Kategorie:Quelle Weingruß

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Diese Seite ist Teil der Hybridedition der Weingrüße von Silvan Wagner, die in Zusammenarbeit mit dem Hirzel-Verlag und der Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank entstand.

Definitorische Ansätze

Burghart Wachinger definiert den Weingruß als vierhebige Reimpaarverse meist zwischen 14 und 28 Versen. Die sich daraus ergebenden Texte sind meist in Paaren angeordnet, wobei der erste ein Getränk lobend anruft und der zweite dasselbe segnend verabschiedet (vgl. Wachinger, Burghart: Weingrüße, Sp. 820f.). Der Weingruß ist im Umfeld Hans Rosenplüts (mit großer Wahrscheinlichkeit unter seiner Autorschaft, vgl. Dimpel, Friedrich Michael/Wagner, Silvan: Rosenplüt als Autor der Nürnberger Weingrüße) in Nürnberg entstanden. Verwandt ist der Weingruß mit Priamel und Klopfan.

Die Gattung „Weingruß“ definiert sich u.a. über die direkte Ansprache – grüßend bzw. segnend – eines personalisierten alkoholischen Getränks im Gedichteingang, worüber unterschiedliche Subgattungen differenziert werden können: Weingruß, Weinsegen, Biergruß, Biersegen, Metgruß, Metsegen. Insofern bezeichnet „Weingruß“ zum einen die übergeordnete Gattung, zum anderen aber auch diejenigen ihrer Texte, die sich grüßend speziell dem Wein zuwenden. Die Identifizierung der Weingrüße erfolgt über die Kombination ihrer genaueren Subgattung (Wein-, Bier-, Metgruß bzw. -segen) und des ersten reimenden Ausdrucks.

Überlieferung

Die insgesamt 24 Weingrüße sind in 15 Papierhandschriften und 6 Drucken in der Regel als mehr oder weniger umfangreiche, geschlossene Textgruppen überliefert.

Die Siglen sind – soweit möglich – aus der Rosenplüt-Forschung übernommen.[1] Bei bislang in der Rosenplüt-Forschung nicht siglierten Quellen werden für diese Hybridedition die Anfangsbuchstaben der aktuellen Aufbewahrungsorte mit hochgestellten laufenden Ziffern vergeben. Die Drucke werden mit dem Kleinbuchstaben d versehen und mit hochgestellten Ziffern in der Reihenfolge ihres Erscheinens durchnummeriert.

