Der Schreiber: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Brevitas Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox Einzeltext
{{Infobox Einzeltext
| namen              = Der Schreiber<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"-->
| namen              = Der Schreiber; The clerk<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"-->
| autorin            = Anon.<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->
| autorin            = Anon.<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->
| entstehungszeit    = <!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->  
| entstehungszeit    = 14. Jhd.<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->  
| entstehungsort    = <!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->  
| entstehungsort    = <!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->  
| auftraggeberin    = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"-->
| auftraggeberin    = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"-->
| überlieferung      = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 123vb-126ra [https://digital.blb-karlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:31-1298]<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"-->
| überlieferung      = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 123vb-126ra [https://digital.blb-karlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:31-1298]<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"-->
| ausgaben          = [[Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer]], S. 180-184<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"-->
| ausgaben          = [[Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer]], S. 180-184<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 4, S. 470-480<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"-->
| übersetzungen      = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 572-577<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde]], S. 129-135<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters]], Band 1, S. 31-36<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben-->
| übersetzungen      = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 5, S. 524-526<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 572-577<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde]], S. 129-135<br />[[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters]], Band 1, S. 31-36<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben-->
| forschung          = [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 104, 225-228, 231f., 234; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 144, 217; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 112, 116, 196, 348, 378-382; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 211, 263; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 213, 217, 225; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 259; [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], S. 276, 327, A.926, A.953; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 257<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"-->
| forschung          = [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 104, 225-228, 231f., 234; [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 128 Anm. 51, 135, 179; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 69, 95, 263; [[Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux]], S. 170-176; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 144, 217; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 112, 116, 196, 348, 378-382; [[Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters]], S. 133; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 211, 263; [[Moshövel, Andrea: Wîplîch man]], S. 213-227; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 34; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 104, 174, 287, 294-305, 311-313, 351, 353; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 213, 217, 225; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 259; [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], S. 276, 327, A.926, A.953; [[Zapf, Volker: Der Schreiber]]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 257<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"-->


}}
}}
==Inhalt==
===Promythion===
Liebe macht listig und erfinderisch.
===Narratio===
Ein Schreiber, der schon
seit zehn Jahren im Dienst seines Herrn steht, entbrennt in Minne zu dessen
Gattin und siecht, da er sich nicht zu offenbaren wagt, ein Jahr lang dahin. Als
ihn eines Tages seine Herrin aufsucht, um nach seinem Befinden zu sehen,
bekennt er ihr seine Liebe. Die Frau verspricht ihm für die kommende Nacht
Trost und heißt ihn am Abend seinen Herrn ins Bett leuchten und nach dem
Löschen des Lichtes heimlich im Zimmer bleiben. Er befolgt ihren Rat, aber
die Herrin scheint ihn vergessen zu haben, denn sic ist offensichtlich eingeschlafen. In seiner Not zieht er sie am Fuß, um sich in Erinnerung zu bringen. Sie
schreit laut auf und erzählt dann ihrem erschreckten Mann, sie habe geträumt,
der Schreiber ziehe sie am Fuß. Als die Frau wiederum einschläft, macht sich
der Schreiber nochmals auf gleiche Weise bemerkbar, und die Frau erzählt nun
ihrem Gatten, sie habe den Schreiber, weil er sie unaufhörlich mit seinen Anträgen bedrängt habe, für diese Nacht in den Garten bestellt, er möge ihre
Kleider anziehen und sich selbst davon überzeugen. Während der so verkleidete
Ehemann im Garten auf seinen Rivalen wartet, vergnügt sich dieser mit der
Herrin im Bett. Zum Schluß schickt die Frau den Schreiber in den Garten,
damit er dort die wartende „Gattin“ verprügele und dabei vorgebe, er habe
nur ihre Treue erproben wollen. Der mißhandelte Ehemann ist daraufhin von
der Treue des Schreibers völlig überzeugt und lobt ihn überschwenglich vor
seiner Gattin.
===Epimythion===
Männer, die sich ihrer Erfolge bei Frauen rühmen,
sollte man in den wilden Wald verbannen.
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 516)


[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]]
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]]
[[Kategorie:Quelle Schwank]]
[[Kategorie:Quelle Schwank]]

Aktuelle Version vom 14. August 2023, 10:13 Uhr

Der Schreiber; The clerk

AutorIn Anon.
Entstehungszeit 14. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 123vb-126ra [1]
Ausgaben Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 180-184
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 4, S. 470-480
Übersetzungen Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 524-526
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 572-577
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde, S. 129-135
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters, Band 1, S. 31-36
Forschung Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 104, 225-228, 231f., 234; Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 128 Anm. 51, 135, 179; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 69, 95, 263; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 170-176; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 144, 217; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 112, 116, 196, 348, 378-382; Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters, S. 133; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 211, 263; Moshövel, Andrea: Wîplîch man, S. 213-227; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 34; Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen, S. 104, 174, 287, 294-305, 311-313, 351, 353; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 213, 217, 225; Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz, S. 259; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 276, 327, A.926, A.953; Zapf, Volker: Der Schreiber; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Promythion

Liebe macht listig und erfinderisch.

Narratio

Ein Schreiber, der schon seit zehn Jahren im Dienst seines Herrn steht, entbrennt in Minne zu dessen Gattin und siecht, da er sich nicht zu offenbaren wagt, ein Jahr lang dahin. Als ihn eines Tages seine Herrin aufsucht, um nach seinem Befinden zu sehen, bekennt er ihr seine Liebe. Die Frau verspricht ihm für die kommende Nacht Trost und heißt ihn am Abend seinen Herrn ins Bett leuchten und nach dem Löschen des Lichtes heimlich im Zimmer bleiben. Er befolgt ihren Rat, aber die Herrin scheint ihn vergessen zu haben, denn sic ist offensichtlich eingeschlafen. In seiner Not zieht er sie am Fuß, um sich in Erinnerung zu bringen. Sie schreit laut auf und erzählt dann ihrem erschreckten Mann, sie habe geträumt, der Schreiber ziehe sie am Fuß. Als die Frau wiederum einschläft, macht sich der Schreiber nochmals auf gleiche Weise bemerkbar, und die Frau erzählt nun ihrem Gatten, sie habe den Schreiber, weil er sie unaufhörlich mit seinen Anträgen bedrängt habe, für diese Nacht in den Garten bestellt, er möge ihre Kleider anziehen und sich selbst davon überzeugen. Während der so verkleidete Ehemann im Garten auf seinen Rivalen wartet, vergnügt sich dieser mit der Herrin im Bett. Zum Schluß schickt die Frau den Schreiber in den Garten, damit er dort die wartende „Gattin“ verprügele und dabei vorgebe, er habe nur ihre Treue erproben wollen. Der mißhandelte Ehemann ist daraufhin von der Treue des Schreibers völlig überzeugt und lobt ihn überschwenglich vor seiner Gattin.

Epimythion

Männer, die sich ihrer Erfolge bei Frauen rühmen, sollte man in den wilden Wald verbannen.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 516)