Von Schüching, Heinz: Studien zu einer kritischen Ausgabe der Dichtungen von Heinz Rosenplüt

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Zitation

Von Schüching, Heinz: Studien zu einer kritischen Ausgabe der Dichtungen von Heinz Rosenplüt. Harvard 1952

Beschreibung

Kommentarhafte Untersuchungen zum kleinepischen Werk Hans Rosenplüts mit dem Schwerpunkt, die Verfasserfrage der Weingrüße zu klären.

Inhalt

Einführung

  • Über Rosenplüts Biographie ist nach wie vor kaum etwas gesichert, weswegen seine Autorschaft für zahlreiche Texte in Frage steht. Forschungszusammenfassung zur Verfasserfrage.
  • Die „Weingrüße und -segen (...) sind (...) stillschweigend Rosenplüts Werken einverleibt worden, und wo gelegentlich Zweifel an ihrer Echtheit geäussert werden, geschieht auch das ohne Hinweis auf Umstände, die gegen seine Verfasserschaft sprächen.“ (11)
  • Zusammenfassung der Stellungnahmen der vorgängigen Forschung zur Verfasserfrage der Weingrüße (S. 11-13) und der gescheiterten bisherigen Rosenplütausgaben. (S. 14-16)

Die neunzehn Gedichte der Handschrift Dresden M 50, die einheitlich mit „Rosenplüt“ gekennzeichnet sind

