Die drei Wünsche (Der Stricker): Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Mann beklagt sich seiner Frau gegenüber über ihre Armut, die sie als eine | |||
unverdiente Strafe Gottes empfinden. Um Gott umzustimmen, beten sie Tag | |||
und Nacht um Reichtum, bis Gott endlich einen Engel schickt, der dem Mann | |||
seine Torheit vor Augen stellen soll. Da dieser jedoch von seiner Bitte nicht | |||
ablässt, gewährt ihm der Engel drei Wünsche, mit denen er sein Heil selbst | |||
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worden sei, bittet sich diese einen der drei Wünsche zu eigenem Gebrauch aus. | |||
Dann wünscht sie sich das allerschönste Kleid, das sie auch sofort am Leibe trägt. | |||
Voller Zorn über den unvernünftigen Wunsch wünscht der Mann ihr das Gewand | |||
in den Bauch, was ebenfalls sogleich geschieht. Auf ihre Schmerzensschreie | |||
hin eilen die Freunde herbei und zwingen den Mann, mit seinem letzten Wunsche | |||
die Frau wieder von ihrem Ungemach zu erlösen. So sind die drei Wünsche | |||
vertan, und der Mann erfahrt so viel Hohn, dass er vor Leid stirbt. | |||
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Es gibt drei Arten von Toren: Die einen sind unheilbar unwissend, die anderen | |||
verzichten freiwillig auf das Wissen, aber am schlimmsten sind jene, die Wissen | |||
besitzen und trotzdem damit schlecht handeln. Nur wer nach dem Willen Gottes | |||
handelt, ist weise. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 528) | |||
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Version vom 23. September 2020, 19:42 Uhr
Die drei Wünsche; Maehre von den drei Wünschen | |
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AutorIn | Der Stricker |
Entstehungszeit | Ca. 1220-1250 (Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 1020) |
Entstehungsort | Österreich? (Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 1020) |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Wien ÖNB: Cod. 2705, 24ra-25rb [1] Heidelberg, UB: Cpg 341, 265ra-266va [2] Genève-Cologny, Bibliotheca Bodmeriana: Cod. Bodmer 72, 272ra-273va [3] München, UB: 2° Cod. ms. 731, 87ra-88vb [4] Römhild, Stadt- und Stiftskirche: Ohne Signatur, 2rb-3rb [Fragment] Wien, ÖNB. Cod. 2885, 127rb-129rb [5] Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 62va-63va Handschrift des Herrn I. A. S., Nr. 1 [verschollen] Gotha: Membr. II 277 [Fragment] |
Ausgaben | Ehrismann, Otfrid (Hg.): Der Stricker. Erzählungen, Fabeln, Reden, S. 150-165 Fischer, Hanns (Hg.): Der Stricker. Verserzählungen I, S. 1-11 Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 56-69 Mettke, Heinz (Hg.): Fabeln und Mären von dem Stricker, S. 70-77 Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers, Band 2, S. 194-206 Rosenhagen, Gustav (Hg.): Mären von dem Stricker, S. 1-8 Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer, Band 2, S. 253-259 |
Übersetzungen | Ehrismann, Otfrid (Hg.): Der Stricker. Erzählungen, Fabeln, Reden, S. 150-165 Ernst, Paul (Hg.): Altdeutsche Mären und Schwänke, S. 203-208 Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 56-69 Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 269-273 |
Forschung | Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 7, 8, 70, 102,114, 135, 143, 278; Nowakowski, Nina: Sprechen und Erzählen beim Stricker, S. 24, 160, 202, 217-227, 236, 244, 252f, 265 |
Inhalt
Narratio
Ein Mann beklagt sich seiner Frau gegenüber über ihre Armut, die sie als eine unverdiente Strafe Gottes empfinden. Um Gott umzustimmen, beten sie Tag und Nacht um Reichtum, bis Gott endlich einen Engel schickt, der dem Mann seine Torheit vor Augen stellen soll. Da dieser jedoch von seiner Bitte nicht ablässt, gewährt ihm der Engel drei Wünsche, mit denen er sein Heil selbst versuchen soll. Als der Mann seiner Frau berichtet, dass ihr beider Gebet erhört worden sei, bittet sich diese einen der drei Wünsche zu eigenem Gebrauch aus. Dann wünscht sie sich das allerschönste Kleid, das sie auch sofort am Leibe trägt. Voller Zorn über den unvernünftigen Wunsch wünscht der Mann ihr das Gewand in den Bauch, was ebenfalls sogleich geschieht. Auf ihre Schmerzensschreie hin eilen die Freunde herbei und zwingen den Mann, mit seinem letzten Wunsche die Frau wieder von ihrem Ungemach zu erlösen. So sind die drei Wünsche vertan, und der Mann erfahrt so viel Hohn, dass er vor Leid stirbt.
Epipythion
Es gibt drei Arten von Toren: Die einen sind unheilbar unwissend, die anderen verzichten freiwillig auf das Wissen, aber am schlimmsten sind jene, die Wissen besitzen und trotzdem damit schlecht handeln. Nur wer nach dem Willen Gottes handelt, ist weise.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 528)