Der Schreiber

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Der Schreiber; The clerk

AutorIn Anon.
Entstehungszeit 14. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 123vb-126ra [1]
Ausgaben Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 180-184
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 4, S. 470-480
Übersetzungen Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 524-526
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 572-577
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde, S. 129-135
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters, Band 1, S. 31-36
Forschung Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 104, 225-228, 231f., 234; Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 128 Anm. 51, 135, 179; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 69, 95, 263; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 170-176; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 144, 217; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 112, 116, 196, 348, 378-382; Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters, S. 133; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 211, 263; Moshövel, Andrea: Wîplîch man, S. 213-227; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 34; Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen, S. 104, 174, 287, 294-305, 311-313, 351, 353; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 213, 217, 225; Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz, S. 259; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 276, 327, A.926, A.953; Zapf, Volker: Der Schreiber; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Promythion

Liebe macht listig und erfinderisch.

Narratio

Ein Schreiber, der schon seit zehn Jahren im Dienst seines Herrn steht, entbrennt in Minne zu dessen Gattin und siecht, da er sich nicht zu offenbaren wagt, ein Jahr lang dahin. Als ihn eines Tages seine Herrin aufsucht, um nach seinem Befinden zu sehen, bekennt er ihr seine Liebe. Die Frau verspricht ihm für die kommende Nacht Trost und heißt ihn am Abend seinen Herrn ins Bett leuchten und nach dem Löschen des Lichtes heimlich im Zimmer bleiben. Er befolgt ihren Rat, aber die Herrin scheint ihn vergessen zu haben, denn sic ist offensichtlich eingeschlafen. In seiner Not zieht er sie am Fuß, um sich in Erinnerung zu bringen. Sie schreit laut auf und erzählt dann ihrem erschreckten Mann, sie habe geträumt, der Schreiber ziehe sie am Fuß. Als die Frau wiederum einschläft, macht sich der Schreiber nochmals auf gleiche Weise bemerkbar, und die Frau erzählt nun ihrem Gatten, sie habe den Schreiber, weil er sie unaufhörlich mit seinen Anträgen bedrängt habe, für diese Nacht in den Garten bestellt, er möge ihre Kleider anziehen und sich selbst davon überzeugen. Während der so verkleidete Ehemann im Garten auf seinen Rivalen wartet, vergnügt sich dieser mit der Herrin im Bett. Zum Schluß schickt die Frau den Schreiber in den Garten, damit er dort die wartende „Gattin“ verprügele und dabei vorgebe, er habe nur ihre Treue erproben wollen. Der mißhandelte Ehemann ist daraufhin von der Treue des Schreibers völlig überzeugt und lobt ihn überschwenglich vor seiner Gattin.

Epimythion

Männer, die sich ihrer Erfolge bei Frauen rühmen, sollte man in den wilden Wald verbannen.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 516)