Der zurückgegebene Minnelohn (Heinrich Kaufringer): Unterschied zwischen den Versionen

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| überlieferung      = München, BSB: Cgm 270, 272v-287r [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0005/bsb00052961/images/]<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"-->
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| forschung          = [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 77, 87, 89, 104 Anm. 46, 144, 175 Anm. 24; [[Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer]], S. 65-69; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 68, 120, 122; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 176, 183, 185, 191, 205-212; [[Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018]]; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 180f., 348; [[Jonas, Monika: Idealisierung und Dämonisierung als Mittel der Repression]]; [[Jurchen, Sylvia: Kaufringer]]; [[Kellner, Johannes: Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen]]; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 284, 286f.; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 36, 44, 49; [[Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens]], S. 16, 37, 149, 163-185, 188f., 191f., 197, 199, 201-204, 208-212, 227, 231-235; [[Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel]], S. 171-173, 274, 302; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 104, 226, 259, 261-269, 276f.; [[Stede, Marga: Schreiben in der Krise]]; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 138f.; [[Wagner, Silvan: Grenzbetrachtungen]]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 255, 301, 306-312, 324, 391-393, 442<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"-->


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==Inhalt==
===Promythion===
Selig der Mann, der eine treue Frau besitzt.
===Narratio===
Ein junger Ritter
erhält von einem alten Nachbarn die Mittel zu einer Ritterfahrt und reitet in
eine Stadt, wo man ein Turnier ausgeschrieben hat. Unterwegs zwingt ihn
einmal die hereinbrechende Dunkelheit, in einem Wald zu nächtigen. Während
sein Knecht bei den Pferden bleibt, geht er selbst auf Abenteuer aus. Er gelangt
zu einem Burggarten, in dem die Herrin umherwandert und über Zahnweh
klagt, während ihr alter Gatte aus einer Tür herableuchtet. Der junge Ritter
findet die Pforte offen, tritt ein und genießt im Dunkeln die Gunst der Dame,
die ihrem heimlichen Liebhaber zugedacht war. Zu spät bemerkt sie die Verwechslung, ist zunächst tief bestürzt und fordert dann von ihm einen sichtbaren
Beweis seines ritterlichen Standes. Da er nichts anderes bei sich hat, gibt er ihr
seine sechzig Gulden Reisegeld und empfängt dafür von ihr einen Ring. Als
er am Morgen, bar aller Mittel, weiterreitet, trifft er im nächsten Dorf einen
alten Ritter, der ihn um seine Begleitung in die Stadt bittet und ihn dafür aushält. Beim Turnier gewinnt der junge Ritter zur Freude seines Reisegefährten
den Ehrenpreis. Als sie am Abend in der Herberge beieinander sitzen und Geschichten zum besten geben, erzählt der Turniersieger sein Abenteuer mit der
Dame im Burggarten, freilich sehr zum Kummer des Alten, der schnell begreift,
daß von seiner eigenen Frau die Rede ist. Er läßt sich jedoch nichts anmerken
und nimmt seinen jungen Freund mit zu sich auf die Burg, der beim Herannahen entsetzt erkennen muß, daß es eben jene Burg ist, auf der er sein Liebesabenteuer erlebte. Auch die Dame bekommt einen gewaltigen Schrecken, als
sie den Ritter an seinem Bang erkennt. Nach einem gemeinsamen Mahl läßt
der Ehemann seine verängstigte Gattin die sechzig Pfund holen und teilt sie,
die ganze Geschichte mit einem Brettspiel vergleichend, in drei Teile: einen
für die Gattin, die das Brett zum Spiel geliehen, den anderen für den Ritter, der
die Würfel beigesteuert, und den dritten für sich, weil er zum Spiel geleuchtet
habe. Auf die Bitten des jungen Mannes hin gewährt er ihm wie seiner ungetreuen Frau Verzeihung.
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 483)
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]]
[[Kategorie:Quelle Schwank]]