Handschriften

B
München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 713 [zuvor Cim. 353b]; 255 Bll.; Papier; 1462-1482; nordbairisch; aus dem Nürnberger-Bamberger Raum. Sammelhandschrift kleinerer und kleinster Reimpaardichtung, v.a. Priameln, Mären und Minnereden, mit vielen Texten Rosenplüts.[2] Auf den Seiten 188r-195r sind 7 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von Leerseiten mit Schriftproben und der Lehrrede Die Wolfsklage I (Peter Schmieher):
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft (als Gruß ausgeführt)
  5. Weingruß Allerliebster Trunck
  6. Weingruß Neczen Gumen
  7. Weinsegen Allerliebster Trost
Der Abschnitt erhält die rubrizierte Überschrift „Der Segen über den weynn“ und führt die Weingrüße ungetrennt auf. Von anderer, jüngerer Hand sind die Anfänge des zweiten und (um einen Vers zu früh) des dritten Weingrußes durch marginale Ziffern markiert, ansonsten werden die einzelnen Weingrüße nicht voneinander abgesetzt. In der Handschrift korrespondieren Zeilenumbrüche mit Versgrenzen. Versanfänge sind grundsätzlich großgeschrieben und rubriziert.
B1
Berlin, Staatsbibliothek, Mgq 2370 [früher Privatbesitz Auktionshaus Christie's, London, Nr. 2010/7882,16; davor Lana (Südtirol), Hausarchiv der Gräfl. Familie von Brandis, Cod. XXXIII D 33]; 85 Bll.; Papier; um 1485; bairisch; Rottweil (Besitz und Gebrauch). Die Handschrift war bis 1553 im Besitz des Grafen Wilhelm Werner von Zimmern, einem intensiven Leser der Handschrift, der zahlreiche Gebrauchsspuren hinterlassen hat. Der Vater und Großvater des Grafen sollen laut dem Exlibris an der Textproduktion beteiligt gewesen sein (vgl. Klingner, Jacob: Geborgene Schätze, S. 4f.). Die Handschrift ging 1553 als Geschenk in den Besitz des Juristen Mellinger über und wurde schließlich im Rahmen seines Nachlasses im Privatarchiv der Familie Brandis in Lana aufbewahrt. Sammelhandschrift mit v.a. Fachliteratur, Minnereden und Klopfansprüchen.[3] Auf den Seiten 26r-33r sind 17 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von Leerseiten und Klopfansprüchen:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft
  5. Weingruß Lieber Lantman
  6. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  7. Weingruß Süsser Himeltau
  8. Weinsegen Edles Abkülen
  9. Weingruß Gesunte Ercznei
  10. Weinsegen Liber Heylant
  11. Weingruß Neczen Gumen
  12. Weingruß Lieber Rebenknecht
  13. Weinsegen Libe Rebenprü
  14. Weingruß Allerliebster Trunck
  15. Weinsegen Allerliebster Trost
  16. Biergruß Liebes Pir
  17. Biersegen Liebe Gerstenprü
Die Weingrüße werden getrennt aufgeführt und durch lateinische Überschriften eingeleitet („Valediccio vini“ bzw. „Salutatio vini“). Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge sind grundsätzlich großgeschrieben. Mit einer Ausnahme wechseln sich Grüße und Segen ab. Die Handschrift ist anspruchslos gestaltet und weniger auf Repräsentation als vielmehr auf persönliche Nutzung angelegt.
B2
Berlin, Staatsbibliothek, Mgq 495 [zuvor Privatbesitz Matthäus Kuppitsch, Wien, O]; 54 Bll.; Papier; ca. 1500; nordbairisch mit schwäbischen Spuren; Nürnberg. Einzelhandschrift mit v.a. Liebesliedern, Liebesbriefen und Klopfansprüchen.[4] Auf den Seiten 5v-14v sind 19 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von Klopfansprüchen und Merksprüchen:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft
  5. Weingruß Lieber Lantman
  6. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  7. Weingruß Süsser Himeltau
  8. Weinsegen Edles Abkülen
  9. Weingruß Gesunte Ercznei (als Gruß überschrieben, als Segen ausgeführt)
  10. Weinsegen Liber Heylant
  11. Weingruß Neczen Gumen (als Gruß überschrieben, als Segen ausgeführt)
  12. Weinsegen Creftenreiche Labung
  13. Weingruß Lieber Rebenknecht (als Gruß überschrieben, als Segen ausgeführt)
  14. Weinsegen Libe Rebenprü
  15. Weingruß Allerliebster Trunck
  16. Weinsegen Allerliebster Trost
  17. Biergruß Liebes Pir
  18. Biersegen Liebe Gerstenprü
Die Weingrüße werden getrennt aufgeführt und ab dem dritten Weingruß durch lateinische Überschriften eingeleitet („Salutatio vini“, „Valedutio vini“, „Salutatio cervisie“ bzw. „Valedutio cervisie“). Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben und sind anfangs mit einem vertikalen Durchstrich hervorgehoben. Ausgehend von den lateinischen Überschriften wechseln sich Grüße und Segen durchweg ab, wobei drei Grüße im Text als Segen ausgeführt werden. Die Handschrift zeigt zahlreiche Anzeichen einer flüchtigen Herstellung und weist viele zum Teil korrigierte Fehler auf.
C
Cambridge/Mass., Harward Houghton Library, MS Ger 74 [zuvor New York, William H. Schab Galleries, WS 3156c]; 71Bll.; Papier; 1475-1476; schwäbisch-alemannisches Grenzgebiet. Geistlich-profane, deutsch-lateinische Mischhandschrift mit vielen Texten Rosenplüts mit vielen wechselnden Besitzern im 15. und 16. Jahrhundert bzw. als Hausbuch im regen Gebrauch von verschiedenen Generationen.[5] Auf den Seiten 1r-2v sind 5 Weingrüße aufgeführt, die den Anfang der Sammelhandschrift bilden, gefolgt von einer Wetterprognose, einer Temperamentenkunde und einer Planetenkunde:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Allerliebster Trunck
  4. Weinsegen Allerliebster Trost
  5. Weingruß Lieber Rebenknecht (rudimentär)
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (mit Ausnahme des letzten Weingrußes auch durch Seitenwechsel), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Grüße und Segen wechseln sich durchweg ab. Den ersten Weingruß ziert eine Federzeichnung einer Hand, die einen Becher hält.
D
Dresden, Landesbibliothek, Mscr. M 50 [zuvor Elect. 58d]; 221 Bll.; Papier; 1460-1462 (17. Jhd. im zweiten Teil der Weingrüße); nordbairisch-ostfränkisch; Nürnberg. Die Handschrift ist die größte Sammlung von Werken Rosenplüts und seines Umkreises und stammt im Kern aus seiner unmittelbaren Umgebung. Sie enthält vor allem Mären, Sprüche, Priameln und Fastnachtspiele.[6] Auf den Seiten 142r-147v sind 12 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von Priameln und dem narrativen Spruchgedicht Vom Pfennig:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weingruß Allerliebster Trunck
  3. Weinsegen Allerliebster Trost
  4. Weinsegen Creftenreiche Labung
  5. Weingruß Neczen Gumen
  6. Weinsegen Edle Leibsalb (als Gruß ausgeführt)
  7. Weingruß Lieber Rebenknecht
  8. Weinsegen Libe Rebenprü
  9. Weingruß Lieber Lantman
  10. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  11. Weingruß Süsser Himeltau
  12. Weinsegen Edles Abkülen
Am Ende der Handschrift sind als ein Nachtrag aus dem 17. Jahrhundert – nach einem obszönen Gedicht – auf den Seiten 217r–221v noch weitere 9 Weingrüße angefügt:
  1. Vorspruch Weingruß
