Pickel, Karl (Hg.): Das heilige Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim

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Zitation

Pickel, Karl (Hg.): Das heilige Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim. Straßburg 1878

Beschreibung

Edition von und Untersuchungen zu Cisiojanus des Steyrer

Inhalt

  • Das heilige Namenbuch Konrad Dangkrotzheims ist überliefert in Strassburg (ehemals Johanniter-Bibliothek) Bibl. Arg. B 142 (1870 verbrannt) und in einem Druck ca. 1530, dessen Vorlage nicht die Handschrift war (1).
  • Cuonrat Dangkrotzheim nennt sich in V. 34 und 529 selbst als Verfasser und wird erwähnt im Verzeichnis der Kolmarer Meistersinger, in der Edelsasser cronick und in einigen eigenen Urkunden (3).
    • Reimverbindungen, verwendete Monatsnamen (etwa Hertmond für Dezember, nicht für Januar) und spezifische Heilige weisen auf das Elsass hin (3f.).
      • Arbogast, V. 213 (4).
      • Adolf, V. 253 (4).
      • Florenz, V. 333 (4f.).
      • Aurelie, V. 302 (5).
    • Wohnort des Dichters ist Hagenau (laut Verzeichnis der Kolmarer Meistersinger) (5), Dangkrotzheim ist wahrscheinlich Geschlechtsnamen (6).
    • Konrad wurde 1402 zum Schöffen berufen, weshalb sein Geburtsjahr nicht nach 1372 anzusetzen ist; Todesjahr ist 1444; die Abfassungszeit des Namensbuchs wird in VV. 524f. auf 1435 datiert (7).
    • Konrad war Schullehrer, das Namenbuch ein Schulbuch, was sich auch inhaltlich niederschlägt (vgl. VV. 165-167; 304-307) (8).
    • Darüber hinaus ist Konrad, wahrscheinlich bis zu seinem Tod, von den Handwerkern gewählter Schöffe (9f.).
  • Das Namenbuch zählt die Heiligen des Jahreslaufs auf und streut Bauernregeln, Wetterbeobachtungen, Gesundheitsregeln etc. mit ein (12).
    • Die Epithetis der Heiligen übernimmt Konrad aus Martyrologien (12-15).
    • Narrative Elemente übernimmt Konrad aus der Bibel und der Legendarik (15-17).
  • Mnemotechnsiches Vorbild des Namenbuchs ist der Cisiojanus (18).
    • Beim lateinischen Silbencisiojanus sind die Füllsilben meist Verba, die die Heiligennamen in ein grammatisches Verhältnis zum Monatsnamen (meist Subjekt) bringen (20).
      • Liste der bekannten lateinsichen Cisiojani (23-25).
    • Wahrscheinlich ist der Cisiojanus entstanden aus einer versifizierten Liste von Heiligennamen, aus denen unbekanntere entfernt und durch Bindeworte ersetzt worden sind (26).
    • Der Cisiojanus kennt Hauptheilige, die in fast allen Redaktionen vorkommen, und Lokalheilige, die die Überlieferung in historische und geographische Gruppen einteilbar macht (27-33). Zur Rekonstruktion des ursprünglichen Cisiojanus sind sie zu streichen (33).
      • Rekonstruktion des ursprünglichen Cisiojanus (34-39).
      • Diese ursprüngliche Form wurde durch Abschreiber geändert und die Nebensilben mit Nationalheiligen ausgetauscht, wodurch der Cisiojanus mit der Zeit verunstaltet und dysfunktional wurde (39f.)
        • Beispiel: Der Donaueschinger Cisiojanus (40f.).
      • Im 16. Jhd. versuchten Melanchthon, Cornelius Graphäus etc. unter Streichung einer großen Zahl Heiliger den Cisiojanus wieder funktional und korrekt zu machen (41-43).
  • Seit dem 14. Jhd. finden sich deutsche Bearbeitungen in Reimversen (43).
  • Im Namenbuch Konrads fehlt die Entsprechung von Tageszahl und Silben-, Wort- oder Verszahl (74).
  • Ostern und Karwoche (VV. 123-126) sind ebenso bezeichnet wie der Adventssonntag (V. 356) (75).
  • Für einen Tag können zwei Heilige genannt werden (75).
  • Zweck ist nicht Kalender zu sein, sondern Schullesebuch, „an dessen Lectüre sich vom kundigen Lehrer Besprechungen und Behandlungen aller Art, von Gegenständen aus der Religion, der Martyriologie, der vaterländischen Geschichte, der Naturkunde usw. anknüpfen liessen“ (76).
  • Textedition, Kommentar, Register (76-124).