Aktuelle Version vom 18. August 2023, 20:46 Uhr

Der zurückgegebene Minnelohn; The returned payment for Love

AutorIn Heinrich Kaufringer
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung München, BSB: Cgm 270, 272v-287r [1]
Ausgaben Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke, Bd. 1, S. 53-72
Übersetzungen Rickard, Peter u.a.: Medieval comic tales, S. 81-89
Forschung Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 77, 87, 89, 104 Anm. 46, 144, 175 Anm. 24; Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer, S. 65-69; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 120, 122; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 176, 183, 185, 191, 205-212; Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 116, 180f., 348; Jonas, Monika: Idealisierung und Dämonisierung als Mittel der Repression; Jurchen, Sylvia: Kaufringer; Kellner, Johannes: Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 284, 286f.; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 36, 44, 49; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 16, 37, 149, 163-185, 188f., 191f., 197, 199, 201-204, 208-212, 227, 231-235; Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel, S. 171-173, 274, 302; Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen, S. 104, 226, 259, 261-269, 276f.; Stede, Marga: Schreiben in der Krise; Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz, S. 138f.; Wagner, Silvan: Grenzbetrachtungen; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 255, 301, 306-312, 324, 391-393, 442

Inhalt

Promythion

Selig der Mann, der eine treue Frau besitzt.

Narratio

Ein junger Ritter erhält von einem alten Nachbarn die Mittel zu einer Ritterfahrt und reitet in eine Stadt, wo man ein Turnier ausgeschrieben hat. Unterwegs zwingt ihn einmal die hereinbrechende Dunkelheit, in einem Wald zu nächtigen. Während sein Knecht bei den Pferden bleibt, geht er selbst auf Abenteuer aus. Er gelangt zu einem Burggarten, in dem die Herrin umherwandert und über Zahnweh klagt, während ihr alter Gatte aus einer Tür herableuchtet. Der junge Ritter findet die Pforte offen, tritt ein und genießt im Dunkeln die Gunst der Dame, die ihrem heimlichen Liebhaber zugedacht war. Zu spät bemerkt sie die Verwechslung, ist zunächst tief bestürzt und fordert dann von ihm einen sichtbaren Beweis seines ritterlichen Standes. Da er nichts anderes bei sich hat, gibt er ihr seine sechzig Gulden Reisegeld und empfängt dafür von ihr einen Ring. Als er am Morgen, bar aller Mittel, weiterreitet, trifft er im nächsten Dorf einen alten Ritter, der ihn um seine Begleitung in die Stadt bittet und ihn dafür aushält. Beim Turnier gewinnt der junge Ritter zur Freude seines Reisegefährten den Ehrenpreis. Als sie am Abend in der Herberge beieinander sitzen und Geschichten zum besten geben, erzählt der Turniersieger sein Abenteuer mit der Dame im Burggarten, freilich sehr zum Kummer des Alten, der schnell begreift, daß von seiner eigenen Frau die Rede ist. Er läßt sich jedoch nichts anmerken und nimmt seinen jungen Freund mit zu sich auf die Burg, der beim Herannahen entsetzt erkennen muß, daß es eben jene Burg ist, auf der er sein Liebesabenteuer erlebte. Auch die Dame bekommt einen gewaltigen Schrecken, als sie den Ritter an seinem Bang erkennt. Nach einem gemeinsamen Mahl läßt der Ehemann seine verängstigte Gattin die sechzig Pfund holen und teilt sie, die ganze Geschichte mit einem Brettspiel vergleichend, in drei Teile: einen für die Gattin, die das Brett zum Spiel geliehen, den anderen für den Ritter, der die Würfel beigesteuert, und den dritten für sich, weil er zum Spiel geleuchtet habe. Auf die Bitten des jungen Mannes hin gewährt er ihm wie seiner ungetreuen Frau Verzeihung.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 483)