  2. Weingruß Din Krafft
  3. Weinsegen Dein Güt
  4. Weingruß Lieber Wein
  5. Weinsegen Lieber Rebensafft
  6. Weingruß Gesunte Ercznei
  7. Weinsegen Liber Heylant
  8. Weingruß Süsser Geschmack
  9. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  10. Weinsegen Ein Kron
In beiden Abschnitten werden die Weingrüße getrennt ausgeführt (mit Ausnahme des letzten Weingrußes im ersten Teil auch durch Seitenwechsel) und im ersten Abschnitt mit rubrizierten Überschriften („Wein Gruß“ bzw. „Wein Segen“) versehen. Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Der Wechsel von Gruß und Segen erfolgt im ersten Teil unsystematisch, die Reihenfolge der Weingrüße unterscheidet sich stark von den anderen Handschriften. Der zweite Teil, der offenbar eine Abschrift eines Drucks darstellt, weist ein einleitendes, neunversiges Gedicht auf. In beiden Teilen handelt es sich um eine sehr repräsentative Handschrift auf hohem kalligraphischem Niveau. Ein Einlegezettel aus dem 19. Jahrhundert vermerkt in blauer Schrift „S. 285 Wein Segen“. Auch bei den Weingrüßen des ersten Teils weist die Handschrift zahlreiche Bleistift-Marginal- und Interlinearglossen aus dem 19. Jahrhundert auf, die Verbesserungen nach einer anderen Quelle und Lesehilfen darstellen.
F
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 5339a; 399 Bll.; Papier; 1471-1473; nordbairisch-schwäbisch; Nürnberg. Handschrift aus einer Hand mit kleineren und kleinsten Reimpaardichtungen (Mären, Sprüche, Gebete, Priameln u.a.) v.a. von Rosenplüt, mit kleinen Zusätzen vom 16. bis ins 19. Jahrhundert.[7] Auf den Seiten 102r-113r sind 20 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von einem Gebet (ein Nachtrag aus dem 16. Jahrhundert) und dem Märe Der Knecht im Garten (Hans Rosenplüt):
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft
  5. Weingruß Lieber Lantman
  6. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  7. Weingruß Süsser Himeltau
  8. Weinsegen Edles Abkülen
  9. Weingruß Gesunte Ercznei
  10. Weinsegen Liber Heylant
  11. Weingruß Neczen Gumen
  12. Weinsegen Creftenreiche Labung
  13. Weingruß Lieber Rebenknecht
  14. Weinsegen Libe Rebenprü
  15. Weingruß Allerliebster Trunck
  16. Weinsegen Allerliebster Trost
  17. Biergruß Liebes Pir
  18. Biersegen Liebe Gerstenprü
  19. Metgruß Süßs Geschleck
  20. Metsegen Liber Met
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt und mit Überschriften durchnummeriert, Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab.
H1
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 98 [zuvor 1746]; 213 Bll.; Papier; 3. Viertel 15. Jahrhundert; nordbairisch-ostfränkisch, mit ostschwäbischem Einschlag; Süddeutschland. Die Handschrift enthält v.a. Hugos von Trimberg Renner, Greisenklage, Autoritätensprüche, Exempel und Freidanksprüche.[8] Auf der Seite 199r sind 2 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von der Greisenklage und Autoritätensprüchen:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (auch durch Seitenwechsel), Zeilenumbrüche korrespondieren grundsätzlich mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Mit wenigen Ausnahmen wird jeweils der Anfangsbuchstabe des ersten Verses eines Reimpaares rubriziert.
L
Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 1590; 165 Bll.; Papier; 1460-1465; ostfränkisch; Nürnberg. Handschrift mit Mären, Sprüchen und Priameln v.a. Rosenplüts mit Ergänzungen aus dem 17. Jahrhundert.[9] Auf den Seiten 121v-124v sind 4 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von Rosenplüt’schen Priameln:
  1. Weingruß Neczen Gumen
  2. Weinsegen Creftenreiche Labung
  3. Weingruß Allerliebster Trunck
  4. Weinsegen Allerliebster Trost
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (bei den ersten beiden auch durch rubrizierte Überschriften „Vom Wein“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben und rubriziert. Die Handschrift weist einige zum Teil von gleicher, zum Teil von anderer, jüngerer Hand korrigierte Fehler auf. Das Ende des zweiten Weingrußes wird durch eine eingefärbte Federzeichnung einer Ranke verziert.
M1
München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 216; 163 Bll.; Papier; 1475-1477; mittelbairisch; Freising. Die Handschrift ist (von wenigen Nachträgen des 16. Jahrhunderts abgesehen) durchweg von Christopf Hueber, Schulmeister in Dingolfing, Eggenfelden und Landshut, geschrieben und beinhaltet v.a. juristische, rhetorische und medizinische Schriften, Briefe und Sprüche.[10] Auf der Seite 21r ist ein Weingruß aufgeführt, eingerahmt von einem Spruch und einem Schuldbrief:
  1. Biersegen Liebe Gerstenprü
Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen. Der Biersegen ist – wie auch die zuvor geschriebenen Sprüche – mit dem Titel „Amen Spruch“ überschrieben und in seinen Reimen stark beschädigt, mitunter ist das Reimwort in das Versinnere gerückt. Die Handschrift befindet sich im 16. Jahrhundert im Besitz des Freisinger Arztes Johannes Tieffenpach und gelangt 1733 in den Besitz des Konventualen Gregor Parzner vom Chorherrenstift St. Veit bei Freising.
N2
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. Merkel 2° 966; 231 Bll.; Papier; 1524-1526; ostschwäbisch; Augsburg. Die Handschrift wurde von dem Augsburger Weber Valentin Holl geschrieben und 1526 abgeschlossen. Sie enthält vor allem reformatorische Schriften, Schwänke, Mären und Sprüche geistlicher wie weltlicher Natur.[11] Auf der Seite 105r werden 4 Weinsegen aufgeführt, eingerahmt von einem Spruch zum Judenpogrom in Regensburg von 1519 und dem Märe Der Bildschnitzer von Würzburg (Hans Rosenplüt):
  1. Weingruß Lieber Rebenknecht
  2. Weinsegen Libe Rebenprü (als Gruß ausgeführt)
  3. Weingruß Lieber Lantman
  4. Weinsegen Edles Abkülen
Isoliert, auf Seite 113v, folgt noch ein weiterer ‚Weingruß‘, der aber formal und inhaltlich so weit von den Weingrüßen entfernt ist, dass er nicht mehr als solcher zu zählen ist (Pseudo-Weingruß Noes Pau). Weder Verse noch einzelne Weingrüße sind abgesetzt. Entsprechend werden die 4 Weingrüße über einen Eingangsspruch auch als „Ain spruch vom rebhänßlin“ eingeleitet. Die Weingrüße sind gegenüber ihren Paralleltexten mitunter stark verändert, am deutlichsten beim abschließenden Weinsegen, der mit einer Überschrift in verballhorntem Latein eingeleitet wird („Bene sprechitas weini“).
R
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.6 Aug. 4°; 69 Bll.; Papier; 15. Jahrhundert; nordbairisch; Nürnberg. Die Handschrift beinhaltet v.a. kleinepische Werke Rosenplüts geistlicher und weltlicher Natur.[12] Auf den Seiten 13r-14r sind drei Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von einer Leerseite (davor ein Gebet) und geistlichen Priameln:
  1. Weinsegen Allerliebster Trost (nur die letzten drei Verse)
