Fuchs und Schlange (Erzählstoff): Unterschied zwischen den Versionen

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==Deutsche Versionen==
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===[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. I, 23 (nach Druck Augsburg, 1490)<br/>(um 1408/16)===
===[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. I, 23 (nach Druck Augsburg, 1490)<br/>(um 1408/16)===
Hast du niemant belaidet vor dem besorg dych allzeit&middot;<br />
'''Hast du niemant belaidet vor dem besorg dych allzeit&middot;'''<br />
Das &middot;xiii&middot; Capitel<br />
'''Das &middot;xiii&middot; Capitel'''<br />
'''E'''In hungeriger fuchse<ref>Im Physiologos erfährt man über den Fuchs, dass er ein listiges Tier ist. Wenn er an Hunger leidet und keine Beute findet, versucht er mit einer Täuschung seine Beute zu überführen.</ref> der lief in grymes hungers qual auf und nider hyn und her&middot; und suocht mit fleiß sein speiß&middot; Do tratt er unbesichtiklich auf ein vergifte schlange(n)<ref>Im Evangelium wird die Schlange als klug bezeichnet (Mt. 10,16). Der Physiologos fasst die Schlange aber im Allgemeinen als negativ behaftetes Tier auf, besonders wegen dem Sündenfall im Christentum. Die Schlange verführt Eva und Adam vom Baum der Erkenntnis zu essen (1. Mose 3), daher wird sie als Tier der Sünde und des Todes beschrieben. Laut Leibbrand steht sie für den Verführer und den Teufel, denn sie zieht Gottes Gebot in Zweifel und verdreht das göttliche Wort. Zudem gilt jede Schlange als giftig. Sie wird überwiegend negativ gedeutet, aufgrund ihrer Körperform, ihrer raschen Fortbewegungsart und ihrem giftigen Biss.</ref> die in pusches vinster kroch&middot; Do ward die schlang in zorn entzündet und piß den fuchse gar neydiklich darumb dz er sy getreten het&middot; Zehand paiß der fuchs in grymmigem zoren hinwyder allso das sich gemein er czoren mit gifftigem peyssen beydenthalb vergieng&middot; Darnache suochtt yeder teyl seiner empfangen wu(n)den heylwertige ercznej mit ganczem vermügen/ Darnach nach lang verganger zeit fueget<ref>Druck unleserlich, es könnte „fueget“ bedeuten.</ref> sich dz sy beyde nach einem wilde(n) gepürg geuert unbedechtlich wider einand(er) kame(n)&middot; Zehand gedacht dye schlang<ref>Leibbrand schreibt im speculum bestialitatis, dass auch im Mittelalter die Schlange für den Teufel stand. Dies bestätigt auch der Dominikaner Petrus, indem er sagt, dass der Teufel die Natur der Schlange besitzt.</ref> d(er) alten schuld&middot; da vernewet sich d(er) alt zorn an ir damit auch sy czuo gifftiger rach gewapnot unnd erweckt ward&middot; Dz vermerckt d(er) listig fuchs<ref>Der Fuchs wird in der Bibel als listiges Tier beschrieben. Zum Beispiel wird der Fuchs in Ezezhiel als Symbol der List und als Abbild der Boshaftigkeit dargestellt, da die falschen Propheten Füchse genannt werden (Ez. 13,4). Des Weiteren steht im Phsiologos, dass der Fuchs im Mittelalter ein Symbol der Versuchung war. Auch laut Jürgen Leibbrand gilt der Fuchs als listiges und verschmitztes Tier. Sein Name wird mit einer negativen Charakteristik einer Person assoziiert.</ref> der grif i(n) dye puecher seiner maisterschaft&middot; und u(n)parge<ref>Druck undeutlich, es könnte „u(n)parge“ bedeuten.