Die Treueprobe (Ruprecht von Würzburg): Unterschied zwischen den Versionen
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| namen = Die Treueprobe; Die zwei Kaufleute; Zwei Kaufmänner und die treue Hausfrau<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | | namen = Die Treueprobe; Die zwei Kaufleute; Zwei Kaufmänner und die treue Hausfrau; The fidelity test<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | ||
| autorin = Ruprecht von Würzburg<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | autorin = Ruprecht von Würzburg<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungszeit = <!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungszeit = Frühes 14. Jhd.<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungsort = <!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungsort = Würzburg?<!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
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| überlieferung = Gotha, Forschungsbibliothek: Chart. A 216, 76vb-82rb<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | | überlieferung = Gotha, Forschungsbibliothek: Chart. A 216, 76vb-82rb<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| ausgaben = [[Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung]], Band 1, S. 197-216<br />[[Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer]], S. 255-268<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<br />[[Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer]], Band 3, S. 357-382<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | | ausgaben = [[Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung]], Band 1, S. 197-216<br />[[Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer]], S. 255-268<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 3, S. 440-466<br />[[Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer]], Band 3, S. 357-382<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| übersetzungen = [[Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters]], S. 190-205<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 445-463<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters]], S. 190-205<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 5, S. 339-346<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 445-463<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters]], Band 3, S. 99-110<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], S. 276, 292, A.927<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 295; [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 77, 179; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 5, 11, 70, 82, 87f., 114, 124f., 201, 226, 256, 267; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 113-115, 118f., 121; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 31, 35, 99-102, 130, 325, 329, 336; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 33, 58, 60, 66; [[Pretzel, Ulrich: Geleitwort]]; [[Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens]], S. 37, 92, 124, 127-147, 149, 153, 169, 216, 227f., 231, 233f.; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 36, 104, 198, 202, 226, 259, 270-277, 286, 401; [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], S. 276, 292, A.927; [[Zapf, Volker: Ruprecht von Würzburg]]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 218, 233, 255, 301-305, 311, 320, 442, 448<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
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==Inhalt== | |||
===Promythion=== | |||
Der Dichter bittet um Nachsicht für seine geringen poetischen | |||
Fähigkeiten. | |||
===Narratio=== | |||
In Verdun leben zwei befreundete Kaufleute, Gilot und Gillam, | |||
die ihre Kinder Irmengart und Bertram miteinander vermählen. Nach zehnjähriger glücklicher Ehe reist Bertram eines Tages zum Jahrmarkt nach Provins. | |||
In seiner Herberge dort nimmt er an einem Gespräch teil, bei dem jeder der | |||
anwesenden Kaufleute über seine Frau herzieht, nur Bertram lobt die seine | |||
überschwenglich. Da veranlaßt ihn der Wirt Hogier, mit ihm eine Wette um | |||
ihre ganze Habe abzuschließen, daß er binnen eines halben Jahres Irmengart | |||
verführen könne. Bertram bleibt unter einem Vorwand in Provins, Hogier | |||