  2. Weingruß Neczen Gumen
  3. Weinsegen Creftenreiche Labung
In weitem Abstand folgt auf Seite 58v noch der Biergruß, eingerahmt von einem Klopfan Rosenplüts und einer Preisrede auf das Essen:
  1. Biergruß Liebes Pir
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (mit rubrizierten Überschriften: „Wein Grus“, „Weyn Segen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Jeweils der Anfangsbuchstabe des ersten Verses eines Reimpaars ist rubriziert. Da vom ersten Weingruß nur die letzten drei Verse überliefert sind – und dies in derselben Form wie bei den folgenden Weingrüßen – muss mit Ausfall von Seiten gerechnet werden. Die Handschrift ist repräsentativ gestaltet.
S
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 13711; 35 Bll.; Papier; um 1500; nordbairisch mit schwäbischen Spuren; Nürnberg? Die kurze Handschrift enthält schwankhafte Kleinepik von Hans Folz und Rosenplüt. Auf den Seiten 21r-28r werden 10 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von der Lehrrede Die meisterliche Predigt (Hans Rosenplüt) und dem Märe Der Knecht im Garten (Hans Rosenplüt):
  1. Weingruß Lieber Rebenknecht
  2. Weinsegen Libe Rebenprü
  3. Weingruß Süsser Himeltau
  4. Weinsegen Edles Abkülen
  5. Weingruß Neczen Gumen
  6. Weinsegen Creftenreiche Labung
  7. Biergruß Liebes Pir
  8. Biersegen Liebe Gerstenprü
  9. Metgruß Süßs Geschleck
  10. Metsegen Liber Met
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (mit rubrizierten Überschriften „Weingrus“, „Das Gesegen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab. Wie auch die anderen Texte der Handschrift werden auch die Weingrüße auf einer Seite mit folgender Leerseite überschrieben: „Wein grüs pier grüs und met grüs“. Die Handschrift erhält dadurch einen repräsentativen Charakter.
U
Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg 150.8° [zuvor 120.4°]; 222 Bll.; Papier; um 1525; ostmitteldeutsch; Handschrift aus einer Hand mit Fastnachtspielen, Schwänken und Kleinstformen v.a. von Rosenplüt (ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Pensel, Franzjosef: Verzeichnis der altdeutschen Handschriften in der Stadtbibliothek Dessau. Berlin 1977 online, S. 137-146). Auf den Seiten 150v-158r sind 12 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von dem Gebet Die geistliche Feldschlacht und dem Märe Die bestrafte Kaufmannsfrau (Hans Meißner):
  1. Weingruß Neczen Gumen
  2. Weinsegen Creftenreiche Labung
  3. Weingruß Lieber Lantman
  4. Weingruß Süsser Himeltau
  5. Weinsegen Edles Abkülen
  6. Weingruß Gesunte Ercznei
  7. Weinsegen Liber Heylant
  8. Weingruß Lieber Rebenknecht
  9. Weingruß Allerliebster Trunck
  10. Weinsegen Allerliebster Trost
  11. Weingruß Edels Getranck
  12. Weinsegen Edle Leibsalb
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (mit rubrizierten Überschriften „Wein gruss“ bzw. „Wein segen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. In der Regel sind die ersten ein- bis zwei Verszeilen der Weingrüße ebenfalls rubriziert. Gruß und Segen wechseln sich grundsätzlich ab, wobei an zwei Stellen zwei Weingrüße aufeinander folgen. Die Handschrift, die im 16. Jahrhundert im Besitz von Franz, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg-Gifhorn, war, besitzt aufgrund ihrer ausladenden Überschriften, ihrer kalligraphischen Qualität und ihrer großzügigen Schriftraumnutzung repräsentativen Charakter.
W
Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Cod. Quart 564; 142 Bll.; Papier; ca. 1475; Nürnberg; die Sammelhandschrift – in anderem Zusammenhang unter der Sigle F als „Weimarer Liederhandschrift“ bekannt – beinhaltet v.a. Minnelieder, Fastnachtspiele, Minnereden und Spruchdichtung klassischer Minnesänger und Rosenplüts.[13] Auf den Seiten 137v-140r sind 6 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von der Teufelserzählung Der Ritter in der Kapelle und der Minnerede Stiefmutter und Tochter:
  1. Weingruß Neczen Gumen
  2. Weinsegen Creftenreiche Labung
  3. Weingruß Lieber Rebenknecht
  4. Weinsegen Libe Rebenprü
  5. Weingruß Allerliebster Trunck
  6. Weinsegen Allerliebster Trost
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (mit Überschriften „Der Grus“, „Das Gesegen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden grundsätzlich großgeschrieben. Gruß und Segen wechseln sich immer ab. S. 139r beginnt fälschlich mit 7 Versen eines Fastnachtspiels, die durchgestrichen sind. Das am Ende von S. 138v begonnene Verspaar wird anschließend fortgesetzt. Auf S. 139r und 139v ist der Text durch Wasserschaden mitunter schwer erkennbar.
W1
Weinmar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Cod. Oct. 145; 241 Bll.; Papier; 1480-1500; ostschwäbisch; Augsburg? Sammelhandschrift mit v.a. Minnetexten, Mären, Schwänken und geistlicher Kleinepik. Auf den Seiten 100v-105r sind 6 Weingrüße aufgeführt, eingerahmt von dem geistlichen Reimpaarsegen Der Priester und die Messe (Hans Zukunft) und dem Benimmtraktat Der zühte lêre:
  1. Weingruß Lieber Rebenknecht
  2. Weinsegen Libe Rebenprü
  3. Weingruß Edels Getranck
  4. Weinsegen Edle Leibsalb (als Gruß ausgeführt)
  5. Weingruß Allerliebster Trunck
  6. Weinsegen Edles Abkülen
Auf den Seiten 199v-208r folgen – von anderer Hand – 13 weitere Weingrüße, eingerahmt von der Lehrrede Wie der Würfel erfunden wurde und dem Reimpaarspruch Warnung vor Trunkenheit (Hans Raminger):
  1. Weingruß Lieber Lantman
  2. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  3. Weingruß Süsser Himeltau
  4. Weinsegen Libe Rebenprü
  5. Weingruß Gesunte Ercznei
  6. Weinsegen Liber Heylant
  7. Weingruß Neczen Gumen
  8. Weinsegen Creftenreiche Labung
  9. Weingruß Lieber Wein
  10. Weinsegen Lieber Rebensafft
  11. Weinsegen Allerliebster Trost
  12. Metgruß Süßs Geschleck
  13. Metsegen Liber Met
Die Weingrüße werden durch rubrizierte Überschriften (erster Teil: „Der x spruch von dem wein“; zweiter Teil: „vom wein“ bzw. „abschaiden“) getrennt ausgeführt; Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden nicht grundsätzlich großgeschrieben. Grüße und Segen wechseln einander durchweg ab (mit Ausnahme des vierten Weingrußes im ersten Teil, der trotz anderslautender Überschrift als Gruß ausgeführt ist). Die Überschrift des ersten Teils („hie hent sich an die sprich von dem wein und sendt der siben der erst spruch“) kündigt 7 Weingrüße an. Der siebte Text ist allerdings kein Weingruß im engeren Sinn (Pseudo-Weingruß Her Fein). Der gesamte Text verzeichnet ungewöhnlich viele Abweichungen und Missverständnisse gegenüber den Paralleltexten.
Darüber hinaus sind Weingrüße und -segen in unbekanntem Umfang noch in einer Handschrift überliefert, die im Privatbesitz August Gottlieb Meißners war und deren Verbleib unbekannt ist.[14]

