Charakteristikum der lasterhaften Frau wird relevant, wenn sie die Wirksamkeit auf das Laster der Lustorientierung hin ausrichtet, entweder zur Durchsetzung oder zu nachträglichen Verschleierung. (58-66)
  • Formen der Machtausübung der lasterhaften Frau:
    • Vergiftung des Mannes zum Triebhaften mit Hilfe des Teufels (66-69)
    • Eindringen in männliche Bereiche (69-72)
    • Auflehnungsbestrebungen gegen das Verhalten des Ehemanns, auch unter Anwendung magischer Mittel (73-)
  • Wirkungsgrenzen der lasterhaften Frau als Aufweis der Stabilisierbarkeit von Welt: (78)
    • Disziplinierung erfolgt durch den Mann über physische Gewalt (79-82) und Distanzierung (82-84).
    • Disziplinierung erfolgt durch gesellschaftliche Grenzsetzungen über das soziale Umfeld (85-89) und (von Pauli skeptisch tendenziell betrachtet) über weltliche Rechtsprechung (89-92).
    • Disziplinierung erfolgt durch das göttliche Strafgericht mit menschlicher Mitwirkung (92-96) oder als unmittelbare Eingriffe Gottes (96-99).
  • Weltentwurf versus gesellschaftliche Wirklichkeit.
    • Die als gestört geschilderte Welt bei Pauli ist wirklichkeitsnah. (99f.)
      • Die Bedrohung der Keuschheit ist Paulis Antwort auf die Zurückdrängung der heilsvermittelnden Funktion der Kirche. (103)
      • Die Inszenierung der Hoffart ist Kritik an der Nichtbeachtung der Standesunterschiede. (104)
      • Der Widerspruchsgeist spiegelt Bauernaufstände und innerstädtische Konflikte. (105)
    • Das Frauenbild ist gespalten zwischen der tugendhaften Bewahrerin der Welt und der am Laster orientierten Nachfolgerin Evas (109f.), wobei sich Pauli auch am Hexendiskurs seiner Zeit bedient (111f.)
    • Gegen den Trend der Zeit, die Ehefrau über die Schlüsselgewalt von der männlichen Munt loszulösen propagiert Pauli die männliche Vorherrschaft. Dabei favorisiert er allerding gewaltlose Wege und macht den Mann für das weibliche Verhalten mitverantwortlich. (113f.)