Schampiflor
Inhalt
Promythion
Vor der Schlauheit der Frauen kann sich niemand bewahren.
Narratio
Rupert, der Bruder des englischen Königs, studiert in Paris. Eines Abends erblickt er auf der Straße eine Dame und ist von ihrer Schönheit so hingerissen, daß er ihr folgt, um ihre Wohnung zu erkunden. Dabei erfährt er, daß die Dame Schampiflor heißt und die Gattin des schönen und reichen Bilamor ist. Rupert dingt nun eine alte Kupplerin, damit sie ihm zur Gunst Schampiflors verhelfe. Die Alte begibt sich zu Schampiflor, berichtet ihr, daß sich der Königssohn Rupert in Sehnsucht nach ihr verzehre, und bittet sie, ihm ihre Minne zu schenken. Die Dame schlägt das Ansinnen zunächst aus, läßt sich aber beim zweiten und dritten Besuch der Kupplerin und vor allem unter dem Eindruck kostbarer Geschenke zu einem Stelldichein in der Wohnung der Alten überreden. Als Schampiflor bei ihr eintrifft, macht sich die Kupplerin eilig auf, um Rupert herbeizuholen. Doch dieser ist an diesem Tag nicht abkömmlich, und so spricht die Kupplerin in ihrer Verzweiflung einen beliebigen hübschen Mann auf der Straße an und lädt ilui zu einem Liebesabenteuer ein. Unglücklicherweise ist dies aber Bilamor. Doch Schampiflor weiß sich aus der Verlegenheit zu ziehen: Sie stürzt sich auf ihren Gatten, schlägt ihn und macht ihm die heftigsten Vorwürfe wegen seiner Treulosigkeit. Erst als er ihr kostbare Kleinode verspricht, ist sie zur Versöhnung bereit; Rupert aber hat sein Geld umsonst ausgegeben.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 512)