Drucke

d1
Ein schoner spruch vom wein met und bier. Druck Nürnberg 1489-1492: Peter Wagner; GW M43176; Exemplar: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Ink. 8.H.83. Der Druck verzeichnet 18 Weingrüße:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft
  5. Weingruß Allerliebster Trunck
  6. Weinsegen Allerliebster Trost
  7. Weingruß Lieber Lantman
  8. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  9. Weingruß Süsser Himeltau
  10. Weinsegen Edles Abkülen
  11. Weingruß Gesunte Ercznei
  12. Weinsegen Liber Heylant
  13. Weingruß Lieber Rebenknecht
  14. Weinsegen Libe Rebenprü
  15. Biergruß Liebes Pir
  16. Biersegen Liebe Gerstenprü
  17. Metgruß Süßs Geschleck
  18. Metsegen Liber Met
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt, Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, bei den Versanfängen wird jeweils der Anfangsbuchstabe des ersten Verses eines Reimpaares großgeschrieben. Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab. Auf den Titel folgt auf der ersten Druckseite ein seitenfüllender Holzschnitt: Ein junger Mann im Vordergrund erhebt ein Glas, während hinter ihm und neben einem Hauseingang eine Frau auf einer Holzbank an einem Tisch sitzt.
d2
Ain schöner spruch von lobung wein met und bier. Druck Reutlingen 1510: Michael Greif; VD16 ZV 32099; Exemplar: München, Bayerische Staatsbibliothek, A8. 31 Z (verschollen). Der Druck ist in Weller, Emil (Hg.): Dichtungen des sechzehnten Jahrhunderts, S. 37-47, ediert, wonach sich auch die vorliegende Ausgabe richtet. Der Druck verzeichnet 18 Weingrüße:
  1. Weingruß Edels Getranck
  2. Weinsegen Edle Leibsalb
  3. Weingruß Lieber Wein
  4. Weinsegen Lieber Rebensafft
  5. Weingruß Allerliebster Trunck
  6. Weinsegen Allerliebster Trost
  7. Weingruß Lieber Lantman
  8. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  9. Weingruß Süsser Himeltau
  10. Weinsegen Edles Abkülen
  11. Weingruß Gesunte Ercznei
  12. Weinsegen Liber Heylant
  13. Weingruß Lieber Rebenknecht
  14. Weinsegen Libe Rebenprü
  15. Biergruß Liebes Pir
  16. Biersegen Liebe Gerstenprü
  17. Metgruß Süßs Geschleck
  18. Metsegen Liber Met
Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab.
d3
Räbhänszlin. Druck Basel 1513: Pamphilius Gengenbach; VD16 ZV 29685; Exemplare: Kopenhagen, Königliche Bibliothek, 75II 267,4°; Wien, Österreichische Nationalbibliothek, MF 559. Der Druck verzeichnet 20 Weingrüße:
  1. Vorspruch Weingruß
  2. Weingruß Edels Getranck
  3. Weinsegen Edle Leibsalb
  4. Weingruß Din Krafft
  5. Weinsegen Dein Güt
  6. Weingruß Lieber Wein
  7. Weinsegen Lieber Rebensafft
  8. Weingruß Süsser Himeltau
  9. Weinsegen Edles Abkülen
  10. Weingruß Gesunte Ercznei
  11. Weinsegen Liber Heylant
  12. Weingruß Lieber Rebenknecht
  13. Weinsegen Libe Rebenprü
  14. Weingruß Allerliebster Trunck
  15. Weinsegen Allerliebster Trost
  16. Weingruß Lieber Lantman
  17. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  18. Weingruß Neczen Gumen
  19. Weinsegen Creftenreiche Labung
  20. Weingruß Süsser Geschmack
  21. Weinsegen Ein Kron
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (auch mit durchnummerierten Überschriften „Der x. Grusz“, „Der x. Segen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden großgeschrieben. Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab. Auf der ersten Druckseite trennt ein Holzschnitt den Titel: Das Bild ist durch zwei Säulenbögen aufgeteilt; links stampft ein Mann Weintrauben in einem Bottich, hinter ihm trägt en Mann Weinrispen in einer Bütte, im Hintergrund ranken sich Weinreben an Stangen; rechts ist ein schwarzer Skorpion abgebildet. Nach dem Titel folgt eine dreiversige Überschrift und eingerückt ein neunversiger Vorspruch, auf dessen linker Seite eine Zeigehand abgebildet ist; ein wieder durch zwei Torbögen zweigeteilter Holzschnitt trennt am Ende der Seite das Wort „Trunckenuͤlin“: Links sitzt ein trinkender Herr in einer Kammer hinter einem gedeckten Tisch neben einem Kaminfeuer; rechts gießt ein Mann Flüssigkeit aus einem Krug auf die Erde. Der Druck wird abgeschlossen mit der Abkürzung „S R F“.
d4
Ein hübscher spruch von dem edlen weyn. Druck Nürnberg 1530: Kunigunde Hergot (Exemplar Berlin: VD16 ZV 15959), wahrscheinlich direkter Nachdruck Georg Wachter (Exemplar Zwickau: VD16 H 5686). Exemplare: Berlin, Staatsbibliothek, Yd 7821, Nr. 39 R; Zwickau, Ratsschulbibliothek, 30.5.20.(42). Der Druck verzeichnet 4 Weingrüße:
  1. Weingruß Lieber Rebenknecht
  2. Weinsegen Edle Leibsalb (als Gruß ausgeführt, mit dem Incipit von Weingruß Edels Getranck)
  3. Weingruß Edels Getranck (mit Incipit von Weinsegen Edle Leibsalb)
  4. Weingruß Allerliebster Trunck
