Studentenabenteuer B (Rüdeger von Munre): Unterschied zwischen den Versionen
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| namen = Irregang und Girregar; Studentenabenteuer B<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | | namen = Irregang und Girregar; Studentenabenteuer B; The students' adventüre (version B)<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | ||
| autorin = Rüdeger von Munre; Rüdiger von Müner<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | autorin = Rüdeger von Munre; Rüdiger von Müner<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungszeit = <!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungszeit = Um 1300<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungsort = <!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungsort = <!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| auftraggeberin = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"--> | | auftraggeberin = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"--> | ||
| überlieferung = Toruń, UB: Rps 10/I, 6rb-19rb<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | | überlieferung = Toruń, UB: Rps 10/I, 6rb-19rb<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| ausgaben = [[Ridder/Ziegeler: Versnovellistik]]<br />[[Von der Hagen: | | ausgaben = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 2, S. 257-296<br />[[Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer]], Band 3, S. 43-82<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| übersetzungen = [[Ridder/Ziegeler: Versnovellistik]]<br />[[Spiewok: Decamerone]], S. 226-247<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 5, S. 213-224<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 226-247<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters]], Band 1, S. 65-80<br />[[Von Wolzogen, Ernst (Hg.): Das gut alt teutsch Schwankbuch]], S. 85-97<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = <!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Altenhöfer, Florian: Rüdeger von Munre]]; [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 225f., 231f., 234, 268; [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 106 Anm. 86; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 21, 58, 69, 86, 95, 106, 113, 118, 212, 201, 265; [[Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux]], S. 119-128; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 18, 74, 129, 257; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 64, 111, 115, 142-145, 348, 366f., 380; [[Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters]], S. 5, 124; [[Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter]], S. 62f., 94; [[Moshövel, Andrea: Wîplîch man]], S. 228-246; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 20, 25, 40, 57, 58, 60; [[Rupp, Heinz: Schwank und Schwankdichtung in der deutschen Literatur des Mittelalters]]; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 102, 126, 216; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 174, 287, 306, 308-313, 319, 353; [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], S. 138f., 170, 218, 328; [[Witthöft, Christiane: Der Weg in die Irre. Raum und Identität im ‚Studentenabenteuer B']]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 242, 249, 255, 258, 263, 288, 290-296, 441f.; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Studentenabenteuer A und B]]<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
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==Inhalt== | |||
===Promythion=== | |||
Rüdeger von Munre hat diese Erzählung zur Erheiterung der | |||
Leser und Hörer gedichtet. | |||
===Narratio=== | |||
Zwei junge Männer kommen auf einer gemeinsamen Reise in eine Stadt, w o der eine beim Anblick eines schönen Mädchens | |||
so heftige Leidenschaft empfindet, daß er sich außerstande fühlt weiterzureisen. | |||
Daraufhin bitten sie im Hause der Schönen um Herberge und werden auf Fürsprache des Mädchens hin auch aufgenommen. Nach reichlichem Mahle, bei | |||
dem der Hausherr sich kräftig betrinkt, werden die beiden im gemeinsamen | |||
Schlafgemach der Familie gebettet. In der Nacht schleicht sich der Minnekranke | |||
an das Bett des Mädchens, wo er zunächst abgewiesen, aber schließlich zum | |||
„Wärmen“ aufgenommen wird. Da auch sein Gefährte auf seine Kosten kommen möchte, holt er, als die Mutter einmal aufsteht, heimlich die Wiege vom | |||
Ehebette zu seinem Bette herüber, so daß die Frau unwissentlich ins falsche Bett | |||
gerät und sich dort im Glauben, bei ihrem Manne zu liegen, der Liebe des | |||
Fremden erfreut. Gegen Morgen kehrt der Liebhaber der Tochter in sein Bett | |||
zurück. Weil er dort aber eine Wiege vorfindet, glaubt er, sich geirrt zu haben, | |||
und legt sich zum Hausherrn nieder, dem er in der Meinung, es sei sein Gefährte, | |||
von seinem Abenteuer erzählt. Die beiden geraten sich in die Haare, der Jüngling entkommt ins richtige Bett, und die Frau, die jetzt ihren Irrtum entdeckt, | |||
ohne ihn zu bedauern, beschwichtigt ihren Gatten: der Alp habe ihn geritten. | |||