  • Die Turteltaube (Hans Rosenplüt) (57-70, 95-97, 134-136, 155)
    • „Charakteristisch an diesem Gedicht, in dem eigentlich nur das, was im Ave Maria in schönen und schlichten Worten gesagt ist, lang ausgesponnen und verzerrt wird, ist die ständige Wiederholung desselben Gedankens und die Häufung der Bilder und Beispiele“. (68f.)
  • Unser Frauen Schöne (Hans Rosenplüt) (70-97, 134-136, 155)
  • Die Welt (Hans Rosenplüt) (98-107, 134-136, 147-150)
  • Die Beichte (Hans Rosenplüt) (108-114, 134-136)
  • Der Priester und die Frau (Hans Rosenplüt) (115-164)
    • Rosenplüt greift wahrscheinlich auf Gedichte des Teichners zurück (135f.), daneben sind Parallelen zu Suchensinn und Folz festzumachen. (130-133)
    • Ausführungen zu den stilistischen Ähnlichkeiten der ersten fünf geistlichen Gedichte als Gruppe (134-136): „Nach einem (...) Vergleich mit der älteren und zeitgenössischen Mariendichtung habe ich den Eindruck, dass der spielerische Ton, die Freude an gewagten Vergleichen und an oft weit hergeholten, ans Komische grenzenden Bildern wesentliche Merkmale bei Rosenplüt sind (...). (136)
    • Ausführungen zum Verhältnis der Mariendichtung zu den ‚obszönen‘ Dichtungen Rosenplüts und einer parodistischen Lesart (137-143): Die Tatsache (...), dass der Verfasser sich im Mariengedicht sowohl wie im obszönen Schwank gleicher sprachlicher Mittel bedient, berechtigt die Ernsthaftigkeit dieser Gedichte anzuzweifeln“. (143)
    • Ausführungen und Forschungskritik zur literarischen Qualität, Autorschaftszuweisung und Datierung der geistlichen Dichtung. (143-164)
  • Der Spruch von Böhmen (Hans Rosenplüt) (158-171, 195, 237, 239)
    • „Was die Datierung des Gedichtes angeht, so können wir nur mit Sicherheit sagen, dass es nach 1427 verfasst sein muss; wieviel später, das wissen wir auch nicht. Nichts in dem Gedicht gibt uns den Eindruck, dass etwas unmittelbar Erlebtes geschildert wird – es ist ein Politisches Tendenzgedicht, und es ist durchaus denkbar, dass der Verfasser auch viele Jahre nach den Ereignissen diese zum Gegenstand eines Gedichtes wählte, um seinem oder seiner Mitbürger oder Auftraggeber Unwillen über die verfehlte Reichspolitik und die Unfähigkeit der Fürsten Ausdruck zu geben.“ (170)
  • Die Flucht vor den Hussiten (Hans Rosenplüt) (171-176, 196, 211, 237, 239)
  • Der Lobspruch auf Nürnberg (Hans Rosenplüt) (146, 176-200, 211)
    • Aufgrund der geringen Qualität des Gedichts und dem Fehlen einschlägiger Metaphern aus der geistlichen Dichtung Rosenplüts „erscheint (...) die Annahme gerechtfertigt, dass sowohl der grössere Teil der geistlichen Gedichte wie auch Spr. v. Beh. und Hussenfl. in der Zeit zwischen 1447 und 1460 entstanden sind und dass vielleicht Rosenplüts Leben etwas später anzusetzen ist als dies bisher geschehen.“ (198)
  • Der Markgrafenkrieg (Hans Rosenplüt) (196-212, 237, 239)
  • Das Lied von den Türken (Hans Rosenplüt) (196-226)
  • Auf Herzog Ludwig von Bayern (Hans Rosenplüt) (227-240)
    • „(D)as Gedicht ist stärker als viele seiner anderen mit den bei ihm überall wiederkehrenden Phrasen, Vergleichen, etc. durchtränkt; es besteht eigentlich nur aus solchen. Kein anderes der beglaubigten Gedichte zeigt eine so starke Konzentration seiner Manier.“ (238)
    • „Wir können (...) annehmen, dass (...) der grösste Teil seiner Produktion zwischen 1447 und 1460 entstanden (ist), wobei ein Teil der geistlichen Gedichte all den weltlichen vorangehen wird, die die ‚Gnaden-Wedel‘-Manier zeigen.“ (240)
  • Der König im Bad (Hans Rosenplüt) (237f., 241-251)
    • „Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass das Strickersche Gedicht Rosenplüts Quelle war“ (243). „Die Tatsache, dass wir in diesem einen Fall Rosenplüts Abhängigkeit von einer Quelle nachweisen können, ist insofern wichtig, als wir somit bei seinen anderen Erzählungen und vielleicht bei all seinen Gedichten mit der Möglichkeit rechnen müssen, dass auch sie nichts als Nachdichtungen sind. (...) Rosenplüts Nachdichtung ist alles andere als eine Verbesserung; er hat nichts zur Belebung der Erzählung beigetragen sondern nur vergröbert und verwässert. Das Gedicht ist seines epischen Charakters beraubt, aus einer Erzählung ist eine Aufzählung von Ereignissen geworden, denen jede natürliche Verknüpfung fehlt.“ (247)
  • Die Kaiserin zu Rom A (Hans Rosenplüt) (249, 252-283)
    • Diskussion der Abhängigkeiten der Rosenplütschen Fassung mit der Fassung von Paumholz. (270-283)
  • Der kluge Narr (Hans Rosenplüt) (283-287)
  • Der Müßiggänger (Hans Rosenplüt) (140f., 287-292)
  • Das Lob der fruchtbaren Frau (Hans Rosenplüt) (293-302)
  • Drei Ehefrauen am Brunnen (Hans Rosenplüt) (138-140, 303-307)
  • Die Woche (Hans Rosenplüt) (308-317)
  • Die sechs Ärzte (Hans Rosenplüt) (316-324)