Die Weingrüße werden nicht getrennt ausgeführt, so dass tatsächlich ein einzelner ‚Spruch‘ entsteht; im Druck durch Hergot korrespondieren Zeilenumbrüche nicht mit Versgrenzen; anfangs wird tendenziell jeweils der Anfangsbuchstabe des ersten Verses eines Reimpaares großgeschrieben, was im Laufe des Textes aber aufgegeben wird. Im Nachdruck durch Wachter korrespondieren Versgrenzen mit Zeilenumbrüchen, und Versanfänge werden großgeschrieben. Da der einzige Weinsegen als Gruß ausgeführt wird, besteht der Text nur aus Weingrüßen im engeren Sinne. Das jeweils erste Verspaar von Weingruß Edels Getranck und Weinsegen Edle Leibsalb sind vertauscht, im Weingruß Allerliebster Trunck sind vier Verse aus dem Weinsegen Allerliebster Trost eingefügt, die letzten 10 Verse bringen neues Textmaterial. Auf der ersten Druckseite des vermutlichen Erstdrucks durch Hergotin sind nach dem Titel zwei Holzschnitte abgebildet: Auf dem ersten Holzschnitt in der Seitenmitte sind links zwei große Fässer zu sehen, die von zwei dahinerstehenden Männern verschlossen bzw. befüllt werden; rechts ist ein großer Bottich, in dem ein Mann Weintrauben stampft, deren Saft in einem kleineren Bottich aufgefangen wird, hinter dem ein Mann kniet. Im Hintergrund bringt ein Leser Trauben in einer Bütte. Auf dem zweiten Holzschnitt darunter ist eine Weinrebe mit Blättern und Trauben abgebildet. Die erste Initiale des Weinsegens ist mit dem Bild eines geflügelten Wurms mit Frauenkopf und Weinblatt in der Hand gestaltet. Dieser Druck wird abgeschlossen mit der Angabe „Gedruckt zů Nuͤrnberg durch Kunegund Hergotin“. Wahrscheinlich als direkter Nachdruck in Nürnberg im gleichen Jahr (vgl. Götze, Alfred (Hg.): Ein hübscher Spruch von dem edlen Wein, S. 6) erscheint die Version Georg Wachters, die sich (von vier vernachlässigbaren Ausnahmen abgesehen) lediglich orthographisch von der Vorlage unterscheidet. Sie bietet auf der ersten Druckseite unter dem Titel den Holzschnitt eines neben drei Fässern auf dem Boden sitzenden Mannes, der vor einem gedeckten Tisch aus einer großen, runden Flasche trinkt.
d5
Rebhenßlins segen. Druck o.O. (Mühlhausen/Elsass, vgl. Goedeke, Karl (Hg.): Pamphilus Gengenbach, S. 520) um 1560; VD16 R 439. Exemplar: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 127.11 Th. (4). Der Druck verzeichnet 20 Weingrüße:
  1. Vorspruch Weingruß
  2. Weingruß Edels Getranck
  3. Weinsegen Edle Leibsalb
  4. Weingruß Din Krafft
  5. Weinsegen Dein Güt
  6. Weingruß Lieber Wein
  7. Weinsegen Lieber Rebensafft
  8. Weingruß Süsser Himeltau
  9. Weinsegen Edles Abkülen
  10. Weingruß Gesunte Ercznei
  11. Weinsegen Liber Heylant
  12. Weingruß Lieber Rebenknecht
  13. Weinsegen Libe Rebenprü
  14. Weingruß Allerliebster Trunck
  15. Weinsegen Allerliebster Trost
  16. Weingruß Lieber Lantman
  17. Weinsegen Lieber Eydtgesell
  18. Weingruß Neczen Gumen
  19. Weinsegen Creftenreiche Labung
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (auch mit durchnummerierten Überschriften „Der x. Weyngrůsz“, „Der x. Segen“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden großgeschrieben, Verspaare durch Einrückung des jeweils zweiten Verses kenntlich gemacht. Gruß und Segen wechseln sich durchweg ab. Auf der ersten Druckseite folgt nach dem Titel eine dreiversige Überschrift, danach ein Holzschnitt (Männer sitzen beim Wein in einem Haus, ein Mann steht zeigend und mit erhobenem Stock, ein Mann bringt eine Schüssel) und ein neunversiger Vorspruch. Der Druck wird abgeschlossen mit der Abkürzung „S. R. F.“ und einer Schmuckschleife.
d6
Rebhenssleins Grus und Segen. Druck o.O. 1581; VD16 ZV 30224. Exemplar: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, MF 557 [früher 6.132-B]. Der Druck verzeichnet 8 Weingrüße, wobei sechs weitere Weingrüße rudimentär assimiliert werden:
  1. Vorspruch Weingruß
  2. Weingruß Edels Getranck
  3. Weinsegen Edle Leibsalb (als Gruß ausgeführt)
  4. Weingruß Din Krafft
  5. Weinsegen Dein Güt (als Gruß ausgeführt)
  6. Weingruß Lieber Wein
  7. Weinsegen Lieber Rebensafft (als Gruß ausgeführt)
  8. Weingruß Süsser Himeltau
  9. Weinsegen Edles Abkülen (als Gruß ausgeführt)
  10. (Weingruß Lieber Rebenknecht)
  11. (Weinsegen Libe Rebenprü)
  12. (Weingruß Allerliebster Trunck)
  13. (Weinsegen Allerliebster Trost)
  14. (Weingruß Süsser Geschmack)
  15. (Weinsegen Ein Kron)
Die Weingrüße werden getrennt ausgeführt (auch mit durchnummerierten Überschriften „Der x. Grusz“), Zeilenumbrüche korrespondieren mit Versgrenzen, Versanfänge werden großgeschrieben, Verspaare durch Einrückung des jeweils zweiten Verses kenntlich gemacht. Gruß und Segen wechseln sich zwar hinsichtlich der Vorlage durchweg ab, alle Segen sind aber – trotz des Titels – als Grüße ausgeführt. Auf der ersten Druckseite folgt nach dem Titel eine vierversige Überschrift, danach ein Holzschnitt (ein Mann kniet neben einer sitzenden Frau), ein neunversiger Vorspruch und die Angabe „Gedruckt im Jar 1581“. Der Weinsegen Edles Abkülen ist ohne weitere Absätze verlängert durch Ausschnitte aus den oben in Klammern gesetzten Weingrüßen. Der Druck wird abgeschlossen mit dem Wort „ENDE“ und einem vierversigen Abschlussgedicht.

Übersicht der Überlieferung

Eigenständige Versionen werden mit Asterisk versehen, nur fragmentarisch ausgeführte Weingrüße und in anderen Weingrüßen aufgenommene Abschnitte sind in runde Klammern gesetzt.

