Der vertauschte Müller

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Der vertauschte Müller; Von dem Müller

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Vor 1430
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 134va-137rb [1]
Ausgaben Fischer, Hanns (Hg.): Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, S. 20-30
Übersetzungen Fischer, Hanns (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des deutschen Mittelalters, S. 213-220
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 109-119
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde, S. 142-151
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters, Band 1, S. 57-64
Forschung Altenhöfer, Florian: Der vertauschte Müller; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 92, 103, 125, 133, 136, 153, 163f., 174, 178, 185, 191, 200, 245, 249-251, 261, 263, 265, 287, 303, 311; Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 68, 90, 95, 104 Anm. 45, 105 Anm. 57, 116, 151 Anm. 18, 164; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 80, 130, 263; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 144; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 214, 219-221, 236; Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters, S. 134, 136, 147; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 267; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 34, 52, 57, 64, 65; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 153; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234

Inhalt

Narratio

Ein Müller ist vom Frankenwein so sehr berauscht, daß ihn sein Knecht heimfahren muß. Unterwegs fällt der Betrunkene unbemerkt vom Wagen. Als der Knecht später nach ihm sucht, hält er in der Dunkelheit den Pfarrer, der unter einer Buche eingeschlafen ist, für den Müller und bringt ihn zu seiner Herrin ins Bett. Der Geistliche übernimmt freudig die Rolle des Ehemannes, und die Müllerin kann sich nicht genug darüber wundem, wie die Kraft des Weins ihren sonst so trägen Gatten beflügelt. Später in der Nacht kommt der Müller nach Hause, wird aber vom Knecht, der seinen Herrn ja daheim weiß, nicht eingelassen. Der Ausgesperrte klagt sein Leid darauf den Nachbarn, die ihm schließlich Einlaß in die Mühle verschaffen. Als jetzt die Müllerin die Verwechslung merkt, behauptet sie, der Pfarrer sei so betrunken gewesen, daß er reglos neben ihr gelegen habe. Und dieser mimt nun auch wacker den Betrunkenen und tut so, als ob er den Hausherrn für seinen Mesner halte und des Glaubens sei, er müsse jetzt den Müller begraben. Die Umstehenden gehen auf dieses Spiel ein, das sie für eine Ausgeburt der Trunkenheit halten, und stellen dem Pfarrer sogar einen „Beichtvater“ in Gestalt der verkleideten Müllerin. Der Pfarrer geht mit diesem vor die Tür und sucht seine - ihre - „Pönitenz“, die er mit seiner Minne beglückt.

Epimythion

Einen gelehrten Pfaffen kann niemand zum besten haben.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 497)