Merkmale der 19 beglaubigten Gedichte

  • „Nur diese 19 Gedichte dürfen als Rosenplüts ‚Gesichertes Eigentum‘ angesehen werden, und nur sie können als Grundlage dienen zur Entscheidung der Frage, welche von den anderen Dichtungen, die man ihm zugesprochen hat, wirklich oder wahrscheinlich oder vielleicht als echt anzusehen sind. Gemeinsam ist diesen 19 Stücken zunächst, dass sie alle in der Dresdener Handschrift stehen, also in der Handschrift, die seit 200 Jahren oder länger traditionell als ‘‘die‘‘ Rosenplüt-Handschrift gilt; sie enthält kaum etwas, das Rosenplüt ohne weiteres abzusprechen wäre, und mehr als bei jeder anderen Handschrift können wir bei ihr annehmen, dass die Schreiber die Absicht hatten, Rosenplütsches Gut zu sammeln. Ferner steht auch in allen anderen handschriftlichen Belegen dieser Gedichte der Name Rosenplüt (...).“ (325)
  • „Meine Zusammenstellung von Merkmalen besagt (...) nicht, dass Rosenplüt der Schöpfer, der ‘‘Dichter‘‘ dieser Stücke ist; dass diese 19 Dichtungen aber aus der Feder desselben ‘‘Bearbeiters‘‘ stammen, ist nicht zu bezweifeln.“ (328)
  • Prominente Merkmale:
    • Redefiguren vom Typus ‚Gnaden-Wedel‘ (331-336)
    • Metaphorische Bezeichnungen für Teufel, Hölle, höllisch (336)
    • Nomina actionis auf -er (336f.)
    • Abstrakta auf -ung, auf -heit (337)
    • Infinitiv als Nomen (337f.)
    • Verben mit dem Präfix ‚über‘ (338)
    • Diminutive auf -lein (339)
    • Collectiva auf -lich (339)
  • Autorcharakteristika:
    • „Rosenplüt drückt gerne ‘‘Abstraktes‘‘ durch ‘‘Konkreta‘‘ aus und beschreibt konkrete Vorgänge in allegorischen Redewendungen.“ (341)
    • „Bei Rosenplüts Metaphern scheint mir (...) besonders auffallend, dass er sich so vieles als Flüssigkeit vorstellt.“ (348)
    • Allegorische Bezeichnungen für transzendentale Wesen und Phänomene. (351-353)
    • Ausdruckshäufung, Wiederholung, Listung (353-380)
      • Ausdruckshäufung als Füllmittel für Flickverse. (356-359)
      • „Rosenplüts Sucht, ‘‘zu wiederholen‘‘ zeigt sich nicht nur darin, dass er in jedem Gedicht einzelne Verse und oft ganze Partieen anderer Gedichte verwendet (...), sondern auch in der Beharrlichkeit, mit der er in jedem einzelnen Gedicht denselben Gedanken immer wieder ausdrückt und lang ausspinnt, wobei oft die einzige Variation die Wahl der Worte ist.“ (359f.)
      • Aufzählungen (363-374)
        • Vergleiche (367)
        • Musikalische Termini (367f.)
        • Edelsteine und Metalle (368)
        • Himmelskörper (369)
        • Biblische Namen (369f.)
        • Namen aus Geschichte und Sage (370f.)
        • Geographische Namen (371f.)
        • Sprachen (372)
        • Thematisierung von Kreuzigung Christi, Lob Gottes und Marias, Bußmahnung, Gnade, Sündenvergebung. (372-374)
        • „Um ein richtiges Bild von Rosenplüts Dichtungsweise zu geben, genügt es aber nicht, wie ich es hier getan, zu zeigen, dass er oft und gern aufzählt, und bestimmte Aufzählungen in verschiedenen Gedichten wiederholt. Man muss darüber hinaus feststellen, dass seine Gedichte – zum Teil sogar gänzlich – aus Aufzählungen bestehen, und dass er in fast all diesen Aufzählungen genau ‘‘einteilt‘‘ und besonders gerne wirklich ‘‘zählt‘‘ und ‘‘numeriert‘‘.“ (374)
      • Betrachtungen (nicht-narrative Passagen) (379f.)
  • Lebensdaten Rosenplüts (381-391)
    • „(D)ie einzigen sicheren Daten aus Rosenplüts Leben, die uns die ‚gesicherten‘ Gedichte liefern, sind Nürnberg und die Jahre 1447 und 1460. Und da die Jahre 1450 (Markgrafenkrg.) und 1458 (V. d. Türk.) von diesen umschlossen sind, brauchen wir nicht auf die Frage einzugehen, ob auch diese Jahre als sichere Daten gelten können.“ (383f.)
    • „War der richtige Name des Autors (...) Hans Sneperer oder war er unter diesem Namen in Nürnberg bekannt, so sind wohl Hussenfl., Spr. v. Nürnb. und die Urkunden eine hinreichende Grundlage zur Annahme, dass dieser Dichter Rotschmied und später Büchsenmeister war.“ (386)
    • „So bald man annimmt, Schnepperer und nicht Rosenplüt seit der bürgerliche Name, sind alle Spekulationen über die Bedeutung des Wortes Schnepperer müssig.“ (387)