</ref> die schalckheit seins herczen&middot;under die gestalt eins froelichen und freüntlichen gruoß&middot; unnd sprach mit listen zuo der listigen allso&middot; In rechter warheit mein allerliebste Ich hab dich mit fleiß gesuocht daru(m)b das ich dein fride den ich mit meines mu(n)des piß / verlorn hab in dem kuß dessel/ben<ref>Druck undeutlich, wegen Querstrich im Wort. Es könnte "desselben" bedeuten.</ref> mundes widerspraecht&middot; Nun was mag allen toetlichen dinge(n) lieber sein dann der loblich fride Was ist allen irrdischen dingen wunsamer&middot; was ist allen dinge(n) genaemer und hochgültiger de(n)n ein fridsames hercz&middot; wa(n)n under dem pund des frides besteen alle ding die leben haben in ruo&middot; Sy gruonent in frides ordnung lant und leüt plueent in iren rechten&middot; wo guoter frid regiert und herrschet / wenn frid ist ein gemeins guot den armen und reychen den pfaffen und den layen und alle(n) dient dz wann dz fleücht under de(n) sichern fan wolbestaets frids dz u(n)antwurt<ref>Druck undeutlich, es könnte "u(n)antwurt" bedeuten.</ref> die kündig natur de(n) listigen fuchs mit weyser fürsichtikeit / wann sy wz seiner falschen tück gar maisterlich geleret / und sprach&middot; Fürwar du sagste Echter frid ist das sterckeßt ding so es mag auf erden gesei(n) wann er getreü und warhafft ist / ist aber er falsch so ist auch er nit anders dann ein liecht dzdo plaendet / od(er) ein leben das toettet od(er) ein vergüffte sueß<ref>Deutet auf die vergiftete Frucht in der Bibel hin (ab 1. Moses 2,9). Im Alten Testament verführt die Schlange Eva und Adam, vom Baum der Erkenntnis eine verbotene Frucht zu essen, worauf hin sie der Fluch Gottes trifft. Die Schlange verleitet Eva mit Hilfe einer Lüge dazu. Auch hier wird die Schlange als listiges Tier dargestellt.</ref> / wa(n)n es ist kein groessers übel denn toetliche<ref>Druck unleserlich, Hypothese: es könnte ein hochgestelltes "e" über dem "o" sein und somit "toetliche" bedeuten.</ref> veintschaft die mit falschem fride überzogen und bedeckt wirt Darumb mein fuchs dein frid d(er) sey mit dir / wann wo und we(n)n alte geltschuld bedacht werden da ist auch nun zoren&middot; Nun begeret der zorn rach / rach bedenckt wie sy luglich und geuaerliche(n) pring zuo schwaerem vall deines herczen sihe ich nit / aber zuo meiner vernunft lauf ich&middot; und in dem lyecht d(er) verstentnuß besahe ich auf saecz des falschen un(d) verborgen herczen / wa(n)n warer frid gedenckt nymmer weder in schimpfe noch in ernst aller widerwertikeit die sich geschlicht und gerichtet hat aber falscher frid vergißt nymmer aller d(er) ding die in übel geschehen seid wiewol die freüntlicher gruoß mit staetez die(n)ste zuo guotem end geordnet hat Darumb ist der allzeit zuo besorgen der von dir gelaydigett ist wann verserunge hafftet in dez hercze(n) als dem laym&middot; Sy ist ringe unnd leicht unnd verneüett sich gar bald unnd zaechlingen zuo dem zoren&middot; un(d) tregt auch allzeit einen beraiten kocher zuo der rach&middot; Aber zuo milter guetigkeytt ist sy traege unnd hat darzuo eynen schwaeren fuoß&middot; Oder waißt du nicht das den edlen patriarchen Joseph<ref>Der Patriarch Josef ist in der Bibel in Gen. 37,2 in einen Bruderkonflikt verwickelt. Josef, der Sohn Jakobs, und seine Halbbrüder geraten in einen Brüderkonflikt, in welchem es hauptsächlich um Neid geht. Der Streit spitzt sich immer weiter zu und Josef kommt als Sklave nach Ägypten. Jahre später ist die Familie auf Josefs Hilfe angewiesen und die Brüder versöhnen sich wieder.</ref> seine prueder in ire(n) alter wrchtlichen besorgeten de(n) sy in irer jugend unpruoderliche(n) gelaydiget hetten&middot; Unnd mit diesen worten zerliessen<ref>Wortschwierigkeit, es könnte „zerlieffen“ bedeuten.</ref> sy die red / und schieden von einander&middot;
