Schwank
Definitorische Ansätze
Schwank ist keine literarische Gattung, sondern eine Erzählform, die sich anderer Formen wie Märe/Versnovelle, Anekdote, Exempel, Fabel, Märchen, Novelle, Predigtmärlein etc. bedient (vgl. Straßner: Schwank, S. 8f.; Ziegeler: Schwank).
Stofflich ist der Schwank als komische Erzählung bestimmbar (vgl. Straßner: Schwank, S. 4). Formale Kennzeichen sind (vgl. Straßner: Schwank, S. 6f.):>
- Ausrichtung auf eine Pointe
- einstängige Handlungsführung
- Konzentration der Handlung auf meist zwei einprägsame Bilder
Damit ist der Schwank ohne scharfe Abtrennung benachbart zu Märchen, Witz, Anekdote, Fabel, Wellerismus und Humoreske. Besonders einflussreich wurde die Erfassung des Schwanks durch Hermann Bausinger: Bausinger begreift den Schwank inhaltlich als erzählten Wettkampf und differenziert formal drei Grundtypen des Schwanks (vgl. Bausinger: Formtypen):
- Ausgleichstyp: Zwei Parteien stehen einander gegenüber, wobei eine sich zu Beginn einen Vorteil verschafft. Die unterlegene Partei gleicht im Laufe der Erzählung aus.
- Ausgleichstyp Revanche: Der Vorteil wird durch List, der Ausgleich durch eine Gegenlist erreicht.
- Ausgleichstyp Übermut: Die überlegene Partei versucht den eigenen Vorteil durch eine zweite Aktion auszubauen, die misslingt.
- Steigerungstyp: Zwei Parteien stehen einander gegenüber, wobei eine sich zu Beginn einen Vorteil verschafft. Die unterlegene Partei versucht auszugleichen, allerdings mit falschen Mitteln, wodurch die Diskrepanz noch vergrößert wird.
- Steigerungstyp Revanche: Die unterlegene Partei versucht den Ausglich mittels einer List, die misslingt und die Diskrepanz zwischen beiden Parteien vergrößert.
- Steigerungstyp Übermut: Die unterlegene Partei unternimmt einen Versuch zum Ausgleich, der misslingt. Auch ein zweiter Versuch misslingt, wodurch die Diskrepanz zwischen beiden Parteien noch vergrößert wird.
- Spannungstyp: Zwei Parteien stehen einander gegenüber, die ein Phänomen unterschiedlich interpretieren. Diese Spannung bleibt bis zum Schluss bestehen.
Schwänke sind – insofern sie als Erzählform anderer Gattungen fungieren – verstreut als Einzeltexte überliefert. Daneben können Schwänke auch unselbständig als abgrenzbare Erzähleinheiten in großepischen Texten auftreten. Großepische Texte können auch vornehmlich bzw. ausschließlich aus Schwänken mit einem identischen Helden bestehen, wodurch schwankhafte Romane entstehen. In der Kompilationen vieler in sich abgeschlossener und ggf. thematisch geordneter Einzelschwänke entstehen Schwanksammlungen.
Einzelschwänke
- Der Gevatterin Rat (Der Stricker)
- Der kluge Knecht (Der Stricker)
- Das heiße Eisen (Der Stricker)
- Der nackte Ritter (Der Stricker)
- Der begrabene Ehemann (Der Stricker)
- Die Martinsnacht (Der Stricker)
- Der nackte Bote (Der Stricker)
- Ehescheidungsgespräch (Der Stricker)
- Die drei Wünsche (Der Stricker)
- Der durstige Einsiedel (Der Stricker)
- Der unbelehrbare Zecher(Der Stricker)
- Der Weinschwelg
- Das Schneekind A
- Das Schneekind B
- Dulceflorie
- Der Sperber
- Das Häslein
- Aristoteles und Phyllis
- Das Gänslein
- Der betrogene Gatte (Herrand von Wildonie)
- Der Pfaffe mit der Schnur
- Der Wiener Meerfahrt (Der Freudenleere)
- Frauenerziehung (Sibote)
- Die gezähmte Widerspenstige
- Der Weinschwelg
- Die böse Frau
- Die Heidin I/A
- Die Heidin II
- Die Heidin IV/B
- Die halbe Birne (Konrad von Würzburg)
- Das Rädlein (Johannes von Freiberg)
- Das Kreuz
- Das warme Almosen
- Der hohle Baum A
- Der hohle Baum B (Hans Ehrenbloß)
- Der betrogene Blinde
- Beringer
- Der Hasenbraten (Der Vriolsheimer)
- Der Reiher
- Meier Betz
- Die Bauernhochzeit
- Der Ritter unter dem Zuber (Jacob Appet)
- Kobold und Eisbär (Heinrich von Freiberg)
- Die alte Mutter (Volrat)
- Das Frauenturnier
- Vom Feldbauern