Ritter Alexander
Inhalt
Alexander, ein Ritter aus Frankreich, glaubt, die schönste Frau zu besitzen, bis ein Herold behauptet, eine Bürgersfrau in London sei noch schöner. Um der Sache auf den Grund zu gehen, begibt er sich mit einem Knappen nach London. Die Schöne entbrennt in Liebe und gibt sich ihm trotz strenger Hut hin. Als der Ehemann von einer Auslandsreise zurückkehrt, unterrichtet ihn eine Kammerfrau vom Treiben seiner Frau. Durch ein Loch in der Tür sieht er die beiden in enger Umarmung beieinander ruhen und läßt sie durch die Obrigkeit festnehmen. Die Gattin Alexanders, durch den Knappen benachrichtigt, kommt ungesäumt herbeigeeilt. Durch Bestechung der Wächter gelangt sie in das Gefängnis ihres Mannes. Sie wechselt mit ihm die Kleider und bleibt an seiner Stelle zurück, während er sich in Sicherheit bringt. Vor dem Gericht gibt sie sich als Frau zu erkennen und erzählt, wie sie ausgezogen sei, um sich von der vielgerühmten Schönheit der Bürgerin zu überzeugen, jedoch aus Sicherheitsgründen als Ritter verkleidet. Nach freundschaftlicher Unterredung seien sie beide eingeschlafen und so vom Ehemann gefunden worden. Der Bürger ist zufriedengestellt; er lädt die Ritterdame in sein Haus, wo entschieden werden soll, ob sie oder die Bürgerin die Schönere ist. Dann tritt sie in Ritterkleidung wieder den Heimweg an und vereint sich unterwegs mit ihrem dankbaren Gatten, der auf sie gewartet hat.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 502f.)