[25va] '''E'''In hungeriger fuchse<ref>Im Physiologos erfährt man über den Fuchs, dass er ein listiges Tier ist. Wenn er an Hunger leidet und keine Beute findet, versucht er mit einer Täuschung seine Beute zu überführen.</ref> der lief in grymes hungers qual auf und nider hyn und her&middot; und suocht mit fleiß sein speiß&middot; Do tratt er unbesichtiklich auf ein vergifte schlange(n)<ref>Im Evangelium wird die Schlange als klug bezeichnet (Mt. 10,16). Der Physiologos fasst die Schlange aber im Allgemeinen als negativ behaftetes Tier auf, besonders wegen dem Sündenfall im Christentum. Die Schlange verführt Eva und Adam vom Baum der Erkenntnis zu essen (1. Mose 3), daher wird sie als Tier der Sünde und des Todes beschrieben. Laut Leibbrand steht sie für den Verführer und den Teufel, denn sie zieht Gottes Gebot in Zweifel und verdreht das göttliche Wort. Zudem gilt jede Schlange als giftig. Sie wird überwiegend negativ gedeutet, aufgrund ihrer Körperform, ihrer raschen Fortbewegungsart und ihrem giftigen Biss.</ref> die in pusches vinster kroch&middot; Do ward die schlang in zorn entzündet und piß den fuchse gar neydiklich darumb dz er sy getreten het&middot; Zehand paiß der fuchs in grymmigem zoren hinwyder allso das sich gemein er czoren mit gifftigem peyssen beydenthalb vergieng&middot; Darnache suochtt yeder teyl seiner empfangen wu(n)den heylwertige ercznej mit ganczem vermügen/ Darnach nach lang verganger zeit fueget<ref>Druck unleserlich, es könnte „fueget“ bedeuten.</ref> sich dz sy beyde nach einem wilde(n) gepürg geuert unbedechtlich wider einand(er) kame(n)&middot; Zehand gedacht dye schlang<ref>Leibbrand schreibt im speculum bestialitatis, dass auch im Mittelalter die Schlange für den Teufel stand. Dies bestätigt auch der Dominikaner Petrus, indem er sagt, dass der Teufel die Natur der Schlange besitzt.</ref> d(er) alten schuld&middot; da vernewet sich d(er) alt zorn an ir damit auch sy czuo gifftiger rach gewapnot unnd erweckt ward&middot; Dz vermerckt d(er) listig fuchs<ref>Der Fuchs wird in der Bibel als listiges Tier beschrieben. Zum Beispiel wird der Fuchs in Ezezhiel als Symbol der List und als Abbild der Boshaftigkeit dargestellt, da die falschen Propheten Füchse genannt werden (Ez. 13,4). Des Weiteren steht im Phsiologos, dass der Fuchs im Mittelalter ein Symbol der Versuchung war. Auch laut Jürgen Leibbrand gilt der Fuchs als listiges und verschmitztes Tier. Sein Name wird mit einer negativen Charakteristik einer Person assoziiert.</ref> der grif i(n) dye puecher seiner maisterschaft&middot; und u(n)parge<ref>Druck undeutlich, es könnte „u(n)parge“ bedeuten.</ref> die schalckheit seins herczen&middot;under die gestalt eins froelichen und freüntlichen gruoß&middot; unnd sprach mit listen zuo der listigen allso&middot; In rechter warheit mein allerliebste Ich hab dich mit fleiß gesuocht daru(m)b das ich dein fride den ich mit meines mu(n)des piß / verlorn hab in dem kuß dessel/ben<ref>Druck undeutlich, wegen Querstrich im Wort. Es könnte "desselben" bedeuten.