Die Weingrüße

Ausführungen zu den einzelnen Weingrüßen

1. Weingruß Edels Getranck (392-394)
2. Weinsegen Allerliebster Trost (395-397)
3. Weingruß Allerliebster Trunck (397-399)
4. Weinsegen Creftenreiche Labung (399-402)
5. Weingruß Neczen Gumen (403-406)
6. Weinsegen Edle Leibsalb (406-408)
7. Weingruß Lieber Rebenknecht (408-409)
8. Weinsegen Libe Rebenprü (410-412)
9. Weingruß Lieber Lantman (412-414)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • V. 10-13 (Got füg dem stock pfell, pannt und mist / Und sunnen und regen und auch ain man, / Der dich wol schneiden und hacken kan): Die Beichte (Hans Rosenplüt), V. 102 (den stock hack recht und schneid die reben)
10. Weinsegen Lieber Eydtgesell (414-417)
11. Weingruß Süsser Himeltau (417-420)
12. Weinsegen Edles Abkülen (421-423)
13. Weingruß Din Krafft (423-425)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Keine erwähnenswerten wörtlichen Übereinstimmungen mit Rosenplüts 19 Gedichten." (425)
14. Weinsegen Dein Güt (426f.)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Auch hier sind Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten spärlich." (427)
15. Weingruß Lieber Wein (428-430)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • V. 7 (Du pist der, der mir mein taschen kan leren): Drei Ehefrauen am Brunnen (Hans Rosenplüt), V. 80-85 (bei Von Schüching V. 55-59: Wenn ich men, seine kleider hangen / dort in der Kammern an einer Stangen / und mein Gewand liege in dem Schrein, / so hat er's dort bei ihm zum Wein / und hat es verspilt und das Geld dazu)
    • V. 12 und 16 (bei von Schüching 10 und 14: Und kanst mir auch mein kragen spülen, Dennoch wölt ich dich seczen an meinen kragen): Drei Ehefrauen am Brunnen (Hans Rosenplüt), V. 39 (bei Von Schüching V. 13: und füllet seinen Kragen)
16. Weinsegen Lieber Rebensafft (431f.)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Keine wörtlichen Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten". (432)
17. Weingruß Gesunte Ercznei (433-437)
18. Weinsegen Liber Heylant (437-439)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Arm an wörtlichen Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten". (439)
19. Weingruß Süsser Geschmack (439-441)
20. Weinsegen Ein Kron (442f.)
21. Biergruß Liebes Pir (443-445)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • V. 16 (Das icht hef mit werd streichen): Die Beichte (Hans Rosenplüt), V. 58 (die Hefe leer aus deines Herzen Fass)
    • "sonst keine Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten, abgesehen von der Beharrlichkeit, mit der in den 38 Versen dieses und des folgenden Gedichtes ein und dieselbe Tatsache versichert wird, nämlich dass Bier auf die Darmtätigkeit wirkt." (445)
22. Biersegen Liebe Gerstenprü (445)
23. Metgruß Süßs Geschleck (446-448)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Keine wörtlichen Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten." (448)
24. Metsegen Liber Met (448-450)
  • Parallelen zu den 19 beglaubigten Rosenplüttexten:
    • "Keine wörtlichen Übereinstimmungen mit den 19 Gedichten. Verse 19-20 erinnern an Drei Ehefr. 30 'und führt ein sprach, die heisst man die Lellen', und 28-29 sprechen dasselbe aus, worüber sich in Drei Ehefr. die Frau in den Versen 32 ff. beklagt." (450)
    • "Das Gedicht wirkt wie eine resümierende Aufzählung von Freuden und Leiden des Trinkers, es ist fast im selben Masse aus Teilen der anderen Weingr. zusammengesetzt wie Herz. Ludw. oder Woche aus Teilen der 18 'gesicherten' Gedichte." (450)
Pseudo-Weingruß Noes Pau (450)
Vorspruch Weingruß (451)
  • "Die vorliegende Form spricht (...) dafür, dass er ein späterer Zusatz ist." (451)