B B1 B2 C D F H1 L M1 N2 R S U W W1 d1 d2 d3 d4 d5 d6
Vorspruch Weingruß B0 0 0 0
Weingruß Edels Getranck 1 1 1 1 A1 1 1 11 A3 1 1 1 2 1 1
Weinsegen Edle Leibsalb 2 2 2 2 A6 2 2 12 A4 2 2 2 3 2 2
Weingruß Din Krafft B1 3 3 3
Weinsegen Dein Güt B2 4* 4 4
Weingruß Lieber Wein 3 3 3 B3 3 B9 3 3 5 5 5
Weinsegen Lieber Rebensafft 4 4 4 B4 4 B10 4 4 6 6 6
Weingruß Lieber Lantman 5 5 A9 5 3* 3 B1 7 7 15 15
Weinsegen Lieber Eydtgesell 6 6 A10
B8
6 B2 8 8 16 16
Weingruß Süsser Himeltau 7 7 A11 7 3 4 B3 9 9 7 7 7
Weinsegen Edles Abkülen 8 8 A12 8 4* 4 5 A6 10 10 8 8 8
Weingruß Gesunte Ercznei 9 9 B5 9 6 B5 11 11 9 9
Weinsegen Liber Heylant 10 10 B6 10 7 B6 12 12 10 10
Weingruß Neczen Gumen 6 11 11 A5 11 1 2 5 1 1 B7 17 17
Weinsegen Creftenreiche Labung (7) 12 A4 12 2 3 6 2 2 B8 18 18
Weingruß Lieber Rebenknecht 12 13 5 A7 13 1 1 8 3 A1 13 13 11 1 11 (8)
Weinsegen Libe Rebenprü 13 14 A8 14 2* 2 4 A2
B4
14 14 12 12 (8)
Weingruß Allerliebster Trunck 5 14 15 3 A2 15 3 9 5 A5 5 5 13 4* 13 (9)
Weinsegen Allerliebster Trost 7 15 16 4 A3 16 4 (1) 10 6 B11 6 6 14 (4) 14 (10)
Weingruß Süsser Geschmack B7 19 19 (10)
Weinsegen Ein Kron B9 20 20 (11)
Biergruß Liebes Pir 16 17 17 4 7 15 15
Biersegen Liebe Gerstenprü 17 18 18 1 8 16 16
Metgruß Süßs Geschleck 19 9 B12 17 17
Metsegen Liber Met 20 10 B13 18 18

Editionen und Übersetzungen

Die Weingrüße werden zum ersten Mal 1780 bzw. 1781 durch Johann Gottfried Herder ediert. Herder folgt im Rahmen eines Briefes in Auswahl „einem sehr leserlich geschriebenen Kodex“ (Herder, Johann Gottfried: Andenken an einige ältere deutsche Dichter. Dritter Brief, S. 483) – sicherlich W1 –, dessen Text er orthographisch aktualisiert und geringfügig kommentiert. Auf der Basis von Herders Ausgabe nimmt Johann Adam Göz 1829 wenige Weingrüße in seine Ausgabe der Dichtungen von Hans Sachs auf.

1836 folgt eine erste kritische Ausgabe durch Moriz Haupt (Haupt, Moriz (Hg.): Weingrüße und Weinsegen). Haupt folgt nach dem Leithandschriftenprinzip D (nach Haupt: A für Teil 1, B für Teil 2), wobei er L (C nach Haupt) einbezieht. Um die Abfolge Gruß – Segen zu wahren, greift er geringfügig in die bei D überlieferte Reihenfolge ein. Herders Mitteilungen zitiert Haupt als Kommentar, ohne W1 identifizieren und einsehen zu können. Eine Auswahl von je 6 Weingrüßen dieser Edition werden 1839 von Wilhelm Wackernagel und 1846 von Heinrich Kurz wiederabgedruckt (vgl. Wackernagel, Wilhelm (Hg.): Altdeutsches Lesebuch, Sp. 1009-1014 bzw. Kurz, Heinrich: Geschichte der deutschen Literatur, S. 612f.). Eine Auswahl von 2 Weingrüßen wird 1846 von Heinrich Köster wiederabgedruckt (vgl. Köster, Heinrich: Literatur der Deutschen von ihrem Beginn bis auf die Gegenwart, S. 59). Die Auswahl von Köster wird 1886 von Ernst Moser mit Übersetzung herausgegeben (vgl. Moser, Ernst (Hg.): Altdeutsche Weisen aus dem XII. bis XVII. Jahrhundert, S. 108-111), einen Weingruß nach Wackernagel nehmen Andreas Heusler und Hermann Schneider 1931 in ihr Übungsbuch zur deutschen Versgeschichte auf (Heusler, Andreas/Schneider, Hermann: Übungsbuch zur deutschen Versgeschichte, S. 51f.).

1856 druckt Karl Goedeke im Anhang seiner Gengenbach-Ausgabe einen Weinsegen nach d3 ab.

1872 nimmt Johann Graesse den Biergruß in seinen Bierstudien auf (1901 folgt ein berichtigter Abdruck durch Johannes Bolte).

1874 ediert Emil Weller die Weingrüße nach d2 (vgl. Weller, Emil (Hg.): Dichtungen des sechzehnten Jahrhunderts, S. 37-47). Da der zugrundliegende Druck verschollen ist, kann über seine editorischen Prinzipien keine Aussage mehr getroffen werden. Der zumindest interpungierte Text von d2 ist damit aber glücklicherweise noch einsehbar.

1912 folgt eine durch Alfred Götze besorgte Faksimileausgabe des Drucks d4, konkret des Nachdrucks durch Georg Wachter (Zwickauer Version, vgl. Götze, Alfred (Hg.): Ein hübscher Spruch von dem edlen Wein) und in Unkenntnis des Erstdrucks Kunigunde Hergots (Berliner Version).

1927 übersetzt Karl Wolfskehl die Weingrüße aus d3 oder d5 im Rahmen eines belletristischen Weinbuchs (vgl. Gutkind, Kurt/Wolfskehl, Karl: Das Buch vom Wein, S. 212-225).