</ref> mundes widerspraecht&middot; Nun was mag allen toetlichen dinge(n) lieber sein dann der loblich fride Was ist allen irrdischen dingen wunsamer&middot; was ist allen dinge(n) genaemer und hochgültiger de(n)n ein fridsames hercz&middot; wa(n)n under dem pund des frides besteen alle ding die leben haben in ruo&middot; Sy gruonent in frides ordnung lant und leüt plueent in iren rechten&middot; wo guoter frid regiert und herrschet / wenn frid ist ein gemeins guot den armen und reychen den pfaffen und den layen und alle(n) dient dz wann dz fleücht under de(n) sichern fan wolbestaets frids dz u(n)antwurt<ref>Druck undeutlich, es könnte "u(n)antwurt" bedeuten.</ref> die kündig natur de(n) listigen fuchs mit weyser fürsichtikeit / wann sy wz seiner falschen tück gar maisterlich geleret / und sprach&middot; Fürwar du sagste Echter frid ist das sterckeßt ding so es mag auf erden gesei(n) wann er getreü und warhafft ist / ist aber er falsch so ist auch er nit anders dann ein liecht dzdo plaendet / od(er) ein leben das toettet od(er) ein vergüffte sueß<ref>Deutet auf die vergiftete Frucht in der Bibel hin (ab 1. Moses 2,9). Im Alten Testament verführt die Schlange Eva und Adam, vom Baum der Erkenntnis eine verbotene Frucht zu essen, worauf hin sie der Fluch Gottes trifft. Die Schlange verleitet Eva mit Hilfe einer Lüge dazu. Auch hier wird die Schlange als listiges Tier dargestellt.</ref> / wa(n)n es ist kein groessers übel denn toetliche<ref>Druck unleserlich, Hypothese: es könnte ein hochgestelltes "e" über dem "o" sein und somit "toetliche" bedeuten.</ref> veintschaft die mit falschem fride überzogen und bedeckt wirt Darumb mein fuchs dein frid d(er) sey mit dir / wann wo und we(n)n alte geltschuld bedacht werden da ist auch nun zoren&middot; Nun begeret der zorn rach / rach bedenckt wie sy luglich und geuaerliche(n) pring zuo schwaerem vall deines herczen sihe ich nit / aber zuo meiner vernunft lauf ich&middot; und in dem lyecht d(er) verstentnuß besahe ich auf saecz des falschen un(d) verborgen herczen / wa(n)n warer frid gedenckt nymmer weder in schimpfe noch in ernst aller widerwertikeit die sich geschlicht und gerichtet hat aber falscher frid vergißt nymmer aller d(er) ding die in übel geschehen seid wiewol die freüntlicher gruoß mit staetez die(n)ste zuo guotem end geordnet hat Darumb ist der allzeit zuo besorgen der von dir gelaydigett ist wann verserunge hafftet in dez hercze(n) als dem laym&middot; Sy ist ringe unnd leicht unnd verneüett sich gar bald unnd zaechlingen zuo dem zoren&middot; un(d) tregt auch allzeit einen beraiten kocher zuo der rach&middot; Aber zuo milter guetigkeytt ist sy traege unnd hat darzuo eynen schwaeren fuoß&middot; Oder waißt du nicht das den edlen patriarchen Joseph<ref>Der Patriarch Josef ist in der Bibel in Gen. 37,2 in einen Bruderkonflikt verwickelt. Josef, der Sohn Jakobs, und seine Halbbrüder geraten in einen Brüderkonflikt, in welchem es hauptsächlich um Neid geht. Der Streit spitzt sich immer weiter zu und Josef kommt als Sklave nach Ägypten. Jahre später ist die Familie auf Josefs Hilfe angewiesen und die Brüder versöhnen sich wieder.</ref> seine prueder in ire(n) alter wrchtlichen besorgeten de(n) sy in irer jugend unpruoderliche(n) gelaydiget hetten&middot; Unnd mit diesen worten zerliessen<ref>Wortschwierigkeit, es könnte „zerlieffen“ bedeuten.</ref> sy die red / und schieden von einander&middot;