Diskussion der Autorschaft der Weingrüße

  • "Dass die 24 Grüsse, deren Ähnlichkeit mit einander schon dem ersten, flüchtigen Blick nicht entgehen kann, nur einem und demselben Autor zugesprochen werden können, ist wohl durch die unter II. angeführten Übereinstimmungen hinreichend dargetan. Dass der eine oder andere der Sprüche [...] 'eine talentvolle Fälschung' sein mag, ist vorstellbar; das Gegenteil lässt sich nicht beweisen, aber ich sehe keinen Anhaltspunkt dafür. Dass etwa die Bier und Metgrüsse [...] eine Nachdichtung der Weingrüßsse sein sollten, lässt sich in keiner Weise begründen. Dasselbe gilt von den [... Grüßen 15, 16, 17, 18], für die, so weit ich es im Augenblick beurteilen kann, die Nürnberger Hs. [...] die einzige Überlieferung aus dem 15. Jahrhundert bildet. Irgendwelche Unterschiede zwischen diesen Grüssen und dem Rest vermag ich nicht zu sehen." (453)
  • "Zweifel mögen bei den [... Grüßen 13, 14, 19, 20] bestehen. Für sie müsste aber erst die Frage der Überlieferung geklärt werden." (453)
  • "Die Übereinstimmung (III) mit den 19 Gedichten sind zwar nicht gleichmässig verteilt, aber doch so zahlreich und oft fast wörtlich, dass man hier nicht nur von Anklängen, möglichem Einfluss von oder auf Rosenplüt, 'Rosenplütscher Schule' oder dergleichen reden kann. Zöge man ausser den 19 Gedichten auch noch die anderen heran, die Rosenplüt mit guten Gründen zuzusprechen sind, so blieben in den Weingr. nicht allzu viele Verse übrig, für die sich nicht eine Entsprechung nachweisen liesse." (453f.)
  • "Fast alles, was den Weingr. eigentümlich ist, lässt sich unter einer der Rubriken meiner Zusammenstellung im vorangehenden Kapitel einordnen, wenn wir auch umgekehrt nicht für alle Eigentümlichkeiten der 19 Gedichte eine Entsprechung in den Grüssen finden; z. B. erinnern nur wenige Redewendungen an die Gnaden-Wedel-Figur, es erscheinen keine 'höllischen Lüchse und Sperber', die vier Temperamente kommen nicht vor und es fehlen 'Listen' von Edelsteinen u.ä. Enthalten die Weingr. nur wenige Worte, die nicht dem Wortschatz der 19 Gedichte angehören, so fehlen andererseits in den Grüssen eine ganze Reihe sonst bei Rosenplüt sehr häufiger Worte oder Redewendungen oder sie kommen nur selten vor. Ich will das nicht im einzelnen ausführen, es würde viele Seiten füllen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass diese Unterschiede sich zum Teil schon aus der Verschiedenheit der besungenen Gegenstände ergeben, und dass wir ausserdem hier 522 Verse Weingr. mit fast 5000 Versen gesicherter Gedichte vergleichen, also nur so viel wie etwa 1 1/2 Gedichte durchschnittlicher Länge. Wir hatten gesehen, dass einzelne der gesicherten Gedichte überhaupt relativ arm an gemeinsamen Merkmalen sind und dass diese oder auch andere, die viele Kennzeichen aufweisen, mancher Charakteristika in Phrasenbildung und Wortschatz entbehren." (454f.)