1939 legt Hermann Maschek seine Ausgabe der Weingrüße in seiner 1964 und 1971 nachgedruckten Anthologie Lyrik des späten Mittelalters vor (Maschek, Hermann (Hg.): Lyrik des späten Mittelalters, S. 220-236; 312-314). Er übernimmt dabei die Textfassung von Haupt 1836 (nach D), ergänzt und ersetzt jedoch alle in S vorkommenden Weingrüße durch diese Fassung. Maschek kennt noch die Quellen F, H1, d2, d4, ohne sie in die Ausgabe mit einzubeziehen.

Elisabeth Morgenstern-Werner schließlich besorgt 1990 mit der Transkriptionsausgabe der Weimarer Liederhandschrift auch eine Transkription der Weingrüße nach W (Morgenstern-Werner, Elisabeth (Hg.): Die Weimarer Liederhandschrift Q 564, S. 137v-139v).

Im Rahmen der bereits seit langem geplanten Gesamtausgabe der Werke Rosenplüts, von der 1990 die Reimpaarsprüche und Lieder durch Jörn Reichel teilveröffentlicht wurden, sollten auch die Weingrüße neu ediert werden (vgl. Reichel, Jörn (Hg.): Hans Rosenplütz Reimpaarsprüche und Lieder, S. VII). Nach telefonischer Auskunft bei Hansjürgen Kiepe werden diese Pläne nicht mehr verfolgt.

Dieses Desiderat wird mit der Hybridausgabe von Silvan Wagner 2023 geschlossen (vgl. Wagner, Silvan (Hg.): Hans Rosenplüt: Weingrüße und Weinsegen), die alle bekannten Weingrüße, die Pseudo-Weingrüße und die Weingrußlieder nach dem Leithandschriftenprinzip kritisch ediert und Übersetzungen enthält.

Übersicht Editionen und Übersetzungen

Herder 1780 Herder 1781 Göz 1829 Fr. Friedrich Karl 1834 Haupt 1836 Wackernagel 1839 Köster 1846 Kurz 1846 Goedeke 1856 Graesse 1874 Weller 1874 Moser 1886 Götze 1912 Gutkind/Wolfkehl 1927 Heusler/Schneider 1931 Maschek 1939 Morgenstern-Weber 1990 Wagner 2023
Vorspruch Weingruß 0 0 0 0
Weingruß Edels Getranck 1 1 1 1 1 1 3 1 1 1 1
Weinsegen Edle Leibsalb 6 2 2 8 6 2
Weingruß Din Krafft 13 5 5 11 13 3
Weinsegen Dein Güt 14 6 6 17 14 4
Weingruß Lieber Wein 3 9 15 3 18 15 5
Weinsegen Lieber Rebensafft 16 4 19 16 6
Weingruß Lieber Lantman 1 1 1 9 3 7 5 9 7
Weinsegen Lieber Eydtgesell 2 2 2 10 4 8 6 10 8
Weingruß Süsser Himeltau 3 3 3 11 9 7 11 9
Weinsegen Edles Abkülen 12 10 10 12 10
Weingruß Gesunte Ercznei 5 5 5 17 11 14 17 11
Weinsegen Liber Heylant 6 6 6 18 12 15 18 12
Weingruß Neczen Gumen 1 7 5 13 5 1 13
Weinsegen Creftenreiche Labung 4 4 12 4 2 14
Weingruß Lieber Rebenknecht 4 10 7 13 1 9 7 3 15
Weinsegen Libe Rebenprü 4 4 4 8 14 4 8 4 16
Weingruß Allerliebster Trunck 3 3 5 4 3 3 5 17
Weinsegen Allerliebster Trost 2 8 2 2 2 2 6 2 2 2 6 18
Weingruß Süsser Geschmack 19 16 19 19
Weinsegen Ein Kron 20 1 20 20
Biergruß Liebes Pir 1 15 21 21
Biersegen Liebe Gerstenprü 16 22 22
Metgruß Süßs Geschleck 17 23 23
Metsegen Liber Met 18 24 24

Wissenschaftliche Vorträge zu den Weingrüßen

Anmerkungen

  1. Zur Verwirrung im Siglengebrauch bei Rosenplüt vgl. Reichel, Jörn (Hg.): Hans Rosenplütz Reimpaarsprüche und Lieder, S. 25.
  2. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Schneider, Karin: Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Cgm 201–350, Wiesbaden 1970 online, S. 57-78
  3. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Klingner, Jacob: Gattungsinteresse und Familientradition
  4. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Schmidtke, Dietrich: Die Lieder der Berliner Handschrift germ. quart. 495. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 218 (1981), S. 16–36, 271–285
  5. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Simon, Eckehard: Eine neu aufgefundene Sammelhandschrift mit Rosenplüt-Dichtungen aus dem 15. Jahrhundert
  6. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Hoffmann, Werner: Die deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden. Vorläufige Beschreibungen. Mscr. Dresd. M. 50, Dresden o. J. online
  7. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Kurras, Lotte: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften, Erster Teil: Die literarischen und religiösen Handschriften. Anhang: Die Hardenbergschen Fragmente (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg 1,1), Wiesbaden 1974, S. 47, und Brandis, Tilo: Der Harder. Texte und Studien 1, Berlin 1964, S. 76-85
  8. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Zimmermann, Karin: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181). Wiesbaden 2003 online, S. 230-232
  9. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Pensel, Franzjosef: Verzeichnis der deutschen mittelalterlichen Handschriften in der Universitätsbibliothek Leipzig. Zum Druck gebracht von Irene Stahl. Berlin 1998 online, S. 223-225
  10. Ausführliche Handschriftenbeschreibung bei Schneider, Karin: Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Cgm 201–350. Wiesbaden 1970 online, S. 60-68
  11. Inhaltsbeschreibung bei Von Keller, Heinrich Adelbert: Verzeichnis altdeutscher Handschriften, hg. von Eduard Sievers. Tübingen 1890 (Nachdruck Hildesheim/New York 1974), S. 95-147
  12. Inhaltbeschreibung bei Von Keller, Heinrich Adelbert: Verzeichnis altdeutscher Handschriften, hg. von Eduard Sievers. Tübingen 1890 (Nachdruck Hildesheim/New York 1974), S. 1433-1440
  13. Grundinformationen zur Handschrift bei Kornrumpf, Gisela: Weimarer Liederhandschrift
  14. Vgl. Handschriftencensus.