Der Striegel

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Der Striegel; The curry-comb

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Spätes 14. Jahrhundert
Entstehungsort Schwaben
AuftraggeberIn
Überlieferung Wien, ÖNB: Cod. 2885, 174ra-178vb [1]
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 81rb-83va
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 100va-103vb [2]
Ausgaben Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 3, S. 360-375
Übersetzungen Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 329-332
Forschung Altenhöfer, Florian: Der Striegel; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 100, 244f., 261f., 266, 312; Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 57 Anm. 73, 94, 103 Anm. 13, 109, 127 Anm. 36, 139, 147; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 10, 69, 97; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 227-229; Grubmüller, Klaus: Erzählen und Überliefern, S. 478-486; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 112, 116, 162, 175f., 315, 333, 389; Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters, S. 131; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 77; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 74; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 233, 227; Rupp, Heinz: Schwank und Schwankdichtung in der deutschen Literatur des Mittelalters; Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen, S. 79, 104, 175, 260, 380; Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz, S. 245; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 274, 282, A.953; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 233, 256, 306, 313f., 342 A. 25, 391, 393

Inhalt

Eine Königstochter will nur einen solchen Mann zur Ehe nehmen, der das nicht hat, wovon man Kinder bekommt. Da sie von dieser Marotte nicht abgehen will, schickt man Boten aus, die öffentlich bekannt machen, der König suche für seine Tochter einen Mann, der zur ehelichen Vereinigung unfähig sei. Unter den vielen Bewerbern ist auch ein Ritter, dem sein listiger Knecht dadurch zum Erfolg verhilft, daß er seinem Pferd den Schwanz abhaut und es, in der Nähe der Prinzessin vorbeitreibend, ausruft: „Zieh hin, Pferd schwanzlos und dein Herr geschlechtsteillos!“ Die Prinzessin fallt darauf dem Ritter um den Hals und bittet den König, sie mit ihm zu verheiraten. In der Hochzeitsnacht macht der Ritter die Prinzessin zur Frau, und auf ihre Frage hin bezeichnet er das Minnespiel als „striegeln“. Sic ist davon so angetan, daß sie sich in dieser Nacht gleich neunmal „striegeln“ läßt und ihren Mann tagsüber immer wieder fragt, ob er seinen Striegel noch habe. Nach einem Jahr wird der Ritter seiner Frau überdrüssig und will wieder nach Hause reiten, doch die Prinzessin läßt ihn nicht allein ziehen, weil sie den Striegel nicht entbehren will. Um sich ihrer zu entledigen, läßt der Ritter auf Anraten seines Knechtes unterwegs beim Durchreiten eines Sees einen Stein, den er unter seinem Gewand verborgen hatte, ins Wasser fallen und sagt, er habe seinen Striegel verloren. Während er weiterreitet, macht sich die Königstochter auf die Suche nach dem verlorenen Kleinod. Ein vorbeireitender Mönch bietet ihr seine Hilfe an. Als er im Wasser seine Kutte hochhebt und im Besitz eines „Striegels“ gefunden wird, bezichtigt ihn die junge Frau des Diebstahls. Auf seine Bitte hin reiten sie zum König, dem der Mönch den Hergang erzählt. Der erzürnte Vater verprügelt seine Tochter und steckt sie in ein Kloster.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 529)