begibt sich nach Verdun. Er sendet Irmengart kostbare Geschenke, er besticht | |||
das Gesinde, doch alles ist vergeblich. Schließlich läßt er ihr durch ihre Magd | |||
Amelin Geld anbieten: hundert Mark, zweihundert Mark, tausend Mark. Die | |||
Magd und ebenso alle Verwandten, die sie befragt, sogar der Schwiegervater | |||
Gillam raten, diese hohe Summe im Interesse des Gatten nicht auszuschlagen. | |||
Dieser Rat stürzt sie in Trauer und Verzweiflung, doch Gott zeigt ihr einen | |||
Ausweg. Gegen eine Belohnung von hundert Mark heißt sie Amelin mit ihr | |||
Kleider und Rolle tauschen, und Hogier verbringt die Nacht mit der Magd | |||
statt mit der Herrin, ohne den Trug zu merken. Am Morgen schneidet er | |||
Amelin einen Finger ab als „Andenken“ und kehrt dann triumphierend nach | |||
Provins zurück. Zusammen mit dem bestürzten Bertram reist er nach Verdun, | |||
wo der Ausgang der Wette im Rahmen eines Festes öffentlich entschieden werden soll. Irmengart bemerkt die Niedergeschlagenheit ihres Mannes und erfragt | |||
den Grund. Da enthüllt sie ihm die wahren Zusammenhänge. Nach dem Festbankett erzählt Hogier allen Anwesenden von seiner Wette mit Bertram und | |||
zeigt zum Beweis seines Sieges den abgeschnittenen Finger. Dagegen weist | |||
Irmengart ihre unversehrten Hände vor, und Hogier muß erkennen, daß er | |||
einem Trug anheimgefallen ist und Wette und Besitz verloren hat. Als Trost | |||
bekommt er Amelin samt ihren hundert Mark. | |||
===Epimythion=== | |||
Die Geschichte | |||
lehrt, daß man seine Begierden im Zaum halten soll. Ruprecht von Würzburg | |||
hat sie gedichtet. Gott und Maria mögen uns vor den Verlockungen der Welt | |||
und vor der Hölle bewahren. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 511f.) | |||
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | [[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] |
Aktuelle Version vom 18. August 2023, 18:58 Uhr
Inhalt
Promythion
Der Dichter bittet um Nachsicht für seine geringen poetischen Fähigkeiten.
Narratio
In Verdun leben zwei befreundete Kaufleute, Gilot und Gillam, die ihre Kinder Irmengart und Bertram miteinander vermählen. Nach zehnjähriger glücklicher Ehe reist Bertram eines Tages zum Jahrmarkt nach Provins. In seiner Herberge dort nimmt er an einem Gespräch teil, bei dem jeder der anwesenden Kaufleute über seine Frau herzieht, nur Bertram lobt die seine überschwenglich. Da veranlaßt ihn der Wirt Hogier, mit ihm eine Wette um ihre ganze Habe abzuschließen, daß er binnen eines halben Jahres Irmengart verführen könne. Bertram bleibt unter einem Vorwand in Provins, Hogier begibt sich nach Verdun. Er sendet Irmengart kostbare Geschenke, er besticht das Gesinde, doch alles ist vergeblich. Schließlich läßt er ihr durch ihre Magd Amelin Geld anbieten: hundert Mark, zweihundert Mark, tausend Mark. Die Magd und ebenso alle Verwandten, die sie befragt, sogar der Schwiegervater Gillam raten, diese hohe Summe im Interesse des Gatten nicht auszuschlagen. Dieser Rat stürzt sie in Trauer und Verzweiflung, doch Gott zeigt ihr einen Ausweg. Gegen eine Belohnung von hundert Mark heißt sie Amelin mit ihr Kleider und Rolle tauschen, und Hogier verbringt die Nacht mit der Magd statt mit der Herrin, ohne den Trug zu merken. Am Morgen schneidet er Amelin einen Finger ab als „Andenken“ und kehrt dann triumphierend nach Provins zurück. Zusammen mit dem bestürzten Bertram reist er nach Verdun, wo der Ausgang der Wette im Rahmen eines Festes öffentlich entschieden werden soll. Irmengart bemerkt die Niedergeschlagenheit ihres Mannes und erfragt den Grund. Da enthüllt sie ihm die wahren Zusammenhänge. Nach dem Festbankett erzählt Hogier allen Anwesenden von seiner Wette mit Bertram und zeigt zum Beweis seines Sieges den abgeschnittenen Finger. Dagegen weist Irmengart ihre unversehrten Hände vor, und Hogier muß erkennen, daß er einem Trug anheimgefallen ist und Wette und Besitz verloren hat. Als Trost bekommt er Amelin samt ihren hundert Mark.
Epimythion
Die Geschichte lehrt, daß man seine Begierden im Zaum halten soll. Ruprecht von Würzburg hat sie gedichtet. Gott und Maria mögen uns vor den Verlockungen der Welt und vor der Hölle bewahren.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 511f.)