  • "Rosenplüts Eigenart zeigt sich zunächst in dem häufigen Gebrauch allegorischer Ausdrucksweise und schmückender Epitheta. Einige der Beinamen, die er hier dem Wein gibt, hatten in den anderen Gedichten die hl. Maria bezeichnet ('Trost' Nr. 21 Weingr. (2) 1; 'Tau' Nr. 30 Weingr. (11) 1) [,] und 'Salbe' (Nr. 25 Weingr. (6) 1) bedeutete dort Christi Blut; mit 'Du wol zeltende sanfft drabung' (Nr. 23 Weingr. (4) 2) vergleiche O Welt 144 'So trabet denn zu der hellisch Zelter'. Und von den anderen Beinamen des Weines entsprechen viele 'mutatis mutandis', denen, die in den 19 Gedichten in so reicher Fülle zur Umschreibung von Gott, der Welt, den Sakramenten u.a. gebraucht wurden." (455)
  • "Die Weingr. sind genau wie die gesicherten Gedichte zu einem beträchtlichen Teil aus einem Vorrat von stereotypen Phrasen und ganzen Versen gezimmert, und wie wir gesehen haben, stammen viele von ihnen augenscheinlich aus demselben Vorratskasten." (456)
  • "Nähmen wir nun an, Rosenplüt sei nicht der Verfasser der Weingr., so müssten wir uns einen Dichter vorstellen, der nicht nur viele der 19 Gedichte gut kannte, sondern sie auswendig wusste und es sich zur Aufgabe gemacht hätte, in Rosenplütscher Manier zu dichten." (456)
  • "Ich würde die Weingr. jedenfalls in eine Rosenplüt-Ausgabe aufnehmen, wenn ich es für ratsam hielte, eine solche zu veranstalten." (457)
  • "Die Namenlosigkeit spricht in keiner Weise gegen seine Autorschaft; sein Name findet sich nur in den Schlussversen erheblich längerer Gedichte." (457)
  • "Soweit die handschriftliche Überlieferung überhaupt von Bedeutung für die Verfasserfrage ist, spricht sie mehr für als gegen Rosenplüts Autorschaft." (457)
  • "So weit mir bekannt, haben die Weingr. keine Vorgeschichte. In der Trink- und Weinpoesie bis zum 15. Jahrhundert finde ich nichts, was als Vorlage in Anspruch genommen werden könnte." (458)
  • "Dass Rosenplüt die Mariengrüße gekannt hat und aus ihnen manches für seine geistlichen Gedichte entlehnt haben mag, ist durchaus denkbar. Haben sie ihm auch für die Weingr. als Vorlage gedient, so hat er ihnen jedenfalls nicht viel mehr entnommen, als dass er die Anfangsverse jedes einzelnen Grusses oder Segens dem in den Mariengrüßen in jedem vierten Vers wiederkehrendes 'Wis gegrüezet' nachgebildet hat, dem dort stets ein oder mehrere Epitheta der hl. Maria folgen. Sonst sehe ich dort nichts, was Rosenplüt in den Weingrüssen nachgeahmt hätte." (459)

Die übrigen Dichtungen, die Rosenplüt zugeschrieben worden sind