=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===

Version vom 30. März 2022, 19:41 Uhr

Fuchs und Schlange

(Erzählstoff)

Regest Nachdem Fuchs und Schlange sich in einem Streit gegenseitig verletzt haben, bietet der Fuchs (die Schlange) nach einiger Zeit einen Scheinfrieden an, den die Schlange (der Fuchs) aber durchschaut. (Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 246f.)
Fassungen Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. I, 23
Buch von der Weisheit, Nr. I, 23
Navicula sive speculum fatuorum (Johannes Geiler von Kaysersberg), Turba XXXVIII
Narrenschiff (Johann Geiler von Kaisersberg/Johannes Pauli), Die XXXVIII. Schar, Bl. 85va-vb
Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. I, 23, Bl. 20r-21r
Hans Sachs: Nr. 4752, 5192 (in Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Band VI, Nr. 969, S. 197f.; Band II, Nr. 209, S. 29-32
Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 23, Bl. 88v-91r
Forschung
(s.a. unter Fassungen)
Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 246f.; Günthart, Romy (Hg.): Sebastian Münster, Spiegel der wyßheit, Band 2, S. 45-47


Deutsche Versionen

Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. I, 23 (nach Druck Augsburg, 1490)
(um 1408/16)

Hast du niemant belaidet vor dem besorg dych allzeit·
Das ·xiii· Capitel
[25va] EIn hungeriger fuchse[1] der lief in grymes hungers qual auf und nider hyn und her· und suocht mit fleiß sein speiß· Do tratt er unbesichtiklich auf ein vergifte schlange(n)[2] die in pusches vinster kroch· Do ward die schlang in zorn entzündet und piß den fuchse gar neydiklich darumb dz er sy getreten het· Zehand paiß der fuchs in grymmigem zoren hinwyder allso das sich gemein er czoren mit gifftigem peyssen beydenthalb vergieng· Darnache suochtt yeder teyl seiner empfangen wu(n)den heylwertige ercznej mit ganczem vermügen/ Darnach nach lang verganger zeit fueget[3] sich dz sy beyde nach einem wilde(n) gepürg geuert unbedechtlich wider einand(er) kame(n)· Zehand gedacht dye schlang[4] d(er) alten schuld· da vernewet sich d(er) alt zorn an ir damit auch sy czuo gifftiger rach gewapnot unnd erweckt ward· Dz vermerckt d(er) listig fuchs[5] der grif i(n) dye puecher seiner maisterschaft· und u(n)parge[6] die schalckheit seins herczen·under die gestalt eins froelichen und freüntlichen gruoß· unnd sprach mit listen zuo der listigen allso· In rechter warheit mein allerliebste Ich hab dich mit fleiß gesuocht daru(m)b das ich dein fride den ich mit meines mu(n)des piß / verlorn hab in dem kuß dessel/ben[7] mundes widerspraecht· Nun was mag allen toetlichen dinge(n) lieber sein dann der loblich fride Was ist allen irrdischen dingen wunsamer· was ist allen dinge(n) genaemer und hochgültiger de(n)n ein fridsames hercz· wa(n)n under dem pund des frides besteen alle ding die leben haben in ruo· Sy gruonent in frides ordnung lant und leüt plueent in iren rechten· wo guoter frid regiert und herrschet / wenn frid ist ein gemeins guot den armen und reychen den pfaffen und den layen und alle(n) dient dz wann dz fleücht under de(n) sichern fan wolbestaets frids dz u(n)antwurt[8] die kündig natur de(n) listigen fuchs mit weyser fürsichtikeit / wann sy wz seiner falschen tück gar maisterlich geleret / und sprach· Fürwar du sagste Echter frid ist das sterckeßt ding so es mag auf erden gesei(n) wann er getreü und warhafft ist / ist aber er falsch so ist auch er nit anders dann ein liecht dzdo plaendet / od(er) ein leben das toettet od(er) ein vergüffte sueß[9] / wa(n)n es ist kein groessers übel denn toetliche[10] veintschaft die mit falschem fride überzogen und bedeckt wirt Darumb mein fuchs dein frid d(er) sey mit dir / wann wo und we(n)n alte geltschuld bedacht werden da ist auch nun zoren· Nun begeret der zorn rach / rach bedenckt wie sy luglich und geuaerliche(n) pring zuo schwaerem vall deines herczen sihe ich nit / aber zuo meiner vernunft lauf ich· und in dem lyecht d(er) verstentnuß besahe ich auf saecz des falschen un(d) verborgen herczen / wa(n)n warer frid gedenckt nymmer weder in schimpfe noch in ernst aller widerwertikeit die sich geschlicht und gerichtet hat aber falscher frid vergißt nymmer aller d(er) ding die in übel geschehen seid wiewol die freüntlicher gruoß mit staetez die(n)ste zuo guotem end geordnet hat Darumb ist der allzeit zuo besorgen der von dir gelaydigett ist wann verserunge hafftet in dez hercze(n) als dem laym· Sy ist ringe unnd leicht unnd verneüett sich gar bald unnd zaechlingen zuo dem zoren· un(d) tregt auch allzeit einen beraiten kocher zuo der rach· Aber zuo milter guetigkeytt ist sy traege unnd hat darzuo eynen schwaeren fuoß· Oder waißt du nicht das den edlen patriarchen Joseph[11] seine prueder in ire(n) alter wrchtlichen besorgeten de(n) sy in irer jugend unpruoderliche(n) gelaydiget hetten· Unnd mit diesen worten zerliessen[12] sy die red / und schieden von einander·

