Sehnsucht nach dem Geliebten (B46)
Sehnsucht nach dem Geliebten (B46) | |
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AutorIn | Anon. |
Entstehungszeit | Überlieferung nach 1473 |
Entstehungsort | |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | München, Bayerische Staatsbibliothek: Cgm 439, 51v-54v |
Ausgaben | |
Übersetzungen | |
Forschung | Klingner, Jacob: Sehnsucht nach der Geliebten; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, 77-79 |
Inhalt
A Liebesbekenntnis (1–42):
Die Sprecherin stellt verschiedene Aspekte des Liebesverhältnisses heraus, u.a. ihre Treue und vollkommene Ergebenheit (V. 15: Er ist mein todt er ist mein leben), den Kummer, der aus der Trennung resultiert, die Gegenseitigkeit der Liebe, die Absicht des Mannes zu ehrenhafter Minneerfüllung.
B Meiden (43–60):
Der nicht weiter begründeten Feststellung, dass eine dauerhafte Anwesenheit bei dem Geliebten unmöglich sei, folgt eine Klage zunächst über das qualvolle Meiden (mit achtmaliger Erwähnung des Verbs meiden), darin u.a. eine Sentenz: ›Meiden und Verlangen sind schlimmer als erhangen‹ (47f.), eine Metapher: Meiden ist ein bitteres Kraut (53), eine Apostrophe (58: Ach meiden wie machst du mich so kranck).
C Sehnen (61–74):
Angesichts des unabänderlichen ›Meidens‹ bleibt der Sprecherin nur die Sehnsucht, deren Wirkung sie hyperbolisch beschreibt (mit wiederum achtmaliger Erwähnung des Verbs senen): Das Sehnen habe sie ganz besessen; ob sie schlafe, wache oder sonst etwas tue, das Sehnen bedränge sie; Sehnen mache sie krank usw.
D Hoffen (75–94):
Als Heilmittel gegen das Sehnen und Leiden führt die Sprecherin ihre Hoffnung an (fünfmalige Erwähnung des Worts hoffnung). Das Hoffen erzeuge einen frölichen wan (82), eine Imagination, dass sie bei ihm wäre und seine Stimme hörte.
E Segenswünsche (95–107):
In teils anaphorischer Reihung (Got … | Got … usw.) wünscht die Sprecherin, dass Gott ihrem Geliebten die richtige innere Einstellung, Glück, Gesundheit, Freude und Heil gebe, ihn vor allen bösen Dingen und vor den Klaffern behüte.
F Beständigkeit (108–126):
Mit der (auch noch zu E gehörenden) Bitte, dass Gott ihm immer Beständigkeit gebe, wird das letzte Thema der Minnerede eingeführt (mit elfmaliger Erwähnung des Wortes stetikeit). Mit verallgemeinerndem und didaktischem Gestus wird Beständigkeit als große Tugend gepriesen: Wer sich ihrer in der Jugend immer befleißige, dem widerfähre große Freude, sie gebe dem Herzen Kraft; jeder solle beständig sein und darauf achten, dass ihm Beständigkeit widerfahre und dass er eine beständige Frau bekomme. Denn was er mit einem beständigen Herzen begehre, müsse ihm dann alles gewährt werden (Dienst-Lohn-Mechanismus).