Der zurückgegebene Minnelohn (Heinrich Kaufringer): Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
| ausgaben = [[Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke]], Bd. 1, S. 53-72<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | | ausgaben = [[Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke]], Bd. 1, S. 53-72<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| übersetzungen = [[Rickard, Peter u.a.: Medieval comic tales]], S. 81-89<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Rickard, Peter u.a.: Medieval comic tales]], S. 81-89<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = [[Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer]], S. 65-69; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 176, 183, 185, 191, 205-212; [[Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018]]; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 180f., 348; [[Jurchen, Sylvia: Kaufringer]]; [[Kellner, Johannes: Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen]]; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 284, 286f.; [[Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens]], S. 16, 37, 149, 163-185, 188f., 191f., 197, 199, 201-204, 208-212, 227, 231-235; [[Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel]], S. 171-173, 274, 302; [[Stede, Marga: Schreiben in der Krise]]; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 138f.; [[Wagner, Silvan: Grenzbetrachtungen]]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 255, 301, 306-312, 324, 391-393, 442<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer]], S. 65-69; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 68, 120, 122; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 176, 183, 185, 191, 205-212; [[Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018]]; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 180f., 348; [[Jurchen, Sylvia: Kaufringer]]; [[Kellner, Johannes: Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen]]; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 284, 286f.; [[Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens]], S. 16, 37, 149, 163-185, 188f., 191f., 197, 199, 201-204, 208-212, 227, 231-235; [[Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel]], S. 171-173, 274, 302; [[Stede, Marga: Schreiben in der Krise]]; [[Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz]], S. 138f.; [[Wagner, Silvan: Grenzbetrachtungen]]; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 255, 301, 306-312, 324, 391-393, 442<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
}} | }} | ||
==Inhalt== | |||
===Promythion=== | |||
Selig der Mann, der eine treue Frau besitzt. | |||
===Narratio=== | |||
Ein junger Ritter | |||
erhält von einem alten Nachbarn die Mittel zu einer Ritterfahrt und reitet in | |||
eine Stadt, wo man ein Turnier ausgeschrieben hat. Unterwegs zwingt ihn | |||
einmal die hereinbrechende Dunkelheit, in einem Wald zu nächtigen. Während | |||
sein Knecht bei den Pferden bleibt, geht er selbst auf Abenteuer aus. Er gelangt | |||
zu einem Burggarten, in dem die Herrin umherwandert und über Zahnweh | |||
klagt, während ihr alter Gatte aus einer Tür herableuchtet. Der junge Ritter | |||
findet die Pforte offen, tritt ein und genießt im Dunkeln die Gunst der Dame, | |||
die ihrem heimlichen Liebhaber zugedacht war. Zu spät bemerkt sie die Verwechslung, ist zunächst tief bestürzt und fordert dann von ihm einen sichtbaren | |||
Beweis seines ritterlichen Standes. Da er nichts anderes bei sich hat, gibt er ihr | |||
seine sechzig Gulden Reisegeld und empfängt dafür von ihr einen Ring. Als | |||
er am Morgen, bar aller Mittel, weiterreitet, trifft er im nächsten Dorf einen | |||
alten Ritter, der ihn um seine Begleitung in die Stadt bittet und ihn dafür aushält. Beim Turnier gewinnt der junge Ritter zur Freude seines Reisegefährten | |||
den Ehrenpreis. Als sie am Abend in der Herberge beieinander sitzen und Geschichten zum besten geben, erzählt der Turniersieger sein Abenteuer mit der | |||
Dame im Burggarten, freilich sehr zum Kummer des Alten, der schnell begreift, | |||
daß von seiner eigenen Frau die Rede ist. Er läßt sich jedoch nichts anmerken | |||
und nimmt seinen jungen Freund mit zu sich auf die Burg, der beim Herannahen entsetzt erkennen muß, daß es eben jene Burg ist, auf der er sein Liebesabenteuer erlebte. Auch die Dame bekommt einen gewaltigen Schrecken, als | |||
sie den Ritter an seinem Bang erkennt. Nach einem gemeinsamen Mahl läßt | |||
der Ehemann seine verängstigte Gattin die sechzig Pfund holen und teilt sie, | |||
die ganze Geschichte mit einem Brettspiel vergleichend, in drei Teile: einen | |||
für die Gattin, die das Brett zum Spiel geliehen, den anderen für den Ritter, der | |||
die Würfel beigesteuert, und den dritten für sich, weil er zum Spiel geleuchtet | |||
habe. Auf die Bitten des jungen Mannes hin gewährt er ihm wie seiner ungetreuen Frau Verzeihung. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 483) | |||
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | [[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | ||
[[Kategorie:Quelle Schwank]] | [[Kategorie:Quelle Schwank]] |
Version vom 1. Juli 2021, 18:21 Uhr
Inhalt
Promythion
Selig der Mann, der eine treue Frau besitzt.
Narratio
Ein junger Ritter erhält von einem alten Nachbarn die Mittel zu einer Ritterfahrt und reitet in eine Stadt, wo man ein Turnier ausgeschrieben hat. Unterwegs zwingt ihn einmal die hereinbrechende Dunkelheit, in einem Wald zu nächtigen. Während sein Knecht bei den Pferden bleibt, geht er selbst auf Abenteuer aus. Er gelangt zu einem Burggarten, in dem die Herrin umherwandert und über Zahnweh klagt, während ihr alter Gatte aus einer Tür herableuchtet. Der junge Ritter findet die Pforte offen, tritt ein und genießt im Dunkeln die Gunst der Dame, die ihrem heimlichen Liebhaber zugedacht war. Zu spät bemerkt sie die Verwechslung, ist zunächst tief bestürzt und fordert dann von ihm einen sichtbaren Beweis seines ritterlichen Standes. Da er nichts anderes bei sich hat, gibt er ihr seine sechzig Gulden Reisegeld und empfängt dafür von ihr einen Ring. Als er am Morgen, bar aller Mittel, weiterreitet, trifft er im nächsten Dorf einen alten Ritter, der ihn um seine Begleitung in die Stadt bittet und ihn dafür aushält. Beim Turnier gewinnt der junge Ritter zur Freude seines Reisegefährten den Ehrenpreis. Als sie am Abend in der Herberge beieinander sitzen und Geschichten zum besten geben, erzählt der Turniersieger sein Abenteuer mit der Dame im Burggarten, freilich sehr zum Kummer des Alten, der schnell begreift, daß von seiner eigenen Frau die Rede ist. Er läßt sich jedoch nichts anmerken und nimmt seinen jungen Freund mit zu sich auf die Burg, der beim Herannahen entsetzt erkennen muß, daß es eben jene Burg ist, auf der er sein Liebesabenteuer erlebte. Auch die Dame bekommt einen gewaltigen Schrecken, als sie den Ritter an seinem Bang erkennt. Nach einem gemeinsamen Mahl läßt der Ehemann seine verängstigte Gattin die sechzig Pfund holen und teilt sie, die ganze Geschichte mit einem Brettspiel vergleichend, in drei Teile: einen für die Gattin, die das Brett zum Spiel geliehen, den anderen für den Ritter, der die Würfel beigesteuert, und den dritten für sich, weil er zum Spiel geleuchtet habe. Auf die Bitten des jungen Mannes hin gewährt er ihm wie seiner ungetreuen Frau Verzeihung.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 483)