Anmerkungen

  1. Im Physiologos erfährt man über den Fuchs, dass er ein listiges Tier ist. Wenn er an Hunger leidet und keine Beute findet, versucht er mit einer Täuschung seine Beute zu überführen.
  2. Im Evangelium wird die Schlange als klug bezeichnet (Mt. 10,16). Der Physiologos fasst die Schlange aber im Allgemeinen als negativ behaftetes Tier auf, besonders wegen dem Sündenfall im Christentum. Die Schlange verführt Eva und Adam vom Baum der Erkenntnis zu essen (1. Mose 3), daher wird sie als Tier der Sünde und des Todes beschrieben. Laut Leibbrand steht sie für den Verführer und den Teufel, denn sie zieht Gottes Gebot in Zweifel und verdreht das göttliche Wort. Zudem gilt jede Schlange als giftig. Sie wird überwiegend negativ gedeutet, aufgrund ihrer Körperform, ihrer raschen Fortbewegungsart und ihrem giftigen Biss.
  3. Druck unleserlich, es könnte „fueget“ bedeuten.
  4. Leibbrand schreibt im speculum bestialitatis, dass auch im Mittelalter die Schlange für den Teufel stand. Dies bestätigt auch der Dominikaner Petrus, indem er sagt, dass der Teufel die Natur der Schlange besitzt.
  5. Der Fuchs wird in der Bibel als listiges Tier beschrieben. Zum Beispiel wird der Fuchs in Ezezhiel als Symbol der List und als Abbild der Boshaftigkeit dargestellt, da die falschen Propheten Füchse genannt werden (Ez. 13,4). Des Weiteren steht im Phsiologos, dass der Fuchs im Mittelalter ein Symbol der Versuchung war. Auch laut Jürgen Leibbrand gilt der Fuchs als listiges und verschmitztes Tier. Sein Name wird mit einer negativen Charakteristik einer Person assoziiert.
  6. Druck undeutlich, es könnte „u(n)parge“ bedeuten.
  7. Druck undeutlich, wegen Querstrich im Wort. Es könnte "desselben" bedeuten.
  8. Druck undeutlich, es könnte "u(n)antwurt" bedeuten.
  9. Deutet auf die vergiftete Frucht in der Bibel hin (ab 1. Moses 2,9). Im Alten Testament verführt die Schlange Eva und Adam, vom Baum der Erkenntnis eine verbotene Frucht zu essen, worauf hin sie der Fluch Gottes trifft. Die Schlange verleitet Eva mit Hilfe einer Lüge dazu. Auch hier wird die Schlange als listiges Tier dargestellt.
  10. Druck unleserlich, Hypothese: es könnte ein hochgestelltes "e" über dem "o" sein und somit "toetliche" bedeuten.
  11. Der Patriarch Josef ist in der Bibel in Gen. 37,2 in einen Bruderkonflikt verwickelt. Josef, der Sohn Jakobs, und seine Halbbrüder geraten in einen Brüderkonflikt, in welchem es hauptsächlich um Neid geht. Der Streit spitzt sich immer weiter zu und Josef kommt als Sklave nach Ägypten. Jahre später ist die Familie auf Josefs Hilfe angewiesen und die Brüder versöhnen sich wieder.
  12. Wortschwierigkeit, es könnte „zerlieffen“ bedeuten.