Bürgermeister und Königssohn (Heinrich Kaufringer): Unterschied zwischen den Versionen
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| autorin = Heinrich Kaufringer<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | autorin = Heinrich Kaufringer<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungszeit = | | entstehungszeit = Nach 1392 ([[Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke]], S. VIII)<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungsort = Lechtal (Landsberg am Lech ?)<!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungsort = Lechtal (Landsberg am Lech ?)<!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| auftraggeberin = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"--> | | auftraggeberin = <!--Auftraggeber oder Auftraggeberin, ggf. mit anschließendem Verweis auf Quelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), abgetrennt mit ";"--> | ||
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| ausgaben = [[Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke]], Bd. 1, S. 41-52<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | | ausgaben = [[Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke]], Bd. 1, S. 41-52<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| übersetzungen = [[Lemmer, Manfred: Deutschsprachige Erzähler des Mittelalters]], S. 443-452<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Lemmer, Manfred: Deutschsprachige Erzähler des Mittelalters]], S. 443-452<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = [[Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer]], S. 62-65; [[Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018]]; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 123f., 138, 141, 151f.<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Ackermann, Dorothea: Gewaltakte - Disziplinierungsapparate]], S. 148-153; [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 183, 225, 229, 232, 295; [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 40f., 72, 91, 99, 135; [[Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer]], S. 62-65; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 65, 96, 120f., 149; [[Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux]], S. 219; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 179, 191; [[Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018]]; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 180, 186f.; [[Jurchen, Sylvia: Kaufringer]]; [[Kellner, Johannes: Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen]]; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 284-287; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 36, 37, 49; [[Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens]], S. 16, 37, 92, 149, 163, 180, 187-213, 216, 218, 220, 228, 231-235; [[Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel]], S. 5f., 274, 302; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 133, 139, 173, 226, 259f., 267; [[Stede, Marga: Schreiben in der Krise]]; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 123f., 138, 141, 151f.; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 233, 257, 334<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
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===Promythion=== | |||
Ein Aufenthalt in der Fremde wirkt erzieherisch; deshalb senden | |||
hohe Herren oft ihre Söhne auf die Universität. | |||
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Der Sohn des französischen | |||
Königs studiert, von allen unerkannt, in Erfurt und kann sich dank seiner reichen | |||
Mittel ein schönes Leben machen. Nun ereignen sich gerade in dieser Zeit | |||
mehrere geheimnisvolle Diebstähle, Der Verdacht fällt auf den reichen Studenten, und der Bürgermeister wird vom Stadtrat beauftragt, sich unauffällig | |||
nach der Herkunft des jungen Mannes und der Quelle seiner Einkünfte zu | |||
erkundigen. Der Prinz wahrt jedoch sein Inkognito und behauptet, er bekomme | |||
wöchentlich aus jedem Haus der Stadt von der Frau ein halbes Pfund Pfennige | |||
und von der Hausmagd die Hälfte. Die bestürzten Stadtväter unterlassen weitere | |||
Nachforschungen. Bald darauf sieht der Bürgermeister, als er mit seiner schönen | |||
Frau am Fenster sitzt, den Studenten Vorbeigehen und lächelt in Erinnerung an | |||
den Vorfall, den er seiner Frau auf ihr Drängen hin erzählt. Sie verurteilt den | |||
lockeren Lebenswandel des Studenten, ist aber insgeheim verletzt, daß er ihr | |||
Haus übergangen hat, und würde den Vielbegehrten gern zu sich einladen. Der | |||
Gatte merkt, daß er zuviel gesagt hat, beschließt aber, der Sache ihren Lauf zu | |||
lassen. Als er unter einem Vorwand fortreitet, läßt die Frau sogleich den Prinzen | |||
holen, und der heimlich zurückgekehrte Gatte kann die Liebenden bei einem | |||
gemeinsamen Bad überraschen. Er nimmt den Erschrockenen die Kleider weg | |||
und versperrt die Kammer, kehrt dann aber zu ihrer Überraschung mit Speisen | |||
und Getränken zurück und bewirtet sie freundlich. Endlich bittet er den Studenten, sein Haus in Zukunft zu meiden; den wöchentlichen Minnesold werde | |||
er dennoch pünktlich erhalten. Von so viel Großmut beschämt, lüftet der Königsohn sein Geheimnis und versichert, daß er niemands Ehre zu nahe getreten | |||
sei. Zum Dank für seine Nachsicht schenkt er dem Bürgermeister wertvolle | |||
Handelsfreibriefe. | |||
===Epimythion=== | |||
Wer sich zu beherrschen weiß, handelt weise. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 480) | |||
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | [[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | ||
[[Kategorie:Quelle Schwank]] | [[Kategorie:Quelle Schwank]] |
Aktuelle Version vom 12. August 2023, 18:34 Uhr
Inhalt
Promythion
Ein Aufenthalt in der Fremde wirkt erzieherisch; deshalb senden hohe Herren oft ihre Söhne auf die Universität.
Narratio
Der Sohn des französischen Königs studiert, von allen unerkannt, in Erfurt und kann sich dank seiner reichen Mittel ein schönes Leben machen. Nun ereignen sich gerade in dieser Zeit mehrere geheimnisvolle Diebstähle, Der Verdacht fällt auf den reichen Studenten, und der Bürgermeister wird vom Stadtrat beauftragt, sich unauffällig nach der Herkunft des jungen Mannes und der Quelle seiner Einkünfte zu erkundigen. Der Prinz wahrt jedoch sein Inkognito und behauptet, er bekomme wöchentlich aus jedem Haus der Stadt von der Frau ein halbes Pfund Pfennige und von der Hausmagd die Hälfte. Die bestürzten Stadtväter unterlassen weitere Nachforschungen. Bald darauf sieht der Bürgermeister, als er mit seiner schönen Frau am Fenster sitzt, den Studenten Vorbeigehen und lächelt in Erinnerung an den Vorfall, den er seiner Frau auf ihr Drängen hin erzählt. Sie verurteilt den lockeren Lebenswandel des Studenten, ist aber insgeheim verletzt, daß er ihr Haus übergangen hat, und würde den Vielbegehrten gern zu sich einladen. Der Gatte merkt, daß er zuviel gesagt hat, beschließt aber, der Sache ihren Lauf zu lassen. Als er unter einem Vorwand fortreitet, läßt die Frau sogleich den Prinzen holen, und der heimlich zurückgekehrte Gatte kann die Liebenden bei einem gemeinsamen Bad überraschen. Er nimmt den Erschrockenen die Kleider weg und versperrt die Kammer, kehrt dann aber zu ihrer Überraschung mit Speisen und Getränken zurück und bewirtet sie freundlich. Endlich bittet er den Studenten, sein Haus in Zukunft zu meiden; den wöchentlichen Minnesold werde er dennoch pünktlich erhalten. Von so viel Großmut beschämt, lüftet der Königsohn sein Geheimnis und versichert, daß er niemands Ehre zu nahe getreten sei. Zum Dank für seine Nachsicht schenkt er dem Bürgermeister wertvolle Handelsfreibriefe.
Epimythion
Wer sich zu beherrschen weiß, handelt weise.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 480)