Der wunderbare Stein (Der Stricker): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. November 2020, 08:18 Uhr
Der Ratgeber; Der weise Ratgeber; Der Stein der Höflichkeit; Der wunderbare Stein | |
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AutorIn | Der Stricker |
Entstehungszeit | ca. 1220-1250 (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
Entstehungsort | Ostfränkisch/Rheinfränkisch, Österreich? (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Wien ÖNB: Cod. 2705, 69vb-70vr [1] Heidelberg, UB: Cpg 341, 280ra-281rb [2] Genève-Cologny, Bibliotheca Bodmeriana: Cod. Bodmer 72, 287ra-288rb [3] Cologny-Genéve, Bibliothek Bodmer: Cod. Bodmer 155, 7vb-9ra [4] |
Ausgaben | Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers, Band 3,2, S. 324-332 |
Übersetzungen | Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 54-58 |
Forschung | Böhm, Sabine: Der Stricker, S. 76, 80f., 84, 88, 123; Nowakowski, Nina: Sprechen und Erzählen beim Stricker, S. 89-97, 102, 126, 172f., 218; Ragotzky, Hedda: Gattungserneuerung und Laienunterweisung in Texten des Strickers, S. 117-121; Scholz, Manfred Günter: Wer den Stricker totschlägt oder Die Lüge von den Edelsteinen; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 38, 48f., 51, 59, 64f., 69, 71, 159; Witthöft, Christiane: Ritual und Text, S. 267-287 |
Inhalt
Narratio
Ein alter König gewährt allen Menschen seines Reiches, was ihnen rechtmäßig zusteht. Nach seinem Tod wird sein Sohn aufgrund der Tugendhaftigkeit des Vaters sein Nachfolger. Der junge König grüßt aber niemanden, was in kurzer Zeit alle gegen ihn aufbringt, so dass ihn selbst die Bauern nicht mehr grüßen, was ihn sehr erzürnt. Er fragt einen Weisen, warum er den Leuten dermaßen verhasst ist. Der Weise erzählt ihm, dass sein Vater einen Edelstein besessen habe, den er auf seinem Kopf getragen und der seine Ehre bewirkt habe. Dieser Stein werde auch den Sohn glücklich machen, wenn er ihn auf dem Kopf trägt. Der junge König willigt ein, und der Weise lässt einen farbenkräftigen Stein in kostbarer Fassung auf seiner Krone applizieren. Wer den Stein ansehe, an dem werde die Ehre des Königs offenbar. Der junge König setzt die Krone mit dem Stein auf, reitet los und neigt den Kopf vor den Leuten, um ihnen den Stein zu zeigen. Diese freuen sich, da sie meinen, Gott habe den König gebessert und er würde sie grüßen. Die Leute bringen nun wieder ihre Klagen vor, woraufhin der Weise dem König erzählt, dass der Stein seine Kraft verlieren würde, wenn der König den Klagen nicht nachgehen würde. In Folge richtet der König gerecht, bis er stirbt.
Epimythion
Auch heute sollten weise Ratgeber ihren Herren raten, dass sie ihren Kopf neigen und ihren Stein zeigen sollen. Wer Gottes Segen nicht um der Armen Willen verdient, empfängt ihn nicht. Der edelste Stein ist, den Armen Recht zu schaffen. Wer treulos richtet, der bereut es: Er wird am Jüngsten Tag seine Herrschaft aufgrund der Klage der Armen verlieren. Wie er hier richtet, so wird dort über ihn gerichtet werden.