Die beiden jungen Männer möchten ihr Abenteuer noch etwas fortsetzen, und | |||
so stellt sich der eine krank und reiseunfähig. In der folgenden Nacht ist der | |||
Hausherr jedoch auf seiner Hut, und die beiden Liebhaber müssen auf neue List | |||
sinnen. Diesmal hat man sie auf dem Dachboden über der Schlafkammer gebettet. Der eine Geselle läßt den andern in einem Korb zu dem Mädchen hinab. | |||
Der Hausherr, der dies beobachtet, will ihn abfangen, stolpert und fällt in den | |||
Korb. Der andere Gast, in der Meinung, es sei sein Freund, zieht ihn hoch, läßt | |||
ihn dann aber vor Schreck fallen, so daß er die Besinnung verliert. Die beiden | |||
Frauen bringen ihn zu Bett, wo sie ihm wieder den Alp einreden und ihn | |||
dagegen beschwören. Das Mädchen kann sich jetzt ungestört zu seinem Liebhaber legen. Damit aber auch die Mutter nicht leer ausgehe, zieht der Liebhaber | |||
der Tochter, als der Gatte in tiefem Schlaf liegt, das Nachtgewand der Frau an | |||
und nimmt ihre Stelle ein. Während die Frau sich mit ihrem Buhler vergnügt, | |||
erwacht der Hausherr und spürt Lust, sich seiner Gattin zu nähern, muß aber | |||
den plötzlichen Geschlechtswandel seiner Bettgenossin feststellen. Gast und Frau | |||
tauschen wieder die Plätze, und der Hausherr glaubt an einen neuen Streich | |||
des Alps, den Frau und Tochter durch Beschwörung zu bannen suchen. Schließlich antwortet der eine Geselle als Kobold Irregang und erklärt sich mit seinem | |||
Bruder Girregar als gebannt. Der Hausherr ist froh, von den Kobolden befreit | |||
zu sein, und so sind die beiden bei ihren weiteren Liebesabenteuern vor ihm | |||
sicher. | |||
===Epimythion=== | |||
Warnung vor den beiden Kobolden Irregang und Girregar. Verfassemennung. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 510f.) | |||
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | [[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | ||
[[Kategorie:Quelle Schwank]] |
Aktuelle Version vom 16. März 2024, 18:37 Uhr
Inhalt
Promythion
Rüdeger von Munre hat diese Erzählung zur Erheiterung der Leser und Hörer gedichtet.
Narratio
Zwei junge Männer kommen auf einer gemeinsamen Reise in eine Stadt, w o der eine beim Anblick eines schönen Mädchens so heftige Leidenschaft empfindet, daß er sich außerstande fühlt weiterzureisen. Daraufhin bitten sie im Hause der Schönen um Herberge und werden auf Fürsprache des Mädchens hin auch aufgenommen. Nach reichlichem Mahle, bei dem der Hausherr sich kräftig betrinkt, werden die beiden im gemeinsamen Schlafgemach der Familie gebettet. In der Nacht schleicht sich der Minnekranke an das Bett des Mädchens, wo er zunächst abgewiesen, aber schließlich zum „Wärmen“ aufgenommen wird. Da auch sein Gefährte auf seine Kosten kommen möchte, holt er, als die Mutter einmal aufsteht, heimlich die Wiege vom Ehebette zu seinem Bette herüber, so daß die Frau unwissentlich ins falsche Bett gerät und sich dort im Glauben, bei ihrem Manne zu liegen, der Liebe des Fremden erfreut. Gegen Morgen kehrt der Liebhaber der Tochter in sein Bett zurück. Weil er dort aber eine Wiege vorfindet, glaubt er, sich geirrt zu haben, und legt sich zum Hausherrn nieder, dem er in der Meinung, es sei sein Gefährte, von seinem Abenteuer erzählt. Die beiden geraten sich in die Haare, der Jüngling entkommt ins richtige Bett, und die Frau, die jetzt ihren Irrtum entdeckt, ohne ihn zu bedauern, beschwichtigt ihren Gatten: der Alp habe ihn geritten. Die beiden jungen Männer möchten ihr Abenteuer noch etwas fortsetzen, und so stellt sich der eine krank und reiseunfähig. In der folgenden Nacht ist der Hausherr jedoch auf seiner Hut, und die beiden Liebhaber müssen auf neue List sinnen. Diesmal hat man sie auf dem Dachboden über der Schlafkammer gebettet. Der eine Geselle läßt den andern in einem Korb zu dem Mädchen hinab. Der Hausherr, der dies beobachtet, will ihn abfangen, stolpert und fällt in den Korb. Der andere Gast, in der Meinung, es sei sein Freund, zieht ihn hoch, läßt ihn dann aber vor Schreck fallen, so daß er die Besinnung verliert. Die beiden Frauen bringen ihn zu Bett, wo sie ihm wieder den Alp einreden und ihn dagegen beschwören. Das Mädchen kann sich jetzt ungestört zu seinem Liebhaber legen. Damit aber auch die Mutter nicht leer ausgehe, zieht der Liebhaber der Tochter, als der Gatte in tiefem Schlaf liegt, das Nachtgewand der Frau an und nimmt ihre Stelle ein. Während die Frau sich mit ihrem Buhler vergnügt, erwacht der Hausherr und spürt Lust, sich seiner Gattin zu nähern, muß aber den plötzlichen Geschlechtswandel seiner Bettgenossin feststellen. Gast und Frau tauschen wieder die Plätze, und der Hausherr glaubt an einen neuen Streich des Alps, den Frau und Tochter durch Beschwörung zu bannen suchen. Schließlich antwortet der eine Geselle als Kobold Irregang und erklärt sich mit seinem Bruder Girregar als gebannt. Der Hausherr ist froh, von den Kobolden befreit zu sein, und so sind die beiden bei ihren weiteren Liebesabenteuern vor ihm sicher.
Epimythion
Warnung vor den beiden Kobolden Irregang und Girregar. Verfassemennung.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 510f.)