Wagner, Eva: Harpffenschlaher und Lautenist in Johannes Paulis Schimpf und Ernst

Aus Brevitas Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zitation

Wagner, Eva: Harpffenschlaher und Lautenist in Johannes Paulis Schimpf und Ernst. In: Phoibos – Zeitschrift für Zupfmusik 2009/2, S. 123-136

Beschreibung

Der Aufsatz untersucht die Schwänke 313 und 314 aus Schimpf und Ernst (Johannes Pauli) hinsichtlich ihrer Inszenierung der Instrumente Harfe und Laute. Über die moralische Verzweckung der traditionellen Instrumentensemantik hinaus erzeugen die Schwänke mitunter eine narrative Eigendynamik.

Inhalt

  • Paulis Schwänke greifen in zwei Schwänken des Kapitels „Von meisterschafften“ auch auf Klischees bezüglich Zupfmusiker (Harfe und Laute) zurück (123).
    • Von schimpff das 313. Ein Harpffenschlaher.
      • Das Einschreiten des Meisterharfenisten gegen schlecht gespielte Harfenmusik lässt sich auf Basis der Bedeutung von Musik als Widerspiegelung der Schöpfungsordnung Gottes und insbesondere der religiösen Semantik der Harfe als positive Aktion für einen regelhaften Musikeinsatz lesbar (125).
      • Vor diesem Hintergrund irritiert, dass der Text sich gegen diese Lesart sperrt: Der Meisterharfenist wird als Tunichtgut negativ qualifiziert (125f.).
      • Diese Kritik am Meisterharfenisten lässt sich allerdings auf derselben Basis erklären: Er wird kritisiert, weil er nicht freiwillig richtig spielt und Gott damit lobt, sondern nur angesichts des schlechten Spiels eines anderen (126).
      • Über die Semantik der Harfe als Repräsentant der Rhetorik eignet sich dem Schwank auch eine autopoietische Dimension: Pauli erklärt in der Vorrede, dass er nicht freiwillig von seiner Kunst Gebrauch gemacht habe, sondern angesichts der schwachen Leistung anderer (129). Damit stellt sich Pauli implizit selbst als Querkopf dar (130).
    • Von Schimpff das 314. Welcher etwas uff der Lauten kunt
      • Die Argumentation des Meisterlautenisten (mehr Geld von bereits erfahrenen Schülern zu verlangen, weil denen erst das alte Wissen aberzogen werden müsse) ist nicht historisch und steht einer Alltagslogik entgegen (131).
      • Die historische Semantik der Laute ist zunächst der Harfe analog, weist jedoch auch eine höfisch-weltliche Komponente auf durch ihre Bindung an den Minnediskurs (132).
      • Der strenge Dualismus mit dem einen Lautenlehrer als Repräsentant der wahren Lehre allegorisiert den einen christlichen Gott und dessen Wahrheit; der Schwank ist von der Moralisatio her organisiert (133).